claim von gute-banken

Zeit und Handelsblatt arbeiten die Krise auf: Wer sorgt solange für Stabilität?

Oder: Bitte mehr Banalität!

 

Am 12.8.2010 liest man in Zeit-Online einen (wieder vom Handelsblatt übernommenen) scheinbar kritischen Artikel mit der Überschrift: „Warum die Krise unterschätzt wird“. Man weiß jetzt also genau, wo die Fehler lagen. Was fehlt, ist die einfache Frage: Wer hat eigentlich solange dafür gesorgt, dass alles weitergeht?

 

Unter Zuhilfenahme von Bewertungen führender Zentralbanker und Wirtschafts-Forscher wird in dem Artikel das Problem der Krise zerlegt. Und wieder zusammen gebaut. Löblich ist das natürlich. Allerdings wird man bei solcher kritischer Aufarbeitung das Gefühl nicht los, als könne man ein Problem mit den Instrumenten lösen, die es verursacht haben. Aber das geht doch gar nicht. Warum stellt keiner die einfach Frage: Wer hat denn während der Krise dafür gesorgt, dass alles weiterläuft?

Wie immer lohnt es sich, ein wenig tiefer zu graben....

 

Warum gibt es Banken?

Der Ansatz, den der genannte Artikel wählt, ist eigentlich richtig. Er drückt es zwar nicht so aus, aber er fragt nach dem Existenzgrund und der gesellschaftlichen Existenzberechtigung von Banken:

Ein Beispiel dafür ist die scheinbar banale Frage, warum es eigentlich Banken gibt und welche Rolle sie in der Wirtschaft spielen. Die Standard-Erklärung, die sich in jedem Ökonomie-Lehrbuch findet, lautet: Banken sind das Scharnier zwischen den privaten Haushalten, die Ersparnisse bilden, und den Unternehmen, die Kredite brauchen, um neue Investitionen zu finanzieren.

 

Was ist daran banal?

Es ist fast schade, dass die Antwort sich in einer Dialektik ergeht, die auf einer falschen Prämisse beruht: Die Frage, „warum gibt es Banken?“ ist eben keineswegs banal. Im Gegenteil. Wie so oft hilft es, sich einmal die Frage zu stellen: Was ist eigentlich banal? Eine schöne Erklärung findet sich auf der schweizer Website brainworker.ch:

 

Definition: Banal bedeutet alltäglich, abgedroschen, und wurde im 19. Jahrhundert aus dem Französischen in die Deutsche Sprache übernommen. Seine Wurzel ist also der "ban", der Gemeindebann, der Lebensraum des Dorfes. Die Banalität ist also quasi ein Synonym für gemeinschaftlich, geteilt, gemeinnützig, Gemeinsinn, common sense, gesunden Menschenverstand.  Das Banale ist also der Inbegriff des bürgerlichen Allgemeinwissens. Was darüber hinaus geht, hat beim Durchschnittsbürger Schwierigkeiten anzukommen und weckt leicht antiintellektuelle Abwehr. (...) Um aus Banalitäten rauszukommen braucht es also mehr und bessere Allgemeinbildung - nicht aber mehr fachspezifische Schulung.

 

Die Banalität sei also der Inbegriff des bürgerlichen Allgemeinwissens. Ja, so macht das Sinn. Jeder weiss, dass es nicht gut ist, wenn der Finanzmarkt uns dominiert.

 

Warum gibt es den Finanzmarkt?

Jeder weiß im Grunde auch, dass es Banken gibt, die sich nicht in erster Linie dem Finanzmarkt verschrieben haben, sondern eben ihren Regionen. Soweit kommt immerhin auch das Handelsblatt / Die Zeit:

 

Wer dieses Bild im Kopf hat, für den ist das dramatische Wachstum des Finanzsektors in den vergangenen Jahrzehnten etwas rundweg Positives. Mehr Kredite führen schließlich mehr produktiven Investitionen und letztlich zu mehr Wachstum und Wohlstand.

 

Das scheint ebenfalls logisch. Aber da muss auch das Handelsblatt konzedieren:

 

Doch die Wirklichkeit, sie ist nicht so. Diese Lektion haben die Wirtschaftswissenschaftler in den vergangenen drei Jahren brutal gelernt. "Nur eine Minderheit der Kredite, die Banken vergeben, erfüllt heute diese ökonomische Funktion", sagt Adair Turner, Chef der britischen Finanzaufsicht FSA. (...) Ähnlich argumentiert die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIS) kürzlich erschienenen Jahresbericht: "Die Krise hat Mängel am seit Jahrzehnten bestehenden Geschäftsmodell des Finanzsektors ans Licht gebracht." Die Banken hätten zu viel Wert auf kurzfristige Gewinne gelegt. Diese hätten sie in die Höhe geschraubt, indem sie immer weniger eigenes Kapital und immer mehr Kredite aufgenommen hätten. Das habe ihre Erträge viel schwankungsanfälliger gemacht - und das gesamte Finanzsystem instabil.

