Deutsche Bank, Nahrungsmittelspekulation, Uno
Beachtlich: ZEIT-Online ("Die Deutsche Bank verhält sich verantwortungslos" , 24.4.12) führt ein Interview mit einem Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen. Anlässlich des Hungers in der Sahelzone bringt er das Problem der Nahrungsmittelspekulation auf den Punkt und nennt auch gleich Ross und Reiter:
1. Zunächst wäre es mal gut zu wissen, wer alles in welchem Umfang und auf welche Weise mit Nahrungsmitteln spekuliert. Diese Transparenz solle ja durch die G20 geschaffen werden.
2. Es sei auch wichtig, die Finanzmärkte direkt zu regulieren. In den USA dürften Investoren „nur noch bis zu bestimmten Grenzen mit Agrargütern spekulieren“.
3. Die Problematik der Spekulation habe 2006 begonnen. Seitdem würden die Agrarmärkte durch reine Finanzlogik beherrscht.
4. Rein finanzlogisch getriebene Instrumente der Spekulation sollten deshalb eingedämmt werden. Interessanterweise nennt er hier „Indexfonds für Rohstoffe“. Die sollten einfach „verboten werden“.
5. Die Deutsche Bank sei in diesem Markt führend, verhalte sich aber verantwortungslos. „Sie tut so, als als hätte sie keinen Einfluss auf die Entwicklung der Preise.“
6. Diese Art der Spekulation habe die Märkte tatsächlich destabilisiert. Und – jetzt kommt’s - selbst für große Konzerne wie Nestlé oder Danone sei es sehr schwer geworden, die Preisentwicklung vorherzusehen.
Aha. Wenn die Spekulation also die großen Konzerne behindert, kommt Bewegung in die Sache. Naja. Der Zweck heiligt ja bekanntlich die Mittel…
1. Zunächst wäre es mal gut zu wissen, wer alles in welchem Umfang und auf welche Weise mit Nahrungsmitteln spekuliert. Diese Transparenz solle ja durch die G20 geschaffen werden.
2. Es sei auch wichtig, die Finanzmärkte direkt zu regulieren. In den USA dürften Investoren „nur noch bis zu bestimmten Grenzen mit Agrargütern spekulieren“.
3. Die Problematik der Spekulation habe 2006 begonnen. Seitdem würden die Agrarmärkte durch reine Finanzlogik beherrscht.
4. Rein finanzlogisch getriebene Instrumente der Spekulation sollten deshalb eingedämmt werden. Interessanterweise nennt er hier „Indexfonds für Rohstoffe“. Die sollten einfach „verboten werden“.
5. Die Deutsche Bank sei in diesem Markt führend, verhalte sich aber verantwortungslos. „Sie tut so, als als hätte sie keinen Einfluss auf die Entwicklung der Preise.“
6. Diese Art der Spekulation habe die Märkte tatsächlich destabilisiert. Und – jetzt kommt’s - selbst für große Konzerne wie Nestlé oder Danone sei es sehr schwer geworden, die Preisentwicklung vorherzusehen.
Aha. Wenn die Spekulation also die großen Konzerne behindert, kommt Bewegung in die Sache. Naja. Der Zweck heiligt ja bekanntlich die Mittel…
Kommentare
Das Handelsblatt zitiert das klare Statement: ?Die extremen Preisschwankung en auf dem Markt mit Nahrungsmitteln haben nur wenig mit Angebot und Nachfrage zu tun.?
Für so eine klare und sicherlich auch durch von Banken beauftragten ?Studien? kaum noch widerlegbare Aussage ist man ja wirklich dankbar.
Dies umso mehr, als das Handelsblatt (??Jeder kleine Landwirt spekuliert?, 30.4.12) im April ein Interview zwischen dem Geschäftsführer von Foodwatch und einem ?Professor für Agrarpolitik wieder gab. Der Herr Professor scheint ein marktfreundlich er Neoliberaler zu sein. Denn er ballert in diesem Interview unberührt das bekannte Mantra der Großbanken und der ?Märkte? raus ? und will als Professor der Agrarpolitik wohl auf gar keinen Fall eines nicht haben: Dass die Politik sich in ?die Märkte? einmischt. Warum nicht? Da gibt er sich ganz als finanzpolitisch er Staatsmann oder verzweifelt-rationaler Großbänker:
Würden die Politiker die Terminmärkte einschränken, so sagt er, dann würden die Spekulanten doch auf andere Märkte ausweichen. Und die wären dann gar nicht mehr kontrolliert. Das wäre ja kontraproduktiv , sagt er. Außerdem hätten die Landwirte dann ja kein ?Instrument der Risikoabsicheru ng?.
