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Deutsche Bank: Indexfonds aller Art. Oder: Verkaufen auf Teufel komm rein?

Börse Online meldet am 27.10.10: „Indexfonds - Markt wächst immer schneller“: Das Angebot an neuen Indexfonds (ETFs) und anderen börsengehandelten Produkten (ETPs) wächst einer Studie zufolge so stark wie noch nie.

Und natürlich wieder vorne mit dabei: Die große, wunderbare, herrliche Deutsche Bank! Noch einmal ein Auszug aus Börse Online:

 

„Was Produktemissionen angeht, dürfte 2010 das bislang stärkste Jahr für die ETP-Branche werden“, schreibt ETF-Stratege Christos Costandinides von der Deutschen Bank in einem Marktreport. Bislang seien 463 neue Produkte auf den Markt gekommen. Damit sei könne der bisherige Rekord von 482 neuen Produkten im Jahr 2007 bald eingestellt werden. In Bezug auf das verwaltete Vermögen geht Costandinides von 20 Prozent Wachstum im Gesamtjahr 2010 aus. Seit Januar habe das Volumen bisher um 14 Prozent zugelegt. Neuinvestitionen hätten dazu etwa zwei Drittel beigesteuert, der Rest sei eine Folge von Kurssteigerungen.“

Was ist dran an diesen Investment-Angeboten, die so wunderbar billig und gleichzeitig auch noch performant sind?

Wie immer lohnt es sich, ein wenig tiefer zu graben...

Was ist das eigentlich?

Wie funktionieren Exchnage Traded Funds oder Indexofonds eigentlich? Schlag nach bei Gablers Wirtschaftslexikon:

XTF, ETF, börsengehandelter Indexfonds, 1993 in den USA, im April 2000 an der Frankfurter Wertpapierbörse (FWB) als erster börsengehandelter Investmentfonds unter der Abk. XTF eingeführt. Im Gegensatz zu herkömmlichen Investmentfonds entfällt beim ETF für den Anleger der Ausgabeaufschlag beim Erwerb eines Fondsanteils. Die Zusammensetzung des Fonds entspricht dem zugrunde liegenden Index. Neben Fonds, die in der Entwicklung genau dem Index folgen, gibt es auch aktiv gemanagte ETF. Es wird ganztägig im fortlaufenden Handel fast nur auf XETRA gehandelt. Der Handel mit ETF hat sich sehr gut entwickelt, so dass die Produktpalette an der FWB in ihrem XTF-Segment auf 300 im Jahre 2008 angewachsen ist und auch Derivate auf ETF an der EUREX angeboten werden.

 

Um es noch einmal einfacher zu sagen: Ein Indexfonds setzt auf einen Index wie z.B. den Dax. Also nicht auf einen Wert, sondern zunächst auf die Summe aus verschiedenen Werten. Die in diesem Index versammelten Werte werden vom Fonds mechanisch gekauft. So wird wenigstens behauptet. Weil diese Werte in der Regel stabil sind, könnte man denken, dass das also eine gute Sache ist. Den einzigen Vorteil, den diese Vorgehensweise bieten könnte: In der Regel investieren große Fonds automatisch in DAX-Werte. Das macht sie normalerweise stabil und begehrlich. In den DAX aufgenommen zu werden, bringt einem Wert in der Regel immer einen Bonus. Ob das nun ein Vorteil ist, mag jeder selbst entscheiden. Denn schließlich ist der Hebel in die andere Richtung umso heftiger. Wenn eine Aktie aus dem DAX genommen wird, gehen die Fonds-Grobmechaniker sehr schnell raus und der Kurs fällt.

 

So gesehen kann man sich diesen Vorteil ja auch anders verschaffen: Man müsste sich nur beim Kauf von Aktien auf DAX-Unternehmen konzentrieren. Dann hätte man im Grunde denselben Effekt.  Aber dann hätte man nicht so viel Spielgeld. Weil ja das Geld für die Aktie dann eben über den Market Maker zum bisherigen Inhaber der Aktie ginge. Und nicht erst mal bei der Fondsgesellschaft liegen würde. Und so eine ETF-Fondsgesellschaft hat in der Tat nur noch einen einzigen Zweck: Geld aufzusammeln - soviel wie möglich!

