Ein Rückblick auf 2010: „Jenseits von Zahlen und Fakten.“
Oder: Danke für den Spaß an dem, was richtig ist!
Ist das Jahr 2010 schon vorüber? Kaum zu glauben. Fast hat man den Eindruck, dass die Geschwindigkeit des Finanzmarkts es irgendwie geschafft hat, auf unsere Tage abzufärben. Alles ging so schnell – und jetzt ist das Jahr schon wieder zu Ende. Zeit für einen kurzen Rückblick aus unserer Sicht:
Vor etwas mehr als einem halben Jahr entschlossen wir uns, die Nase voll zu haben von Zeitungsmeldungen, die sich scheinbar durchgängig für den Finanzmarkt und gegen den gesunden Menschenverstand entschieden hatten. Wir hatten einfach keine Lust mehr, uns ständig mit Konditions-Hitlisten, Rating uns Rankings beballern zu lassen, durch die unser Weltbild immer mehr in Zahlen zerfiel. Zahlen überdies, von denen wir doch alle irgendwie wissen, dass sie ohnehin sehr viel subjektiver sind als ihre scheinbare Objektivität das suggeriert.
Um hier mal was ganz anderes zu machen, gründeten wir ein Unternehmen, das nur ein Ziel haben sollte: Das Hochhalten einer ökonomischen und gesellschaftlichen Vernunft, die noch mehr zu denken vermag als nur die fatale Logik von Zahlen mit mindestens 10 Nullen hintendran.
Kurz: Wir wollten uns für Banken einsetzen, die sich nicht nur an den Menschen bereichern, sondern ihnen auch mehr zurückgeben wollen und können als nur Rendite. Manch einer fragte uns, ob es denn solche Banken überhaupt noch gibt – wir sagen: natürlich gibt es die noch. Die sind sogar Marktführer – nur interessiert das offenbar kein Schwein.
Dass solche Banken im dreigliedrigen Bankensystem für uns nicht die Privatbanken, sondern eben die Sparkassen und Genossenschaftsbanken sind, daraus machen wir keinen Hehl. Wir finden diese Banken einfach besser, weil sie allein schon durch ihre Satzungen und Genossenschaftsstruktur sehr viel glaubwürdiger und liebenswerter sind als die Großbanken.
Die Philosophie 2010
Die Philosophie, mit der wir zu Werke gingen, ist deshalb einfach: Das ganze „Beste Bank Deutschlands“ und „Beste Bank der Welt“-Gerede kann direkt in die Tonne. Das ist ohnehin nur eine Maschinerie, die dazu dient, noch mehr Geld zu verdienen. Wenn man dieses Spiel lange genug treibt, war getreu dem alten Spruch von Andy Warhol jede Bank am Ende mindestens einmal im Leben 15 Minuten lang die Beste Bank Deutschlands und jedes Finanzprodukt einmal das Beste Produkt der Welt. Mit Test-Urteil zum ans Schaufenster kleben. Ab in die Tonne damit.
Nein, für uns soll es keine beste Banken und keine Superlative geben – sondern eben nur gute Banken. Und das sind Banken, die genau so sind, wie jeder und jede einzelne von uns sie haben will. Gut für die Menschen, gut für die Region und gut für die Gesellschaft. Und zwar bis in die kleinste Filiale hinein. Dazu gehört für uns auch, dass die Filiale behindertengerecht ist, eine Bushaltestelle in der Nähe ist – und dass vor allem in Kreditverträgen der „Forderungsverkauf“ explizit ausgeschlossen ist (damit nicht irgendwann eine Heuschrecke vor der Tür steht und unser Haus haben will.) Insgesamt haben wir über 150 von diesen einfachen Qualitätskriterien für gute Banken entwickelt.
Der Weg 2010
Um unser Ziel verfolgen und unter die Leute bringen zu können, nahmen wir all das zuhilfe, was es heute an Möglichkeiten gibt. Reale Gespräche mit realen Menschen, Bänkern, und Professoren - und vor allem „das Netz“ und seine Möglichkeiten.
Mit diesem Plan gerüstet bauten wir nach und nach in unserer Website Gute-Banken.de das erste Bewertungsportal für gute Banken auf. Das Ganze wurde mit „redaktionellem Content“ und einer Diskussionsplattform angereichert, in denen man endlich das lesen konnte, was wir selber gerne lesen wollten und anderswo nicht fanden: Artikel, die ein wenig tiefer graben und nicht schon an der obersten Schicht der medialen Oberfläche müde werden.