Und überhaupt (Mantra Teil 1), sei der Zufluß von Kapital aus ?den Märkten? ja auch notwendig, um ?die Liquidität für das Hedge-Geschäft bereitzustellen .?
Und dann gibt es natürlich und immer wieder Teil zwei des Mantras ?der Märkte?: ?Die Tatsache, dass die Zahl der gehandelten Kontrakte steigt, dient der besseren Information. Je mehr Menschen im Markt sind, desto besser die Preisfindung.?
Da fragt man sich nun wirklich: Was ficht die Leute an, immer und immer wieder auf Studien zu pochen, die aus, wie der Professor es im Interview nennt ?qualitätsgeprüften Journalen? stammen. Wird so ein Professor von ?den Märkten? bezahlt oder wie kommt?s, dass er sich im Grunde derselben Argumente wie Deutsche Bank Research bedient?
Da muss man doch förmlich ein wenig graben:
Also: der Herr Professor hat das ?Institut für Agribusiness? gegründet. Die Mitglieder des Vereins sind laut Website ?Vertreter der Wirtschaft aus dem Agrar- und Ernährungsbere ich, dem Finanzsektor, der Wissenschaft und der Verwaltung.? Aha. Der Finanzsektor ist also mal schon vertreten.
Mal weiter recherchieren: Das Institut für Agribusiness forscht unter anderem auch an einem ?computergestützten Simulationsmode ll für die Weltagrarmärkte?. Mit Hilfe dieses Modells sei es beispielsweise möglich, die ?Effekte von weiteren Liberalisierung sschritten in der WTO-Runde oder von deutlichen Nachfragezuwächsen im asiatischen Raum zu prognostizieren .? (Wem diese Daten dann dienen werden und wem sie vor allem zur Verfügung gestellt werden, steht nicht dabei. Aber die Art und Weise, sich Entscheidungsgr undlagen für etwas mit Algorithmen zu verschaffen oder die Entscheidung direkt an den Algorithmus zu geben, ist ja aus dem Hochfrequenzhan del geläufig.)
Das Institut forscht darüber hinaus auch für die ?Verbindungsstel le Landwirtschaft-Industrie e.V.?. Blickt man auf deren frei zugängliche Mitgliederliste , sieht man: Die Commerzbank ist dort gelistet.
Auf deren Website findet man in einem ?Rückblick auf das Jahr 2010 und Perspektiven für 2011 ? Stimmungsbild des privaten Erfassungshande ls? ? auch ein interessantes Interview mit dem Präsidenten des Bundesverbandes der Agrargewerblich en Wirtschaft e.V. (BVA). Dort heisst es dann auch wieder:
Alle Marktbeteiligte n seien ja froh darüber, dass die Entwicklung der Märkte sich anhand von Angebot und Nachfrage frei entwickeln könne. Die Politik sollte sich angesichts der negativen Erfahrungen aus der Vergangenheit mal am besten aus dem Marktgeschehen heraushalten. Und überhaupt: Für die Preisschwankung en der letzten Jahre seien ja u.a. die Nachricht von dem Exportstopp aus Russland, das Wetter in Mittel- und Osteuropa, und dann die geringe Ernteschätzung in Russland gewesen.. Solche Sachen hätten viele Finanzinvestore n halt als klares Preissignal gesehen und auf hohe Preise gesetzt. So wäre das eben: Die Spekulanten sehen bei einem bestimmten Ereignis ein Signal nach unten oder oben. So wäre das halt.
Aber immerhin schließt er den Kreis dann, indem er immerhin sagt: Für die hohen Marktausschläge seien seines Erachtens die restriktiven Maßnahmen der GUS Staaten und das ?sich daraus ergebene spekulative Verhalten der Finanzinvestore n und aller betroffenen Marktteilnehmer verantwortlich.?
Ja dann. Wissen wir ja Bescheid. Spekulation ist wichtig wegen der Preisfindung und der Zuführung von Liquidität. Dass sie dabei Schaden anrichten kann, muss man halt in Kauf nehmen, weil das schöne Geld ja sonst wo anderes fliesst ? und auch wo anderes verdient wird. Und darüber forschen also die seriösen Forscher.
Da muss man sich ja nicht wundern?
www.gute-banken.de/gb/meldungen/413-cove...t-die- realitaet.html