 

Wer sorgt dafür, dass es trotzdem läuft?

Die Kritik, die hier laut wird, richtet sich eindeutig gegen den Finanzmarkt. Dabei wird einfach die Frage ausgelassen:

 

  • Wer sorgt die ganze Zeit dafür, dass es trotzdem läuft?

  • Wie groß ist die Bedeutung des Finanzmarkts und wie groß dürfte sie eigentlich sein?

 

Hierauf eine Antwort zu finden, fällt im Grunde nicht allzu schwer. Man muss eben nur ein wenig tiefer graben.

 

So schrieb zum Beispiel der Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken, in seinem Positionspapier „Zukunftsfähige Rahmenbedingungen für das Bankgeschäft schaffen“ vom Mai 2009:

 

Die Volksbanken und Raiffeisenbanken haben die Krise, die als Bankenkrise ihren Anfang nahm, bisher ohne einen Cent an staatlichen Hilfen gemeistert. Die Verbundgruppe der Volksbanken und Raiffeisenbanken trägt wesentlich dazu bei, dass die Stabilität des Finanzplatzes Deutschland gewährleistet ist und keine Kunden von der Inanspruchnahme von Bankdienstleistungen ausgeschlossen werden. Der genossenschaftliche FinanzVerbund wird dieser Aufgabe auch weiterhin nachkommen.

 

In diesem wie üblich wenig beachteten Papier wird deutlich, worum es eigentlich geht: Um die dienende Funktion der Banken. Ähnlich sah das auch Heinrich Haasis, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) in einer am 17.6.2010 gehaltenen Rede mit dem Titel „Konsequenzen aus der Finanzkrise für Regulierung und Kundengeschäft“: Dort sagt er eben, dass es auch solche Banken gegeben habe:

 

(...) die in der größten systemischen Finanzkrise uneingeschränkt stabil waren und sogar noch als Liquiditätsspender aufgetreten sind. Allerdings sollte auch hier bedacht werden, dass es bei den Sparkassen und Genossenschaftsbanken wirksame Institutssicherungssysteme gibt. Das bedeutet: Diese beiden Verbundgruppen sichern aus eigenem Vermögen die Fähigkeit eines jeden angeschlossenen Instituts, seine Verbindlichkeiten zu erfüllen – ohne staatliche Unterstützung. Das ist ein beispielloses Haftungssystem in Europa und weltweit. Es rechtfertigt ein ganz besonderes Maß an Vertrauen der Kunden in diese beiden Institutsgruppen.

 

Nun könnte ja einer sagen, dass die wundervolle, die große, die herrliche Deutsche Bank auch keine staatliche Hilfe in Anspruch genommen hätte. Aber dann müsste man dazu sagen: Die Deutsche Bank hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten nie besonders für Banalität interessiert. Man muss sich nur mal erinnern, wie sie ihren Privatkunden mal eben auslagerte – um sie dann wieder reinzuholen und zu melken. Das waren noch Zeiten als der damalige Deutsche Bank Vorstand Alfred Herrhausen sagte:

 

Natürlich haben wir Macht. Es ist nicht die Frage, ob wir Macht haben oder nicht, sondern die Frage ist, wie wir damit umgehen, ob wir sie verantwortungsbewusst einsetzen oder nicht.

 

Fazit:

Es ist halt wirklich schade, dass eben bei aller Kritik der Fokus auf das, was wirklich zählt, als banal abgetan wird. Die Lösung liegt nicht im Finanzmarkt, sondern in den Regionen. Das gilt umso mehr für Deutschland, wo der Mittelstand für den Wohlstand und die Innovation sorgt. Und solange man sich nur über den Finanzmarkt unterhält, kommt auch nur Finanzmarkt dabei raus. So einfach ist das eigentlich.

 

Und deshalb reden wir viel lieber über diejenigen, die zwar auch Fehler machen – aber von ihren Satzungen und ihren gesellschaftlichen Strukturen her im wahrsten Sinne so banal – also gemeingültig und gemeinnützig - sind wie das ganze Bankengeschäft sein sollte: Die Sparkassen, Spardas, PSD-Banken und Volksbanken.

 

Was können wir selbst dafür tun, um etwas zu ändern? Wir können zum Beispiel unsere Banker fragen,

 

  • ob sie den Artikel in der Zeit gelesen haben und was sie davon halten

  • für wie wichtig sie selbst den Finanzmarkt halten

  • und was ihnen wichtiger ist: Der Finanzmarkt oder der Kunde

 

Noch etwas? Na klar! Zum Beispiel könnt Ihr einfach

 

  • unsere Seiten in Facebook und im Web an Eure Freunde und Bekannten weiterempfehlen

  • diesen Artikel teilen

  • Eure Bank auf unserer Website bewerten und gegebenenfalls empfehlen

 

Das würde allen helfen. Und ganz ehrlich: uns auch!

 

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