claim von gute-banken

Spanien

Blabla: Wie die FTD („Spanien wird größtes Sorgenkind“, 11.3.12) meldet, wenden sich die „Märkte“ nun Spanien zu. Amüsant ist hier lediglich die Begründung: Zitiert wird mal wieder ein Experte von einer Beratungsgesellschaft. „Die Märkte“ hätten die Risiken Spaniens nur lange Zeit „aus den Augen verloren – aber jetzt würden „die Anleger“ wieder die tatsächlichen Probleme des Landes sehen.

Mal im Ernst jetzt. Da sitzen also Tausende von Analysten und analysieren für viel Geld alles Mögliche. Und da sollen die Damen und Herren Experten also nun mal eben ein ganzes Land aus den Augen verloren haben. Beachtlich immerhin.

Es dürfte also gelten: Egal ob diese alberne Begründung nun richtig ist oder nicht - das Ergebnis ist auf jeden Fall armselig und vielsagend…
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+4 # Autor 2012-06-12 15:01
Auch interessant: Wie DerStandard.at (?Spanien fehlt Zugang zum Finanzmarkt?, 5.6.12) meldet, habe der spanische Finanzminister ?eingeräumt?, dass Spanien derzeit ?de facto keinen Zugang zum Finanzmarkt" habe. Grund seien ?die hohen Zinsen, die das Land Investoren bieten muss?. Für zehnjährige Anleihen hätte Spanien letzte Woche bis zu 6,7 Prozent Zinsen bezahlen müssen.

Soweit. So gut. Ob man diese Aussage nun wirklich als etwas betrachten muss, das der spanische Finanzminister ?einräumt?, ist die andere Frage. Vor dem Hintergrund, dass ?die Märkte? / die Banken gerade erst kürzlich von der EZB Billionen-Kredite für kleines Geld bekamen ? und die Kredite an Spanien womöglich sogar mit diesem Geld gehebelt werden (könnte ja immerhin sein) ? könnte man die Aussage des Ministers auch mal als eine harsche Kampfansage werten. Solange ihr euch nicht mäßigt, machen wir keine Geschäfte mit Euch. Drum wird in dem Artikel auch eine Aussage des spanischen Premiers zitiert: Die EZB könne Spanien nämlich innerhalb von 24 Stunden helfen, ?die Lage an den Märkten in den Griff zu bekommen?.

Na, das wäre ja wenigstens mal was. Stell Dir vor es sind ?Märkte? und keiner geht hin?
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+7 # Autor 2012-06-12 15:10
Um die Ecke gedacht: Wie das ManagerMagazin (?Spanien besteht den Markttest, 7.6.12) meldet, habe Spanien am Donnerstag bei der Ausgabe von Anleihen sein Maximalziel nicht nur erreicht, sondern leicht übertroffen . Das wundert einen eigentlich nicht wirklich.

Bemerkenswert ist dabei ein anderer Nebensatz: Die Papiere mit Laufzeiten zwischen zwei und zehn Jahren seien, so das ManagerMagazin ?bis zu 4,26-fach überzeichne t? gewesen.

Einfach gesagt heißt das: Es gab vier mal mehr Nachfrage als es Angebot gab. Offenbar sind ?die Märkte? entgegen aller negativen Presse, mit denen man zu Spanien überflutet wurde, scharf auf spanische Anleihen. Um das zu verstehen, muss man wohl dreimal um die Ecke denken. Das mag ja vielleicht daran liegen, dass die ganze sogenannte Rationalität des Verhaltens ?der Märkte? und auch die Verlustängste schon lange durch Gleichgültigkeit ersetzt worden ist. Und das mag wiederum daran liegen, dass es eben auch für Staatsanleihen sogenannte ?Kreditausfallve rsicherungen? (Credit Default Swaps) gibt. Nur mal zur Sicherheit: Das sind keine richtigen Versicherungen, sondern einfach nur Zertifikate / Wetten auf die Entwicklung eines Kurses. Wenn also ein Thema in den Medien negativ geredet wird, steigen die Kurse dieser CDS.

Wie das funktioniert, beschrieb übrigens ausgerechnet das ManagerMagazin (?EU bekommt Spekulanten nicht zu fassen?, 11.3.2010) schon einmal: HedgeFonds geben solche Wetten aus. Wird eine Anleihe schlecht geredet, sicherten sich ?die Märkte? mit solchen CDS ab. Weil sie dann ja ?abgesichert? sind, können sie getrost wieder kaufen. So schrieb das ManagerMagazin vor zwei Jahren: Einerseits hätten würden die CDS der HedgeFonds für die ?Beruhigung der Märkte? sorgen. ?Andererseits hätten sie innerhalb von zwei Monaten dank der von ihnen angefachten Spekulation einen satten Gewinn eingestrichen.?

So wird das gemacht. Es geht bei diesem Spiel lediglich um ein ausgeklügeltes komplexes Gefüge, das sich einen Dreck um Inhalte oder Werte schert. Weil es immer nur ein Ziel verfolgt. Auf Kosten anderer Profit zu machen?
Es wird also interessant sein, wann sich die Medien auf die Preise der CDS stürzen werden. Und wie lange es noch dauern wird, bis der Blick der Regulierer einmal auf den Umstand fällt, dass das Problem gar nicht in den veränderlichen Werten, der Bonität oder gar fehlender Liquidität von Staaten und Unternehmen liegt ? sondern einfach nur in einem System, das mit Wetten Geld verdienen will und sonst nichts?
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+3 # Autor 2012-06-19 14:44
Das wär mal was: Wie das Handelsblatt (?Ich bin nicht beunruhigt. Ich bin total nervös!?, 19.6.12) meldet, habe die Erholung an ?den Märkten? nach der Zusage über Hilfskredite für spanische Banken von bis zu 100 Milliarden Euro, ?nur Stunden? angehalten. Naja. Das mag wohl auch an dem Aufmerksamkeits defizit-Syndrom liegen, das ein Markt wohl haben muss, wenn er keine Anbindung an die gesellschaftlic he Realität mehr hat und nur noch vom schnellen Rein und Raus lebt. Naja. Allemal steht in diesem Artikel aber auch ein anderer drolliger Satz, den man gerne mal als Versprechen nehmen würde:

Fest stehe aus Sicht des Handelsblatt auf jeden Fall nämlich ?schon heute?: ?Kaum ein Investor ist bereit, auf den Fortbestand der Währungsunio n zu wetten.?

Echt? Ach, das wäre wirklich ein schönes Versprechen, wenn sie endlich mal aufhören würden, auf Staaten und Währungen ?zu wetten?. Dann könnte ja wirklich mal wieder ein wenig Ruhe einkehren. Allerdings dürfte das Handelsblatt das aber wohl leider gar nicht so gemeint haben, wie wir es gerne verstehen wollen.

Wahrscheinlich meinte das Handelsblatt einfach nur, dass sich ?die Märkte? bezüglich des Fortbestandes der Währungsunio n gerade nicht mehr so richtig sicher wären. Und für diesen Gemütszustand verwendet man ja gerne die Redewendung, dass man ?nicht drauf wetten würde?. Ja, das mag wohl der Sinn des Satzes gewesen sein, den der Redakteur im Kopf hatte.

Das sprachliche Problem liegt wohl darin, dass das Verb ?wetten? heute für ?die Märkte? und ihre Presse so salonfähig geworden ist, dass es eigentlich nicht mehr für Unsicherheit steht. Sondern nur noch für winkende Profite. So frisst sich das System langsam sogar die eigene Sprache weg?
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