 

Das Verkaufsargument

 

Und deshalb wird der ETF als klassischer „No-Brainer“ verkauft, bei dem man angeblich nichts falsch machen kann. So schrieb schon die Welt Online am 17.1.09 scheinbar total kundenorientiert vorwurfsvoll:

„Börsennotierte Indexfonds sind einfach und billig“: Bankenberater können an börsennotierten Indexfonds (ETF) kaum etwas verdienen. Entsprechend selten werden sie Kunden empfohlen.“

 

Da hat die Welt aber in dreifacher Hinsicht in den falschen Topf gegriffen. Weil nämlich erstens das Verdienen nicht nur eine Frage der Provisionshöhe ist, sondern auch der Kosten und des Absatzes. Und zweitens weil die WELT mit solch einer Hinführung zum Thema nur eines tut: Sie schafft Begehrlichkeit bei den Gierigen und bei denen, die es noch nicht verstanden haben. Und weil sie drittens einige Zeilen später selbst schon zeigt, worum es geht und wer da aktiv ist:

 

„I-Shares etwa, weltweit führender Anbieter, hat 2008 in Europa Nettomittelzuflüsse von 17,8 Milliarden Euro verzeichnet – eine Verdreifachung gegenüber 2007. Db x-trackers, die ETF-Plattform der Deutschen Bank, kommt immerhin auf gut zwölf Milliarden Euro Zuflüsse, 161 Prozent mehr als im Vorjahr.“

 

Was für eine herrliche Argumentation: Erstens gibt es einen Run auf diese Fonds – und zweitens wachsen sie wie blöde. Jetzt müsste man das nur noch glauben oder wenigstens verstehen: Ein Indexfonds setzt auf einen Index. Also z.B. auf eine willkürlich zusammengestellte Anzahl von Aktienwerten, die in dem Wert notiert sind. Wenn die gesamte Börse nach einem Crash nach oben geht, dann sind Kurssteigerungen wohl kaum vermeidbar. Weil ja – wenigstens theoretisch – die Manager der Indexfonds automatisch in genau diese Werte investieren. Und zwar quasi ganz mechanisch und ohne nachzudenken – weil das ja das Argument ist, mit dem uns die ETF verkauft werden sollen.

 

Weniger Fondsprovision – mehr Fonds!

 

Das ist schon eine schräge Geschichte: Erst werden immer mehr Fondsprodukte verkauft, die sich bei solidem Risikoprofil nur dann rechnen, wenn man sie lange hält. Am Anfang ging es – vielleicht – noch um Investitionen in die dahinter liegenden Unternehmen oder Immobilien.

 

 

Weil dann aber zuviele Banken auf Provisionen scharf wurden, reichte es ja nicht mehr, den Bedarf des Kunden zu decken, indem man ihm einmal etwas Solides verkaufte. Nein! Das ist eine lange, logische, kranke Kette, die daran krankt, dass Fonds keine Konsumgüter sind und sich nicht verzehren – es sei denn sie gehen Pleite oder haben eine Laufzeit. Diese Kette geht in etwa so:

 

  • Es mussten immer wieder neue Fonds verkauft werden.
  • Ergo mussten die alten Fonds mussten natürlich wieder verkauft werden (das hat ja übrigens auch dem Degi Europa Fonds das Kreuz gebrochen).

 

Dann kamen vor allem auch die verschiedenen Krisen. Die führte dann wieder dazu, dass die Rendite sank. Finanzprodukte wurden irgendwie unangenehm unattraktiv.

 

  • Ergo musste die Rendite wieder gesteigert werden.
  • Ergo wird innerhalb der Fonds von „Investition“ auf „Portfolio-Management“ und auf Trading (kaufen und verkaufen) umgestellt.
  • Ergo stiegen die Risiken wieder.
  • Ergo sank auf dauer die Rendite.
  • Ergo, so befanden clevere Fondsverkäufer, müssen die Provisionen gesenkt werden. Ergo fängt man an, ETF-Fonds oder Indexfonds anzubieten.
  • Ergo hat man weniger Arbeit und kann mehr verkaufen.

 

Das ist ja im Grunde schon schlimm genug. Aber es geht noch weiter:

 

War’s das? Nein noch lange nicht:

 

Weil einem dies alles nicht genügte, fing man an, das perfide System des Finanzmarkts, bei dem es nicht mehr Werte, sondern um Wertveränderungen geht, auf diese Fondsprodukte abzubilden. Nochmal Gablers Wirtschaftslexikon:

 

Seit 2007 gibt es auch Short ETF, die die Entwicklungen der zugrunde liegenden Werte in umgekehrter Form abbilden: Fällt der Index um 20 Prozent, steigt der Short ETF um rund 20 Prozent - und umgekehrt.

 

Auf deutsch: Man kann mit diesen Short-Fonds auch prima auf die nächste Krise wetten! Und wahrscheinlich wird dann noch irgendwie sinnig argumentiert, dass man trotz der Krise gewinnt. Und dass die Krise für eine neue mentale Infrastruktur sorgt.

