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FANNIE MAE, FREDDIE MAC: die Milliardenforderungen

Kurze Meldung, lange Geschichte: Wie das Handelsblatt („FANNIE MAE UND FREDDIE MAC: JP Morgan steht vor Milliardenforderungen“, 27.8.13) kurz berichtet, hatten die beiden staatlich geförderten Hypothekenbanken FANNIE MAE (Federal National Mortgage Association) und FREDDIE MAC (Federal Home Loan Mortgage Corporation) im Rahmen einer Klage gegen 17 Großbanken Schadenersatz von etwa 200 Milliarden Dollar geltend. Von JP Morgan würde sie etwa 33 Milliarden Dollar fordern – wäre aber nun wohl laut Handelsblatt bereit, das Verfahren bei einer Vergleichszahlung von „mindestens sechs Milliarden Dollar“ einzustellen. Da könnte man sich fragen: Warum sind die Zahlen eigentlich so wahnsinnig groß? Dieser Vorgang hat eine lange aber auch interessante Geschichte. Also: Tasse Kaffee dazu – und los geht’s…

Die Geschichte beginnt genau genommen im Jahre 1974. Da definiert der „Equal Credit Opportunity Act“: Bei der Kreditvergabe darf in den USA kein Mensch wegen seiner Rasse, seinem Geschlecht oder seiner Religion diskriminiert werden. Das war damals ein klares politisches und auch angebrachtes Eingreifen des Staates. Im Jahre 1977 folgte dann der „Community Reinvestment Act“, der vorschrieb, dass Banken immer die Aufgabe der Unterstützung ihrer Regionen und Gemeinden zu verfolgen und dafür zu sorgen hätten, dass ihre Leistungsfähigkeit diesbezüglich immer aufrecht erhalten bliebe. Der Hintergrund war damals die Feststellung, dass bestimmte Gebiete, in denen beispielsweise nur Schwarze wohnten, von den Banken schlicht keine Kredite erhielten. Hierfür wurde der Begriff des Redlinings geprägt. Gebiete, die aus der Sicht der Banken hinter einer auf dem Stadtplan gezogenen roten Linie liegen, wurden kategorisch nicht bedient. Interessanterweise war dieses Gesetz nach unserem Kenntnisstand nicht mit einem Strafkatalog bei Nichtbeachtung hinterlegt.

Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks gewann dann der Kapitalmarkt immer mehr an Bedeutung. Um das für die Förderung einkommensschwacher Haushalte zu nutzen, legte der „Federal Housing Enterprises Financial Safety and Soundness Act“ im Jahr 1992 fest, dass die beiden vom Staat geförderten Banken Fannie Mae und Freddie Mac, die von Banken Kreditportfolios kauften und verbrieften, einen größeren Prozentsatz der verbrieften Kredite für bezahlbare Wohnimmobilien – also für geringer verdienende Haushalte – ansteuern sollten.

Acht Jahre später, im Oktober 2000 hatte Fanny May dann etwa gerade mal 2 Milliarden Dollar an Krediten, die in diesen Bereich fallen, verbrieft. Zu diesem Zeitpunkt gab Fanny Mae an, dass das Department of Housing and Urban Development der Bank zur Auflage gemacht hätte, 50% Prozent ihres Portfolios aus Darlehen zu schöpfen, die dem Community Reinvestment Act entsprechend für Geringverdienende ausgereicht worden waren. In diesem Zusammenhang veröffentlichte Fanny Mae das Ziel, bis 2010 ingesamt 500 Milliarden Dollar aus diesem Bereich im Portfolio zu haben. Mit dieser Zielsetzung scheint die Hypothekenbank, deren Aufgabe es bis dahin war, Kredite zu kaufen und zu verbriefen, den Vorgang beschleunigt zu haben – und eben verbriefte Kreditportfolios zu kaufen.

Das muss dann wohl eine Einladung an die Großbanken gewesen sein. Sie begannen, daraus ein Geschäftsmodell zu machen. Wie man weiß, vergaben sie Kredite ohne bänkerischen Sinn und Verstand – nur mit dem Zweck, sie gleich wieder in Paketen zu vermarkten. Der künstlich erzeugte Markt kollabierte. Seither haben Fannie Mae und Freddie Mac laut Handelsblatt zusammen 187,5 Milliarden US-Dollar (rund 140 Milliarden Euro) an Staatshilfe bekommen. Und das Geld zuzüglich Zinsen ergibt eben in etwa die 200 Milliarden, von denen bei der Klage die Rede ist.

Wieder was dazu gelernt. Hat der Kaffee geschmeckt?…
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