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Die ZEIT zum Scheitern der Deutschen Bank: Eigentlich sind die Kunden schuld…

Auch drollig: Nachdem das Führungsduo der Deutschen Bank nun zurücktritt, seziert ZEIT-online („Deutsche Bank: Wie viel Investmentbank darf's denn sein?“, 8.6.15) seziert deren Scheitern. Und kommt zu einem wirklichen drolligen Schluss: Eigentlich sind die deutschen Kunden und Unternehmen schuld…

 

Die Erklärung, die der Artikel gibt: Die Probleme der Deutschen Bank hätten im Grunde nichts mit dem Investment-Banking-Konzept oder ihrem Vortänzer Anshu Jain zu tun. Die Bank hätte auch ohne ihn noch Probleme.

Denn Ihre Krise zeige, „wie unterentwickelt der deutsche Kapitalmarkt ist.“

Da spricht der Autor ein großes Wort gelassen aus. Und stellt fest, was im Grunde bekannt ist:

Die Analyse

Die deutschen Unternehmen, und insbesondere der „ für Deutschlands Arbeitsmarkt so wichtige Mittelstand“ würden sich ihr Geld eben nicht wie in den angelsächsischen Ländern vom Kapitalmarkt holen. Sondern „in dem von öffentlich-rechtlichen Sparkassen und Volksbanken dominierten deutschen Markt“.

Und weil die Marktanteile so verteilt sind, wie sie eben verteilt sind, habe die Bank in diesem Geschäft halt nicht viele „Gewinne sprudeln“ lassen können. Diese Gewinne hätte sie aber gebraucht, um mit dem Universalbank-Konzept aus Privatkundenbank und Investmentbank gewissermaßen auf beiden Seiten soviel Geld zu verdienen, dass sie ihr Aktionäre immer schon zufrieden stellen konnte.

Der Verzicht auf die Privatkunden, so der Artikel, sei nämlich irgendwie auch zu unsicher: Denn ohne Spareinlagen hätte sich die Bank komplett auf den Kapitalmarkt zur Refinanzierung verlassen müssen – was, „wie an Lehman Brothers und Bear Stearns deutlich wurde“, fatale Folgen haben könne. Also quasi lieber doppelt gemoppelt. Oder auf finanzmärktisch Risiko-Streuung. Das macht ja durchaus Sinn.

Unser Resümee

Wir resümieren also: Die Deutsche Bank hat irgendwie schon alles richtig gemacht. Nur die Welt wollte einfach nicht mehr mitspielen.

·      Die deutschen Unternehmen finanzieren sich zu wenig über den Kapitalmarkt – was das Investment-Banking in Deutschland uninteressant bzw. nicht so richtig rentabel macht.

·      Die deutschen Sparer geben ihr Geld auch an Sparkassen und Genossenschaftsbanken, was dazu führt, dass die Deutsche Bank mit ihrem Spargeld nicht so gut im Interesse ihrer Aktionäre arbeiten kann.

Und dann sei auch noch im amerikanischen Markt eine verschärfte Regulierung dazu gekommen, die das Geldverdienen auch schwierig gemacht hatte… Mist!

Ach so: Dass die diversen über mehrere Milliarden Euro verstreckten Strafgelder und Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten auch an den Gewinnen für die Aktionäre nagten und die fortlaufende Entdeckung von weiteren Altlasten aus der Zeit, in der das Investment-Banking bei der Deutschen Bank die Nase vorn hatte, macht die Sache natürlich für die Aktionäre auch nicht besonders attraktiv.

Ja, das kann man verstehen.

 

Fazit

 

Was soll man dazu noch sagen? Natürlich ist dieser resümierende Artikel aus der Sicht „der Märkte“ in sich logisch  – denn er basiert offenbar auf der Prämisse, dass das Heil im angelsächsischen System liegt, das im Kapitalmarkt ganz pragmatisch irgendwie aus allem Geld macht, was nicht bei drei auf dem Baum ist. Über die Frage, ob und wie sehr dieses System mit dem europäischen kompatibel ist, haben wir uns schon verschiedentlich ausgelassen.

Es bleibt halt schon noch so, dass ein Markt, der – wie das Manager Magazin („Der Drei-Milliarden-Euro-Ersatzmann“, 8.6.15) feststellte – nur durch die Ankündigung eines Vorstandswechsels den Wert eines Unternehmens innerhalb eines Tages um drei Milliarden Euro steigen lassen kann, für die eher gemächliche kontinental-europäischen Lebenswelt nicht so richtig sicher erscheinen kann. Naja.

Schlussendlich, so stellt, der Artikel in der ZEIT dann aber eines fest, was unabhängig von den Prämissen sicher richtig ist:

 

Gescheitert sei Jain letztlich daran, dass „die Deutsche Bank bis heute nicht weiß, was sie sein will. Oder sein kann.“

 

Damit hat er sicherlich recht. Denn so sehen wir das vor einem ganz anderen Hintergrund auch. Gerade kürzlich schrieben wir:

 

Eventuell hätte man dann auch mal die Frage stellen können: Welchem System folgt(e) die Deutsche Bank eigentlich – und welchem sollte sie als international aufgestellte Bank mit nationaler Verwurzelung folgen? Sollte sie diesseits der Grenzen „deutsch“ denken und jenseits der Grenzen dann „angelsächsisch“? Schwer vorzustellen irgendwie. Und das ist wohl tatsächlich das Problem der größten international aufgestellten Bank Deutschlands.

 

So gesehen bleibt der Vorgang spannend. Nun ist aber erstmal ein Sanierer bei der Deutschen Bank an Bord, der die Aktionäre wieder zufrieden machen soll – und der übrigens als Aufsichtsrat des Hauses schon seit 2013 die Geschicke des Hauses, das er nun sanieren soll, mitlenkte…

 

 

 

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