 

Dass solche Produkte allerdings die Welt dann ja wirklich spalten würde, muss einem da egal sein. Nämlich in diejenigen, die noch denken, dass es um Werte geht. Und diejenigen, die bei jedem Wetter richtig angezogen ist und sich über den Ernst und den Sinn des Lebens und Handelns kaputtlachen. Egal, ob der Markt rauf- oder runtergeht. Ein Perpetuum Mobile, das nichts mehr bewegt ausser heisser Luft.

 

Hedgefonds-Fonds: Deutsche Bank natürlich!

 

Wie schräge das Ganze ist und sich entwickelt, erkennt man auch an einer Meldung vom Handelsblatt (12.3.09) mit der übelriechenden Headline „40 Hedge-Fonds im ETF-Mantel“:

„Seit gestern ist an der Deutschen Börse der erste Indexfonds notiert, der die Wertentwicklung von Hedge-Fonds abbildet. Im Interview mit dem Handelsblatt erklärt Roland Weinfurtner, Vertriebsleiter der Hedge-Fonds-Plattform der Deutschen Bank, welche Chancen und Risiken das neue Produkt birgt.“

 

Nein, wir sollten uns nicht wundern, dass es ausgerechnet auch hier die wunderbare, die herrliche, die großartige Deutsche Bank ist, die sich hier wieder ganz vorne hinstellt. Denn schließlich muss sie ja drunter leiden, dass sie auf europäischer Ebene nur noch auf Platz 8 oder so ist. Und da muss man dann schon mal zu Mitteln greifen, die nicht jedem einleuchten. Und vielleicht hat sie durch die weitere Umstellung auf Index-Fonds für alles Mögliche auch die Möglichkeit, noch ein paar Leute rauszuwerfen, um ihren Aktionären eine Freude zu tun. Verkaufen auf Teufel komm rein ...

 

Hebel-Indexfonds: Deutsche Bank

 

Wer nun denkt, das wäre alles, der irrt sich. Denn das Karussell dreht sich mit einiger Geschwindigkeit in den mentalen Abgrund. Denn am 16.5.10 meldet das Handelsblatt unter der Headline „ Hebel-ETFs - Wenn der einfache Gewinn nicht mehr reicht“:

 

Vor kurzem baute die Deutsche- Bank-Tochter DB-X-Trackers ihr Angebot an Strategie-ETFs aus - speziell an Produkten, mit denen Anleger an der Entwicklung von Indizes mit einem Hebel (engl. Leverage) teilhaben können. Das Indexkonzept ist eigentlich einfach. Beispiel: Ein Anleger besitzt 1 000 Euro und investiert diese in den Dax. Gleichzeitig leiht er sich zusätzliche 1 000 Euro, die er ebenfalls in den Dax investiert - insgesamt beträgt seine Anlagesumme damit 2 000 Euro. Für den geliehenen Betrag muss er drei Prozent Zinsen, das heißt 30 Euro, pro Jahr zahlen. Diese Leihgebühr wird auf täglicher Basis berechnet und läge in diesem Fall bei etwa acht Cent. Wenn der Dax nun an einem Tag um fünf Prozent steigt, verdient der Anleger insgesamt 100 Euro abzüglich der acht Cent Leihgebühr. Unter dem Strich bleibt ein Gewinn von fast zehn Prozent - bezogen auf seinen eigenen Einsatz von 1 000 Euro. Am Ende des Tages erfolgt ein Schnitt, am nächsten Tag wird neu gerechnet.

Man könnte die Krätze kriegen, wenn man sich überlegt, wie hier den Menschen das Geld aus der Tasche geleiert wird. Und zwar mit genau dem Instrument, das vielen Banken fast das Genick gebrochen und den Markt in den Ruin geführt hat: Hebelgeschäfte oder Leveraging. Gewinn auf Pump. Oder später: Rettung auf Staatskosten. Dass die Deutsche Bank diese Produkte nicht gleich auf den Kaiman-Inseln ansiedelt – weil wegen steuerfrei – ist grad noch ein Wunder...

Fazit:

 

Obacht: ETF-Fonds oder Indexfonds werden in absehbarer Zeit immer heftiger in den Markt gedrückt werden. Wer sich von der Argumentation, Idex-Fonds seien günstig und mindestens so gut wie andere Fonds oder einzelnen Aktien, überzeugen lässt, trägt zu einer Entwicklung bei, die ihm ggf. selbst nicht gefallen könnte.

 

Was kann man tun? Zum Einen natürlich aufpassen und am besten die Finger davon lassen. Und zum Anderen sollten wir alle unsere Bänker fragen

 

  • ob unsere Bank ETF-Fonds, Short-ETF, Hedgefonds-ETF oder gar oder gar Leverage-ETF anbietet
  • was unser Banker persönlich davon hält
  • und was seine Bank davon hält

 

Wie immer darf dann gelten: Gefallen uns die Antworten, bleiben wir bei der Bank. Und wenn nicht? Dann nicht!

 

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