Volksbank Helmstedt: „Anders als die Global Player“
Das Motto der Volksbanken ist ja der schöne Satz „Jeder Mensch hat etwas, das ihn antreibt.“ Wir wollten wissen: Was genau treibt die Volksbank Helmstedt an. Um das zu erfahren, stellten wir unsere gewohnten acht Fragen an Vorstand Matthias Gericke…
Frage 1:
Herr Gericke, heute sprechen die Medien ja gerne über den „entfesselten Finanzmarkt“. Obwohl ja nun sogar Deutsche-Bank-Chef Ackermann die Gefahr hinter Absolute-Return-Konzepten, Indexfonds und Sekundenhandel seines Hauses erkennt, wird man den Eindruck nicht los, als könnten auch unsere privaten Geldgeschäfte nur noch international und im großen Stil abgewickelt werden. Sonst würde das nichts. Können Sie das als relativ kleine und ausschließlich regional orientierte Volksbank denn bestätigen?
Ich finde es ist bemerkenswert, dass der Vorstandsvorsitzende einer der weltweit bedeutendsten Investmentbanken, die selbst einen Großteil ihrer Gewinne im Investmentbanking erzielt, sich in dieser Art äußert. Erfreulicherweise haben auch in Deutschland viele Menschen wieder begriffen, dass man Bankgeschäft in Deutschland auch anders betreiben kann, als diese "Global player" es tun. So ist das Geschäftsmodell der Volks- und Raiffeisenbanken vergleichsweise einfach zu verstehen:
Wir erhalten unsere Bankeinlagen vom Sparer, der uns sein Geld im sicheren Glauben anvertraut, es auch wieder zu bekommen, zahlen dafür einen dem geringen Risiko angemessenen Zins, und investieren das Geld - soweit Nachfrage herrscht und es im Einzelfall vertretbar ist - über die Vergabe von Krediten quasi wieder in die Wirtschaft.
Beides, der "Geldeinkauf" vom Sparer" und die "Investition" über die Kreditvergabe erfolgt im regionalen, überschaubaren Geschäftsgebiet der Volksbank Helmstedt eG.
Auf diese Art und Weise dienen wir der Realwirtschaft vor Ort und sind auch in schwierigen Zeiten verlässlicher Partner für das Maschinenbauunternehmen, den Handwerksbetrieb oder den Landwirt vor Ort. Damit konzentrieren wir uns auf die Bankgeschäfte, die wir verstehen, mit den Kunden, die wir kennen. Und allen Unkenrufen der letzten 10-15 Jahre zum Trotz funktioniert dieses Geschäftsmodell seit 150 Jahren - und in den letzten drei Jahren fast besser und krisensicherer denn je.
Dennoch bleibt der Wettbewerb für uns hart. Auch wenn viele Menschen das nicht hören wollen: Der Lerneffekt vieler Kunden aus der Lehmann-Pleite oder dem drohenden Verlust von Spareinlagen bei den isländischen Banken war leider noch nicht nachhaltig genug.
Zu häufig wird heute- kaum drei Jahre nach Beginn der Krise - eine wesentliche Grundregel der Kapitalmärkte schon wieder zu vergessen: Eine Geldanlage, die Renditen über dem allgemeinen Marktniveau verspricht, beinhaltet fast immer in irgendeiner Form höhere Risiken. Kurzfristig mag dies einmal nicht so sein, weil Neukunden mit Lockangeboten geködert werden sollen. Auch können Direktbanken dank des Einsatzes geringqualifizierter Arbeitskräfte, dank ihrer Größe und dank nicht vorhandener Filialnetze etwas "billiger" anbieten. Prinzipiell geht aber höhere Rendite mit einem höheren Risiko einher.
Das scheint jedoch vielen Anlegern unverändert nicht bewusst zu sein und die natürlich notwendige Bankenrettungen durch den Staat haben die Sensibilität der Anleger nicht gerade erhöht.
