claim von gute-banken

Jetzt sieht es auch die FAZ: Eine Zentralisierung der Banken ist „nicht im Interesse der Kunden“…

Ein Artikel in der FAZ („Folgen des Niedrigzins: Der langsame Abschied von der kleinen Bank“, 1.10.15)  beschäftigt sich mit den Folgen von Niedrigzins und den massiven neuen Aufwänden, die nach der Krise alle Banken für den „Anlegerschutz“ von den Aufsichtsbehörden auferlegt bekamen. Dazu wird ein schlauer Ratschlag des Noch-Co-Chefs der Deutschen Bank zitiert…

Um es einmal kurz zusammenzufassen: Die wegen der Krise niedrigen Zinsen und auch die wahnwitzigen Dokumentationsaufwände führen dazu, dass gerade den kleinen regionalen Häusern auf Sicht die Luft ausgehen könnte. Um diese durch die Krise ausgelösten Aufwände noch wirtschaftlich bewältigen zu können, würden viele, so liest man hier, würden wohl fusionieren müssen.

Das ist insofern schon bemerkenswert, als die Subprime-Krise nun ganz bestimmt nicht von den kleinen regionalen, sondern eben von den auf Profitmaximierung um jeden Preis gesteuerten Großbanken ausgelöst wurde.

Die Folgen sind „nicht im Interesse des Kunden“

Vielleicht verwendet die FAZ deshalb in einer Zwischenzeit auch die Formulierung „Zentralisierung der Banken droht“. Aber leider führt sie den Grund für diese Formulierung nicht näher aus. Immer liest man in dem Artikel, dass eine Zentralisierung des Bankwesens „auch nicht im Interesse des Kunden“ sei. Das ist doch wenigstens mal ein klares Statement. Dennoch fragt man sich, wem dies alles denn am Ende dient. Und man wird manchmal das Gefühl nicht los, dass die Krise hier von den selben Playern für ihre Zwecke genutzt werde, die sie vorher auslösten. Die Deutsche Bank trennt sich mal eben von der Potsbank. Die Zeche zahlen die regionalen Häuser und ihre Kunden. Über solche Zusammenhänge liest man in dem Artikel kein Wort.

Zum Glück wird in dem Artikel dann aber über etwas gesprochen, das irgendwie schon etwas Amüsantes hat:

Wertpapiere lohnen sich für kleine Banken nicht

Gerade bei kleinen Banken lägen die Kosten im Wertpapiergeschäft laut einer Studie von zwei Professoren durch die neue Regulierung „bei fast 140 Prozent der Erträge dieses gesamten Geschäftsbereichs“. Sie würden bei diesen Geschäften also einfach gesprochen nichts verdienen, sondern drauflegen. Wenn die Vorschriften zu kompliziert würden, könnten gerade kleinere Banken die Beratung und den Verkauf von Wertpapieren, gerade von Aktien, womöglich ganz einstellen. Erste kleine Institute hatten auch gemeldet, dass sie weitgehend aufs „Wertpapiergeschäft verzichteten“.

Dennoch wird der Präsident des Bundesverbandes der Volks- und Raiffeisenbanken, Uwe Fröhlich zitiert: Sein Eindruck sei, dass die Volksbanken sich oft ihren Genossenschaftsmitgliedern verpflichtet fühlten und deshalb Wertpapiergeschäft auch dann weiter anböten, wenn sie damit rote Zahlen schreiben und die Verluste aus anderen Geschäftsbereichen ausgleichen. Das ist schon eine verdrehte Welt…

Denn tatsächlich ist die Kernaufgabe von regionalen Häusern ja nicht wie bei den Großbanken, ihre Kunden in die Aktien zu treiben. Nicht zuletzt auch deshalb, weil diese Kunden ja mehrheitlich ohnehin trotz steigender Indizes keine Lust auf den Einstieg in die Aktie haben. Laut den vom Deutschen Aktieninstitut (DAI) veröffentlichten Zahlen sank die Zahl der Aktionäre im Jahr 2014 „um rund 400.000 auf jetzt 4,1 Millionen (bzw. 6,4 Prozent der Bevölkerung)“. „Lediglich rund 8,4 Millionen Anleger oder 13,1 Prozent der Bevölkerung sind am Aktienmarkt engagiert“.

Bleibt der Niedrigzins… und wer hat etwas davon?

Das Problem dürfte also in diesem Sinne überschaubar sein. Beibt also der Niedrigzins, für den die kleinen Häuser ebenfalls ganz bestimmt nichts können – unter dem sie sowohl bei der Geldanlage als auch bei den in der Region ausgereichten Krediten nun aber doch drunter leiden. Im provisionsbasierten Geschäft gibt es eben eine einfache Rechnung: x% von wenig ergibt unterm Strich sehr wenig. Und von irgendwas müssen die erfahrenen und engagierten MitarbeiterInnen und die Filialen ja bezahlt werden.

Da hilft es auch nichts, dass am Ende noch Jürgen Fitschen, der Präsident des Bundesverbands deutscher Banken und „noch“ Deutsche Bank-Co-Chef mit dem üblichen Mantra daherkommt. Er wird mit der Weisheit zitiert, dass das Schließen von Filialen nicht reichen werde: „Es gehe darum, ganze Geschäftsmodelle zu überprüfen und sich schlanker aufzustellen.“

Das ist eben das alte Lied, das man auch mal so beschreiben könnte:

Ändere nicht die Welt oder deine Sicht auf die Dinge – ändere einfach Dein Geschäftsmodell … dann verdienst du auch wieder schön viel Geld…

Das Blöde daran ist, dass das Geschäftsmodell der regionalen Häuser allein schon deshalb nicht wesentlich geändert werden sollte - weil es gemeinwohlorientierter ist als andere und damit die mittelständische deutsche Wirtschaft so stark gemacht hat, wie sie heute ist.

Fazit

Was gibt es dazu noch zu sagen? Eigentlich nichts. Außer vielleicht: Da fällt einem dieser wundervolle Satz des Philosophen Ernst Bloch ein, den er einmal in einem Aphorismenbändchen  namens „Spuren“ schrieb:

„Da sehen wir uns und wieder auch nicht.

Wollen etwas, an dem uns gar nicht liegt,

Aber wir sind schon mitten darin.“

 

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