Todeswetten der Deutschen Bank
Kaum verwunderlich: Lt. Spiegel („Verband rügt Todeswetten der Deutschen Bank“, 5.2.2012) hatte sich die Deutsche Bank ein „Fonds“-Produkt überlegt und im großen Stil an Anleger verkauft, das dem Finanzmarktsystem im Grunde zu 100% entspricht. Verkauft wurden Wetten auf die Lebenserwartung / Sterblichkeit einer Gruppe von 500 Amerikanern. Das Ganze basierte zunächst auf dem Kauf von Lebensversicherungen von Versicherten. Nachdem ein schon vorher aufgelegter Fonds der Bank wegen der steigenden Lebenserwartung nicht richtig funktionierte, verzichtete die Deutsche Bank lt. Spiegel dann einfach komplett darauf, den Fonds mit Versicherungensverträgen zu hinterlegen – und konstruierte eine versicherungsmathematische Wette: „Je früher die sogenannten Referenzpersonen des Fonds sterben, desto höher ist der Gewinn für die Anleger.“
Nachdem offenbar 30 Anleger die Deutsche Bank wegen dieses "makaberen Rechenspiels ohne jedes Investitionsobjekt" verklagten, wolle der Bankenverband nun erstmal von einem Gericht klären lassen, ob die "Wette auf die Lebensdauer eines ausgewählten Personenkreises nicht gegen sich aus unserer Sittenordnung ergebende Verhaltensverbote“ verstoße. Drollig daran sind ja zwei Dinge:
1. Dass der Bankenverband sich solche Fragen offenbar nur aufgrund von Klagen Dritter beschäftigt.
2. Dass der Markt das Spiel mit Wetten „ohne Investitionsobjekt“ offenbar ja nach wie vor nicht in Frage stellt, sondern nur das Spiel mit der Lebenserwartung von Menschen.
3. Vom Prinzip her fügt sich das Konzept nicht nur wirklich perfekt ins Markt- und Denksystem (Wetten auf Wertentwicklungen / was technisch möglich ist, wird auch möglich gemacht) ein - es spiegelt dieses System auch bemerkenswert explizit wider. So gesehen müsste ein Urteil sich wohl sehr grundsätzlich mit der Frage beschäftigen, ob das Anbieten von Wetten für eine Bank grundsätzlich der Sittenordnung oder nur der guten Sitte entspricht.
Man darf gespannt sein, wie sich das entwickelt
Nachdem offenbar 30 Anleger die Deutsche Bank wegen dieses "makaberen Rechenspiels ohne jedes Investitionsobjekt" verklagten, wolle der Bankenverband nun erstmal von einem Gericht klären lassen, ob die "Wette auf die Lebensdauer eines ausgewählten Personenkreises nicht gegen sich aus unserer Sittenordnung ergebende Verhaltensverbote“ verstoße. Drollig daran sind ja zwei Dinge:
1. Dass der Bankenverband sich solche Fragen offenbar nur aufgrund von Klagen Dritter beschäftigt.
2. Dass der Markt das Spiel mit Wetten „ohne Investitionsobjekt“ offenbar ja nach wie vor nicht in Frage stellt, sondern nur das Spiel mit der Lebenserwartung von Menschen.
3. Vom Prinzip her fügt sich das Konzept nicht nur wirklich perfekt ins Markt- und Denksystem (Wetten auf Wertentwicklungen / was technisch möglich ist, wird auch möglich gemacht) ein - es spiegelt dieses System auch bemerkenswert explizit wider. So gesehen müsste ein Urteil sich wohl sehr grundsätzlich mit der Frage beschäftigen, ob das Anbieten von Wetten für eine Bank grundsätzlich der Sittenordnung oder nur der guten Sitte entspricht.
Man darf gespannt sein, wie sich das entwickelt
Kommentare
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tja, auch der mensch ist bloß noch ware
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jo, mir erschließt sich da keine antwort ...
Die Bank hatte hier schlicht eine versicherungsma thematische Wette auf die Sterblichkeit von 500 amerikanischen Rentnern konstruiert. Das Angebot lautete sinngemäß ?Je früher die sogenannten Referenzpersone n des Fonds sterben, desto höher ist der Gewinn für die Anleger.? Das hat mit einem dienenden Bankgeschäft nun wirklich gar nichts zu tun. Und doch entspricht es der Denkweise, die nach wie vor vorherrscht. Weil man alles berechnen kann, kann man auch aus allem eine Wette machen. Und mit derselben Denkweise kann man auch mit Staatsanleihen dealen, hedgen, spekulieren etc.
Mit den Wetten auf den Tod anderer ist nun also bald Schluss. Im Übrigen hatten sich, so das Handelsblatt, auch manche Anleger darüber beklagt, dass der Fonds ?nicht die erhofften Gewinne? abwerfe. Da kann man mal sehen, wie weit sich die Deutsche Bank und offenbar auch viele sogenannte ?Privatanleger? schon verirrt hatte.
Wo wir grade beim Geldverdienen mit dem Tod der anderen sind: Man darf gespannt sein, ob die Deutsche Bank irgendwann auch Abstand vom Engagement bei Herstellern von Streubomben nimmt?