Und neben "der Gier des Investmentbankers" hat auch "die Gier des "kleinen Mannes" die Anbieter von Anlageprodukten in den letzten Jahren beständig dazu getrieben, immer höhere Risiken einzugehen, immer komplexere Finanzprodukte und Systeme zu schaffen, die heute niemand mehr in Gänze beherrscht. Angetrieben von ständigen Finanztests und täglich wechselnden Rankings im Internet, das hier nur scheinbar für vollkommene Transparenz im Wettbewerb sorgt, sind zahlreiche Anleger unverändert auf der kurzfristigen Suche nach der maximalen Rendite - ob bei Bankeinlagen, Fonds oder auch Bausparverträgen oder Versicherungen.
So wird "auf dem Schlachtfeld um jeden Neukunden" mit dem "Kleinreden von Risiken", dem "Großreden von Chancen" und mit dem "Verschweigen des Kleingedruckten" gekämpft.
Das frustriert zunächst uns, die Volksbank vor Ort, die aus Gründen der Glaubwürdigkeit "nicht zu derartige Waffen greifen will" - und später auch so manchen Kunden, wenn er die Folgen "am eigenen Leib verspürt".
Aber wie dem auch sei - wir bleiben uns treu. Wir bieten nun einmal nicht den bestmöglichen Preis, sondern streben nach dem bestmöglichen Preis-Leistungsverhältnis. Und Leistung beinhaltet für uns eben eine faire, partnerschaftliche und am Kundenbedarf orientierte Beratung und Betreuung - und die hat nun einmal ihren Preis.
Frage 2:
Da schließt sich eine einfache Frage an: Was sind aus Ihrer Sicht die drei wesentlichen Unterschiede zwischen einer börsennotierten Großbank und der Volksbank Helmstedt?
Das ist zum einen die Kundennähe:
Wir sind nicht nur in der Fläche mit unseren Beratern in den Filialen präsent, nein auch die Vorstandstür steht jedem Kunden offen. Im Prinzip steht sie nicht nur offen, sondern wir gehen regelmäßig durch sie hindurch direkt auf unsere Kunden zu - sind quasi "zum Anfassen" und für jede Anregung dankbar.
Zum anderen ist da unsere Eigentümerstruktur:
Dank der Rechtsform einer Genossenschaft sind wir "einzig dem Wohl unserer Mitglieder" verpflichtet. Und diese scheinbar blumige Formulierung hat ganz klare und greifbare Auswirkungen. Wir sind nämlich keinem Aktionär, keinem Fondsmanager, keinem Analysten einer Investmentbank Rechenschaft schuldig, sondern nur unseren Mitgliedern vor Ort. Und diese treiben uns nicht zur kurzfristigen Maximierung unseres Gewinns. Und so können wir seit Jahrzehnten das für Banken so wichtige Eigenkapital stärken. Und die Dividende für unsere ca. 14.000 Mitglieder, die im übrigen davon abhängig ist, wie intensiv ein Mitglied mit uns zusammenarbeitet, betrug im letzten Jahr durchschnittlich dennoch fast 7%.
Zum Dritten wäre da Kontinuität:
Wir verändern nicht ständig unsere Geschäftspolitik - uns sind seit jeher auch jene Kunden herzlich willkommen, die eben nicht über mind. 100.000 Euro Vermögen verfügen.
Und wir überschwemmen auch nicht in einem Jahr den Mittelstand mit scheinbar günstigen Krediten und fordern diese dann im nächsten Jahr wieder komplett zur Rückzahlung zurück, "weil wir uns das mit der Mittelstandsoffensive mal wieder anders überlegt haben und nun doch eher auf Investmentbanking setzen".
Gestatten Sie mir einen vierten Punkt: Schauen Sie einmal in unsere Regional- und Spendenbilanz - die beantwortet viele Fragen.
Frage 3:
In Ihrer Satzung ist zu lesen, dass Sie als Vorstand insbesondere verpflichtet sind, „die Geschäfte entsprechend genossenschaftlicher Zielsetzung zu führen.“ Wie lässt sich die genossenschaftliche Zielsetzung am besten kurz umschreiben?
Laut Genossenschaftsgesetz sind wir in erster Linie der Förderung der Wirtschaft unserer Mitglieder verpflichtet. Diesen Auftrag übersetzen wir in die heutige Zeit mit dem Anspruch, Bankdienstleistungen mit einem fairen Preis-Leistungsverhältnis für unsere Kunden vor Ort anzubieten. Dabei geht es uns nicht um kurzfristige Erträge, sondern um langfristig für beide Seiten fruchtbare Kundenbeziehungen. Das wird jedoch so mancher Wettbewerber so oder ähnlich auch von sich behaupten.
