claim von gute-banken

Firmen sparen an Personal statt an Dividenden

Drollig: Das Handelsblatt („Firmen sparen an Personal statt an Dividenden“, 25.2.12) stellt fest, dass von ihm angestellte Berechnungen den Gewerkschaften für Tarifverhandlungen quasi „Munition“ liefern würden. Berechnet wurde, dass die Dax-Konzerne ihre Dividenden in den letzten 10 Jahren im Schnitt um 87 Prozent, den Personalaufwand aber nur um zwölf Prozent. In Summe schütteten die 30 Dax-Konzerne ihren Anlegern 27 Milliarden Euro an Dividenden aus. Nach 2007 sei das die zweithöchste Summe in der deutschen Firmengeschichte.

Allein die Telekom würde bei einer Lohnerhöhung 240 Millionen Euro mehr an die Mitarbeiter zahlen. Die Aktionäre bekamen im Mai drei Milliarden Euro. Zitiert wird erst Verdi, dass man mit dem Geld die Lohnerhöhung „für die nächsten 15 Jahre finanzieren“ könnte – und dann mal wieder ein Bankwirtschafts-Experte: Die Gewinne dürften nicht im Unternehmen bleiben und müssten als Dividenden ausgeschüttet werden, weil sonst „die Gefahr einer Übernahme“ drohe. Da war sie wieder, diese scheinbar so logisch zwingende kühle Rationalität.

Man kann das auch einfacher sagen: Nachdem sie zyklisch mit allem wetten, was irgendwie handelbar ist und die Staatsanleihen und Zertifikate grad durch sind, stürzen sie sich jetzt wieder alle auf „Value“ – also Aktien, die Dividenden ausschütten. Na, wenigstens kann man sicher sein, dass sie auch dieses Spielfeld wieder verlassen werden, wenn es mal ordentlich verbrannt ist.

Nur blöde, dass in der Zwischenzeit nicht die Aktionäre oder das Kapital für Innovation und Produktivität sorgen, sondern eben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Man darf gespannt sein, wie das ausgeht…
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Kommentare

Kommentare 

+3 # Autor 2012-02-26 19:23

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Aus diesem Grund kommt auch so mancher Soziologe zu dem Fazit, dass die Shareholder Value Ideologie einen negativen und depressiven Effekt auf das Wirtschaftswach stum habe, denn höhere Dividenden gehen in der Regel mit Stellenabbau und innerer Zergliederung von Firmeneinheiten einher. Oftmals wird dieser Stellenabbau mit mehr "Effizienz" begündet. Tatsächlich kann man aber nachweisen, dass "kollektive Lernprozesse" in Unternehmen dadurch erschwert werden. Letztendlich führt diese Logik also zu einem Weniger an Innovation und damit zu einem geringen Unternehmenswac hstum. Außerdem steht durch die Dividendenaussc hüttungen weniger Kapital für die Re-Investition in zukünftige Betätigungsfel der zur Verfügung. Wendet man es ein wenig polemisch, so könnte man sagen, dass sich die Aktionäre mit ihren Forderungen nach einem Mehr an Dividende die Grundlage und unabedingbare Voraussetzung eben dieser zerstören.
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