claim von gute-banken

Das Heuschrecken-Spiel: Lone Star kauft Düsseldorfer Hypothekenbank. Oder: Stinkt Geld doch?

Pecunia non olet – Geld stinkt nicht - sagte der römische Kaiser Vespasian, als er für mit Urin gefüllte Latrinen Steuern erhob. Die Regel ist wohl bis heute gültig. Betrachtet man aber die Strategie der Heuschrecke Lone Star, kann es trotzdem anfangen (einem) zu stinken...

 

Zur Vorgeschichte: Die 1997 gegründete Düsseldorfer Hypothekenbank war ursprünglich auf Staatsfinanzierungen, Pfandbriefe und Immobilienpfandbriefe insbesondere zur Finanzierung von Kommunen spezialisiert. Um die langfristigen Forderungen zwischenzufinanzieren – so heisst es wenigstens – machte die Bank auch kurzfristige Geschäfte, die sie wie viele andere besser nicht gemacht hätte. Nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers und der Kaupting Bank in Island geriet sie in Schieflage. Ende 2007 schoss der Haupteigentümer des Instituts Schuppli – ein Wiesbadener Rechtsanwalt - noch 150 Millionen nach. 2008 wurde die Düsseldorfer Hyp mit der Unterstützung der Soffin vom Einlagensicherungsfonds der deutschen Banken gekauft – bzw. nach Aussage ihres bisherigen Besitzers Schuppli „zwangsenteignet“. Schon 2009 wollten die deutschen Banken das Ding wieder loswerden. Nun kaufte die Heuschrecke Lone Star die schon wieder auf dem Weg der Besserung befindliche Bank. Das Handelsblatt titelt am 30.6.2010 „US-Finanzinvestor Lone Star kauft Düsseldorfer Hyp“:

Die in der Finanzkrise in Schwierigkeiten geratene Düsseldorfer Hyp war Ende April 2008 vorübergehend über den BdB gerettet worden. Dazu hatten Tochtergesellschaften des Einlagensicherungsfonds und des Prüfungsverbandes die Anteile übernommen. (...) Trotz der Finanz- und Wirtschaftskrise sei es gelungen, Schaden vom Pfandbriefmarkt abzuwenden, hieß es. “

Ja, wenn man das so liest, dann scheint ja alles in Ordnung zu sein. Aber wie immer lohnt es sich, ein wenig tiefer zu graben....

 

Wer ist eigentlich Lone Star?

Dieser Name taucht immer mal wieder in kritischen Berichten auf. Schon vor einigen Jahren wurde Lone Star in Deutschland kurzfristig bekannt, weil die Heuschrecken notleidende oder gefährdete Immobilienkredite von deutschen Banken kauften und dann die Häuschen der Häuslebauer einfach mal eben zwangsversteigerten – und zwar ohne dass Herr und Frau Häuslebauer vorher größer über den Eigentümerwechsel ihres Kredits informiert worden wären. Macht ja nix – sind ja nur Kunden.

Nachdem Lone Star also dergestalt schon sein wahres Gesicht gezeigt hat, erwartet man nicht sehr viel besseres. Wer genaueres wissen will, wird nicht sehr viel mehr über Lone Star finden als das, was das schweigsame Haus selbst auf seiner Website preisgibt:

Lone Star Funds (Lone Star) is a global investment firm that acquires distressed debt and equity assets including corporate, commercial real estate, single family residential and consumer debt products as well as banks and asset rich operating companies requiring rationalization. (...) The funds are structured as closed-end, private-equity limited partnerships that include corporate and public pension funds, sovereign wealth funds, university endowments, foundations, fund of funds and high net worth individuals.

Mal das Wichtigste auf deutsch: Lone Star ist auf notleidende Banken, Immobilienkredite und Unternehmen spezialisiert. Ein edler Retter? Ganz offenbar nicht! Einfach gesagt: Sie kaufen, filetieren und zerlegen, was ihnen in die Finger kommt, nehmen keine Rücksicht und machen Geld mit dem, was von ihrer Zerstörungsarbeit übrigbleibt. Und sie haben wie jeder Finanzinvestor das hat, immer den Exit im Auge. Also den Verkauf zu einem höheren Preis. Sie entsprechen also im Grunde exakt dem Bild von dem, was keiner haben will. Umso bemerkenswerter ist deshalb der im Zitat von der Website direkt folgende Satz: Das Geld von Lone Star kommt von öffentlichen und privaten Rentenfonds, Universitätsgeldern, Stiftungen und ein paar Superreichen.

Zeit für eine erste Bestandsaufnahme: Wenn’s stimmt, werden öffentliche und private Renten werden durch Geldmacherei der ärgsten Art finanziert. Stinkt Geld nun oder halten sich alle die Nase zu und denken, dass der Zweck die Mittel heiligt? Oder stimmt diese Angabe gar nicht?

Das Dumme ist: Es ist nicht möglich, sehr viel über die Gesellschafterstruktur von Lone Star oder gar über die Gesellschafter der geschlossenen Fonds von Lone Star herauszufinden. Noch interessanter wäre es, gesicherte Informationen zur Verbindung zwischen Lone Star und der Deutschen Bank zu finden. Wie man sagt, gibt es sie nämlich. Wundern würde es wohl niemanden. (Wer sich hier mal in die Recherche stürzen will und was findet: Bitte melden!)