Als auch in der Krise verlässlicher Finanzier des regionalen Mittelstands werden sich dagegen nur wenige Wettbewerber wirklich bezeichnen können Eine Kreditklemme gab und gibt es bei uns nicht.
Vor allem werden wir jedoch meiner Ansicht nach wahrgenommen als ein sehr stark gesellschaftlich vor Ort engagiertes Wirtschaftsunternehmen, das sich ein hohem Maße mit der Region identifiziert.
Ein Unternehmen, dass sich als Impulsgeber in einer Region versteht, die derzeit von zunehmender Strukturschwäche gekennzeichnet ist und die Wege aus diesem Abwärtstrend sucht. Dafür engagieren wir uns auf zahlreichen Feldern vor Ort, von der Förderung von Kultur, Sozialem, Bildung, dem Breitensport, der richtigen Berufswahl junger Menschen bis hin zur Wirtschaftsförderung im Rahmen unserer Möglichkeiten. Auch hierüber legen wir mit unserer Regionalbilanz Rechenschaft ab.
Frage 4:
In Ihrer Satzung wird auch der Zweck und Gegenstand der Volksbank Helmstedt definiert: „Die Pflege des Spargedankens, vor allem durch Annahme von Spareinlagen“. Nun sind wir ja als Menschen auch nicht gegen die Verzückungen und Versprechungen des Finanzmarkts immun. Welche Argumente nutzen Sie, um Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ihrer Aufgabe zu bestärken?
Wir pflegen in der Volksbank Helmstedt eG seit Jahren mit unseren Kunden ein recht umfangreiches Wertpapiergeschäft, welches im Übrigen auch in der Finanzmarktkrise bislang stabil geblieben ist.
Von daher wollen wir unsere Berater und natürlich auch unsere Kunden gar nicht grundsätzlich "vor den Verzückungen der Kapitalmärkte schützen". Entscheidend ist doch vielmehr, dass wir Wertpapierberatungen nur da zulassen, wo die Berater auch entsprechende Erfahrungen und Qualifikationen haben. Und entscheidend ist, dass in der konkreten Kundenberatung anlegergerecht beraten wird, d.h. Chancen und Risiken einzelner Finanzprodukte transparent werden und der Kunde abschätzen kann, ob das Produkt auch zu ihm passt.
Außerdem wissen unsere Berater seit vielen Jahren, dass die Volksbank Helmstedt eG nicht auf kurzfristige Provisionserträge aus ist. Ein Wirtschaftsunternehmen funktioniert natürlich nur über das Setzen von Zielen und das gilt auch für unsere Mitarbeiter. Aber unser Zielsystem honoriert schon seit Jahren keine einzelnen Produkte, sondern den Gesamterfolg. Das Gewinnen risikoloser Bankeinlagen von Kunden wird dabei inzwischen sogar höher angerechnet als Wertpapierprodukte.
Der variable Vergütungsanteil unserer Berater hängt vor allem am Erfolg der Gesamtbank und beträgt in der Spitze höchstens 15% des Jahresgehalts. Dieses Verhältnis und die beschriebene Gestaltung des Zielsystems vermeiden hier Fehlanreize. Darüberhinaus überwachen wir intern die Anlegergerechtigkeit der Beratung aufs Intensivste und jeder weiß, dass wir bei Verstößen hart und konsequent durchgreifen würden.
Bei uns gilt eine Maxime: Wir empfehlen grundsätzlich kein Produkt, das wir nicht selbst kaufen dürfen.
Und im Ergebnis scheint diese Philosophie zu funktionieren, denn die Fälle, in denen Kunden uns Fehlberatungen zumindest unterstellen konnten, kann ich in den ganzen letzten Jahren "fast an einer Hand abzählen".
Frage 5:
Um es einmal auf einen konkreten Punkt zu bringen: Wenn Sie einmal betrachten, wohin die bei Ihnen angelegten „Spargroschen“ fließen – bleibt das Geld vorrangig in Form von Krediten in der Region oder wünschen Ihren Kunden die Anlage in Produkten des Finanzmarkts?