Und wir kommunizierten auf allen Kanälen, die man ohne viel Geld erreichen kann.
Und ganz ehrlich: Dass unsere Arbeit schon nach kurzer Zeit soviel Resonanz haben sollte, hatten wir zwar geglaubt, aber irgendwie doch nie zu hoffen gewagt. Tausende Menschen nutzen unsere Plattform, lesen und teilen unsere Artikel und Meldungen, retweeten unsere Meldungen bei Twitter und bewerten oder empfehlen ihre Bank bei uns!
Highlights 2010
So gesehen war das Jahr 2010 für uns ein schönes, wenn auch anstrengendes Jahr, das auch im redaktionellen Bereich einige echte Highlights hatte. Das waren jeweils die Momente, in denen Bänker, Politiker und manche Redakteure mal so richtig die Maske fallen ließen oder so richtig albern vom Leder zogen. Zum Beispiel die abstruse Aussage von Josef Ackermann, dass er ja schließlich die Interessen von Millionen von Bürgern (haha) vertreten würde. Oder die herrliche Feststellung aus dem Zeit-Artikel „The American Way of Scheitern“, in dem es hiess:
„Spezialisten jonglieren mit Zahlen, die dem Publikum kein klares Bild der ökonomischen Wirklichkeit vermitteln. Die Analysen dieser Zahlen widersprechen sich ständig – inzwischen hat man gelernt, dass die gleichen Zahlen benutzt werden können, um zwei entgegengesetzte Meinungen gleichermaßen glaubhaft zu belegen. Den ökonomischen Prophezeiungen glaubt man noch weniger. Lieber vertraut man überhaupt keinen Zahlen und Fakten mehr, sondern zieht sich in die Tiefe der eigenen Seele zurück und fragt sich: Woran glaube ich eigentlich – jenseits aller Zahlen und Fakten? Was soll man denken und tun, weil man es denken und tun soll – nicht weil es vernünftig oder effizient, sondern weil es in einem tieferen, moralischen, ideologischen Sinne richtig ist.“
Auch sehr lustig war der Auszug aus der Rede von Angela Merkel, in der sie selten weise zugab, dass sie als Politikerin einerseits keine Finanzmarktexpertin wäre, es aber andererseits auch „keinen Segen“ brächte, immer auf die Banken zu hören. Weil die ja die Krise produziert hätten. Da ist man doch froh, eine Führungskraft wie sie an der Spitze zu haben, die zu solch präziser Anneliese in der Lage ist ... getreu dem Motto: Selbsterkenntnis ist der beste Weg zur Besserung.
Am schönsten allerdings war der Tag, an dem wir einen mehrfach aufgetretenen Schreibfehler auf der Website des Finanzministeriums bemerkten, den außer uns wohl noch keiner gesehen zu haben schien (wahrscheinlich guckt wieder kein Schwein): Anstatt des Wortes Banken-Abgabe war dort mehrfach das Wort „Banken-Gabe“ zu lesen. Wie stark die Durchdringung des Marktes durch unsere Arbeit tatsächlich schon war (oder zu sein scheint), zeigte sich schnell. Circa 72 Stunden nach der Veröffentlichung eines Screenshots auf unserer Facebook-Seite war der Freud’sche Verschreiber verschwunden und überall auf der Website des Ministeriums „korrigiert“ – auch im „Kleingedruckten“. Das fanden wir echt gottvoll!
Fazit
Ja, das war also nun unser Rückblick auf das Jahr 2010. Und wie war Euer Jahr? Hoffentlich ebenso gut und interessant und lebhaft wie unseres!
Auf jeden Fall wollen wir das Jahr nicht beschließen, ohne Euch allen für den Spaß und das Engagement für das zu danken, was uns am Ende doch irgendwie alle bewegt.
Wir wünschen Euch von Herzen viel Freude, Gesundheit, Glück und eine gute Prise kritisches Denken – lasst Euch nichts erzählen, von dem Ihr selbst wisst, dass es eigentlich nicht richtig sein kann!
Wir freuen uns auf ein gemeinsames und herrlich lebendiges Jahr 2011!
Euer Team von Gute-Banken.de / Credible FInance
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