 

Der Kauf der Düsseldorfer Hyp

Nun hat also Lone Star die Düsseldorfer Hyp gekauft. Und wird sich wahrscheinlich / womöglich wieder als Retter gerieren. Kleiner positiver Nebeneffekt Nummer eins: Wie man hört, war die Übernahme von Garantien in Höhe von 2,4 Milliarden Euro durch den staatlichen Finanzmarktstabilisierungsfonds (SoFFin)eine Bedingung für die jetzige Übernahme durch Lone Star. Prima Sache also – für Lone Star! Insofern dürften die Risiken wohl gedeckelt sein. Letztes Jahr wäre es wohl noch schwieriger gewesen. Aber dieses Jahr geht’s der Düsseldorfer Hyp – so liest man es in ihrer Pressemeldung vom 12.3.2010:

 

Die Bank erzielte mithin im Jahr 2009 einen Jahresüberschuss von 1,6 Mio €

(Vorjahr -215,3 Mio €).

 

Heute die Düsseldorfer Hyp – gestern die IKB

Was die wenigstens wissen, die meisten schon vergessen haben – jetzt aber wieder öfter lesen werden: Die Düsseldorfer Hyp ist nicht die erste Bank, die Lone Star kauft. Lone Star hat auch die vom Bund gestützte Düsseldorfer Mittelstandbank IKB erworben. Diese war wegen der Krise frühzeitig in Schieflage geraten. (Eigentlich war sie für die Finanzierung des Mittelstandes zuständig gewesen – spielte aber lieber das große, geile Spiel am Kapitalmarkt und fiel zulasten der Steuerzahler gehörig aufs Maul. Mehr dazu ein andermal...)

Nachdem Lone Star, wie man lernt, nicht eben zimperlich mit den notleidenden Häusern oder Krediten umgeht, wundert es einen kaum, dass das Handelsblatt am 1.7.2010 titelt:“ IKB-Verlust steigt auf fast eine Milliarde Euro“. Das Handelsblatt schreibt am Ende seines Artikels lakonisch:

Lone Star hatte die IKB schließlich für rund 150 Mio. Euro übernommen, ein Großteil der Restrisiken verblieb bei der bundeseigenen KfW. Lone Star lotet Finanzkreisen zufolge schon wieder einen Weiterverkauf der IKB aus.

Lone Star presst alles aus wie Zitronen. Das ist das Konzept. Muss man nicht gut finden – aber verstehen. Nach Berechnungen von anderen bekam Lone Star allein für die IKB unterm Strich Vorteile von 1,2 Milliarden Euro – vom Staat.

 

Geld ist für viele ein Selbstzweck  - höchstens noch zum Spielen da

Ja, da muss man sich nicht wundern: Lone Star ist ein Unternehmen, das mit Geld spielt und deshalb auch keinen Sinn für irgendwelche Werte oder Anstand hat. Wozu auch Anstand – den kann man nicht ausrechnen. Wenigstens nicht, solange alle glauben, dass dies alles so sein müsste. Buy low, sell high. Make Money. Nichts anderes interessiert. Und die kfw blecht. Und wenn die kfw blechen muss,  dann müssen alle blechen. So einfach ist es. Und Lone Star lacht.

Kleine Randnotiz: Der Zusammenbruch der IKB wurde damals dadurch ausgelöst, dass die Deutsche Bank der IKB die Kreditlinie kündigte. Aber wie gesagt: Auch dazu ein andermal mehr. Darf man hoffen, dass die IKB und die Düsseldorfer Hyp genau das mit vielen Kreditnehmer der beiden Banken machen werden? Einfach mal Zeitung lesen – oder hier bei uns dranbleiben.

Noch eine kleine Randnotiz: Sowohl die IKB als auch die Düsseldrofer Hyp wurden vom Staat gerettet, weil sie systemrevelant waren. Ergo: Jetzt sind also systemrelevante Banken in der Hand von Heuschrecken. Viel Spaß fürs System!

 

Fazit: Was können wir tun?

Lone Star ist kein Retter. Und es steht zu hoffen, dass Entwicklungen wie das Sparkassengesetz sich nicht in der Breite durchsetzen werden. Denn mit der Öffnung der Sparkassen für fremdes Kapital wären auch die Türen für Geld von Lone Star und Konsorten geöffnet. Mit allen Folgen.

 

Das Problem ist, dass Geld eben wirklich nicht stinkt. Wenigstens nicht gleich.

Ja klar: Wir können Lone Star und die ganze durchgeknallte Denkweise nicht einfach aus der Welt schaffen. Aber was wir jederzeit machen können:

Wir sollten unsere Bankberater fragen

 

-          ob ihre Bank selbst schon einmal Kredite verkauft hat

-          was sie von Lone Star und Konsorten hält

-          ob sie am Kapitalmarkt aktiv ist

-          wie hoch die Risiken sind, die sie dort eingeht

 

Gefallen uns die Antworten, bleiben wir dort. Wenn nicht, dann nicht!

 

weitere Einträge

Kommentare

Kommentar schreiben

Bleiben Sie bitte sachlich und themenbezogen in Ihren Beiträgen und unterlassen Sie bitte links- und rechtsradikale, pornographische, rassistische, beleidigende und verleumderische Aussagen.