Interessant: SZ-Recherche auf Leserwunsch – Beschäftigung mit dem „Kapitalismus“.
Ein interessantes Projekt bei der SZ: Im Rahmen ihres neuen Rercherche-Formats wird die Süddeutsche Zeitung zum Thema "Höher, schneller, weiter: Macht uns der Kapitalismus kaputt?" zu von den Lesern vorgegebenen Teilthemen recherchieren und schreiben…
Offenbar sehen die Leser der Süddeutschen Zeitung die Märkte mit kritischem Auge. Wir werden die Artikel allemal lesen.
Man darf gespannt sein, ob auch einmal von dem die Rede sein darf, was die mittelständische Wirtschaft in Deutschland so stabil gehalten hat:
- Die regionalen Banken, deren Arbeit und Philosophie sich im Gegensatz zu den Großbanken und „den Märkten“ nicht auf die Maximierung des Gewinns, sondern auf die Unterstützung ihrer Regionen konzentriert.
- Das mediale Ungleichgewicht, dem wir alle jeden Tag ausgesetzt sind: Börsenmeldungen in jeder Nachrichtensendung – obwohl laut einer Studie des Deutschen Aktieninstituts die Aktienkultur in Deutschland in 2014 „einen erneuten Rückschlag“ erlitten hat und rund 500.000 Menschen sich von Aktien oder Anteilen an Aktienfonds trennten. Trotz steigender Kurse an den Börsen, so das DAI sei die Zahl der Aktienanleger das zweite Jahr in Folge gesunken. Lediglich rund 8,4 Millionen Anleger oder 13,1 Prozent der Bevölkerung seien am Aktienmarkt engagiert. Dies ist das Kernergebnis der jüngsten Untersuchung des Deutschen Aktieninstituts zur Zahl der Aktienbesitzer. Die Zahl der Aktionäre sei im Jahr 2014 gar „um rund 400.000 auf jetzt 4,1 Millionen (bzw. 6,4 Prozent der Bevölkerung)“ dabei „überproportional stark bei den jüngeren Anlegern“ gesunken. Warum lesen wir eigentlich so viel übers "Geldmachen" und so wenig über das regionale Engagement von Banken?
In diesem Zusammenhang eine nette Fundsache in der SZ:
Zweifelt jetzt auch Josef Ackermann am System?
In dem Artikel „Schuld und Schulden“ (15.5.15) wird unter anderem auch der ehemalige Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann – wir haben ihn über die letzten Jahre hinweg auch öfter mal „erwähnt“ – zitiert.
Während einer Tagung mit dem Titel „Ihr aber glaubet“ Mitte Juni im Kölnischen Kunstverein gab es neben einem Workshop zum Thema "Was glaubt die Wirtschaft?" auch ein Gespräch zwischen Josef Ackermann und seinem Professor Hans Christoph Binswanger. Bei diesem öffentlichen Gespräch im Kölnischen Kunstverein soll Ackermann gesagt haben:
"Irgendwie stimmt die ganze theoretische Untermauerung nicht mehr, an die wir geglaubt haben."
Leider konnten wir keine Mitschrift dieses Gesprächs finden. Allemal gibt dieser ein wenig bezugslos im Raum stehende Satz zu denken. Sollte die rational-logische Kälte, mit der Ackermann immer zu erklären wusste, warum der Markt und die Deutsche Bank immer alles weiß und richtig macht, sich plötzlich in heiße Luft verwandelt haben?
Wird tatsächlich eine neue - oder vielleicht sogar alte - Art der Vernunft einkehren? Man weiß es nicht…
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