Das sollte man etwas differenzierter betrachten.
Ja, ich denke, ein beträchtlicher Teil unserer Sparkunden honoriert es, dass wir das Geld gezielt vor Ort in die Kreditvergabe an die heimische Wirtschaft investieren. Denn das ist für die Kunden transparent und einfach überschaubar.
Ein weiterer Teil unserer Sparkunden ist aber in den letzten Jahren gerade auch über das Sicherheitsmotiv zu uns gekommen. Diese Kunden honorieren unsere Stabilität, unser solides Eigenkapital und unsere Einlagensicherung und vertrauen uns einfach, dass ihr Geld bei uns sicher ist. Die Frage, wie wir diese Einlagen investieren, mag da zweitrangig sein.
Aber wir wollen auch ehrlich sein und sind in unserer Rechenschaftslegung gegenüber unseren Mitgliedern und der Öffentlichkeit transparent.
Es gelingt uns nicht, all die uns anvertrauten Spareinlagen in der Region über die Kreditvergabe zu investieren, weil ganz einfach in dieser strukturschwachen Region die Nachfrage nach Unternehmenskrediten oder privaten Baufinanzierungen schwächer ist, als das vorhandene Geldvermögen.
Also sind auch wir praktisch gezwungen, Teile unserer Einlagen an den Kapitalmärkten zu investieren, um damit Zinsen zu erwirtschaften. Das tun wir zwar extrem konservativ, aber dennoch sind wir wie jede andere deutsche Bank auch ein - wenn auch kleiner - Bestandteil der global vernetzten Kapitalmärkte und "kein gallisches Dorf".
Frage 6:
Die Volksbank Helmstedt hat ihre Satzung im Zuge der Finanzkrise geändert, um den Anforderungen von Basel III zur Stabilisierung der Finanzwelt genügen zu können. Stichwort: Mehr „hartes Kernkapital“? Werden die Kredite der Volksbank Helmstedt deswegen teuer oder knapper?
Nun zunächst einmal verfügen wir über Eigenkapitalquoten, von denen viele deutsche Großbanken nur träumen können und dieses gilt vor allem auch hinsichtlich der Qualität dieses Eigenkapitals - Stichwort hartes Kernkapital.
Aus diesem Grund bereiten uns die kommenden Eigenkapital-Anforderungen von Basel III zunächst auch keine allzugroßen Sorgen und aktuell verteuern sich die Kredite dadurch noch nicht.
Mittelfristig, da sollte man realistisch sein, besteht diese Gefahr schon - allerdings wohl eher in moderater Ausprägung. Eigenkapital ist im Bankensektor nun einmal ein knappes Gut und die steigenden Anforderungen von Basel III verbunden mit weiteren aufsichtsrechtlichen Verschärfungen an die auch in Krisensituationen geforderte Substanz der Banken werden hier vermutlich schon ihre Auswirkungen haben.
Letztendlich ist dies aber auch ein folgerichtiger Schritt, denn gerade die extrem schwachen Margen im klassischen deutschen Bankgeschäft, d. h. im Kundengeschäft, haben ja viele Großbanken ins Investmentbanking mit all seinen schwer beherrschbaren Risiken getrieben.
Wer mehr Sicherheit und Stabilität im deutschen Bankensektor will, muss letztlich auch wieder profitable Margen im Kundengeschäft zulassen und Eigenkapitalstärkung gelingt halt auch über das Erzielen auskömmlicher Gewinne.
Die Gefahr, dass eine mögliche Verteuerung von Krediten unser Wirtschaftswachstum nachhaltig bedroht, sehe ich jedoch nicht. Unternehmen finanzieren in unserer Beobachtung weniger aufgrund eines niedrigen Zinsniveaus, sondern investieren dann, wenn Sie Chancen auf Umsatz- und Gewinnwachstum sehen - und da ist der Finanzierungszins nur einer von vielen Entscheidungsparametern.
Frage 7:
Herr Gericke, mal ehrlich jetzt: Haben die Volksbank Helmstedt oder die deutschen Genossenschaftsbanken als Ganzes die Finanzwelt destabilisiert? Oder war der Finanzmarkt bisher in der Lage, Sie zu destabilisieren? Wie hat sich ihr Geschäft in den letzten 3 Jahren entwickelt?
Weder noch - ich denke, da sind sich alle Beteiligten einig. Politik, Bankenaufsicht und Fachleute bestätigen einhellig, dass der Genossenschaftssektor besonders in den vergangenen drei Jahren ein Hort der Stabilität gewesen ist.
Und die hohen Mittelzuflüsse an Bankeinlagen insbesondere in 2009 belegen, dass dies unsere Kunden genauso sehen.
Und erfreulicherweise hat die Finanzmarktkrise mit ihren vielfältigen Auswirkungen auf Zinsniveau, auf gestiegene Kundensensibilität in punkto Sicherheit und Bodenständigkeit des Geschäftsmodells unsere Ergebnisse eher beflügelt.
Auch die Eigenkapitalschwäche von Mitwettbewerbern - Stichwort Kreditklemme - hat zur Rückbesinnung zahlreicher Mittelständler geführt, die über Jahrzehnte in Volks- und Raiffeisenbanken verlässliche Partner gefunden haben.
Insofern hält uns die andauernde Krise zwar auch in Atem - insgesamt haben wir aber davon profitiert, dass die Kunden aktuell wesentlich sensibler dafür geworden sind, wie einzelne Kreditinstitute ihr Bankgeschäft betreiben.
Frage 8:
Die Vereinten Nationen haben das Jahr 2012 zum Internationalen Jahr der Genossenschaften ausgerufen. In der Begründung wird betont, dass Genossenschaften in vielen Ländern einen wichtigen Beitrag für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung leisten. Ist das über 100 Jahre alte genossenschaftliche Modell immer noch oder schon wieder zukunftsweisend?
Ja, das genossenschaftliche Modell erfährt gerade in Deutschland deutlichen Aufwind, weil es Antworten auf die Frage bereithält, wie nachhaltiges Wirtschaften aussehen kann.
Die Finanzmarktkrise hat die moralischen aber auch praktischen Grenzen des Liberalismus, des Turbokapitalismus schonungslos aufgedeckt. Der Ruf nach stärkerer Regulierung kommt immer stärker sogar aus der Finanzbranche selbst.
In einer im übertragenen Sinne vergleichbaren Situation befindet sich die Energiewirtschaft. Auch hier hat die Gesellschaft mit dem Ausstieg aus der Atomenergie faktisch entschieden, dass höchste Produktivität in der Stromerzeugung, günstigste Energieversorgung für die Verbraucher und Maximierung der Gewinne der Stromkonzerne allein kein Kriterium mehr für den Erfolg von Unternehmen bzw. Branchen sind.
In beiden Wirtschaftsbereichen gibt es einen Trend zur Nachhaltigkeit, die man zwar verschieden definieren kann, aber es besteht eine ungefähr gleichlautende Vorstellung aller Beteiligten davon.
In beiden Wirtschaftsbereichen gibt es einen Trend zurück zu regionalen Anbietern, die überschaubarer und im Zweifelsfalle kontrollierbarer erscheinen.
Und hier ist die Rechtsform der Genossenschaft eine sehr geeignete Rechtsform, weil Gewinnmaximierung in einer Genossenschaft nicht im Vordergrund steht, weil Genossenschaftsmitglieder je nach Größe der Unternehmung direkt oder mittelbar Einfluss auf die Geschäftspolitik ausüben können und weil die Genossenschaftsmitglieder in aller Regel auch Kunden der Genossenschaft sind und damit deren Produkte oder Dienstleistung in Anspruch nehmen - und damit von einer hohen Leistungsfähigkeit der Genossenschaft auch selbst profitieren.
Insgesamt besteht unserer Erfahrung nach häufig eine hohe Bindung und Identifikation der Mitglieder mit ihrer Genossenschaft. Bei den Aktionären einer Aktiengesellschaft dagegen besteht oftmals keine Kundenbeziehung zur Gesellschaft. Motiv der Beteiligung ist häufig rein die Rendite der Kapitalanlage - und zwar häufig die kurzfristige und selten die nachhaltige Rendite.
Herr Gericke, wir danken Ihnen für dieses offene Gespräch!
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