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Sollte Deutschland seine Goldreserven verkaufen?

Irgendwie schon interessant: Die Welt am Sonntag („Sollte Deutschland seine Goldreserven verkaufen? Zwei Ökonomen streiten“, 28.10.12) bringt einen Artikel über das Für und Wider von Goldreserven. Bemerkenswert daran: Der Artikel wird von den meisten anderen Medien (u.a. Focus, Handelsblatt, Manager Magazin, etc) aufgegriffen – die ihrerseits aber nur noch das Contra erwähnen.

Die Argumente des Contra sind ebenso wie die des Pro interessant und richtig - aber wohl eher akademisch. Also: Der Sprecher fürs Contra sagt, dass die Goldreserven ja ohnehin nicht mehr als Deckung für die Währung eingesetzt werden und man sie deshalb auch nicht brauche. Deshalb gebe es keinen „rationalen Grund“ mehr, es zu behalten und nicht zu verkaufen. Er stellt also quasi fest, dass es keine direkte Referenzierung zwischen dem Geld und dem Gold gibt – so wie das früher mal auf der britischen Pfundnote stand: Die Bank garantiert den Gegenwert zum auf dem Geldschein abgebildeten Betrag in Gold.

Der Sprecher fürs Pro sagt sinngemäß, dass die Goldreserve auch ohne die direkte Verbindung mit der Währung einen Wert darstelle und dadurch ja irgendwie auch eine „Versicherung“ für die ausstehende Geldmenge sei. Gold sei eben in großen Krisen das „ultimative Zahlungsmittel“. Und außerdem sei es ja schlecht, wenn man Teile der Goldreserve verkaufen würde – weil der Goldpreis ggf. noch steigen könnte.

Was soll man nun dazu sagen? Das ganze System ist theoretisch nicht mehr direkt auf Werte, und nur noch auf Wertdifferenzen basiert. Eine Währung ist quasi immer so stark oder schwach wie die anderen Währungen es gerade nicht sind.

Der eigentlich springende Punkt ist eben, dass Geld und Währungen eigentlich nur Hilfsmittel sind. Sie sollen ja ebenso wie das Gold – dort wo es nur als Zahlungsmittel gesehen und nicht in der Produktion einegsetzt wird – eigentlich nur dazu dienen, dass Unternehmen und Menschen ihre Arbeit und ihre Produkte einfacher miteinander verrechnen können. Gerade im letzten Jahrzehnt hat sich diese funktionale Denkweise eben massiv verändert.

Und deshalb ist der von der WELT am SONNTAG veröffentliche Artikel am Ende auch nur eine Diskussion, in der zwei Ökonomen das Denken „der Märkte“ widerspiegeln oder wiederkäuen. Ein schönes Sonntagsthema für die Sonntagszeitung, das wie gesagt von anderen Medien gerne aufgegriffen wird. Damit keiner auf die Idee kommt, mal was anderes zu denken…
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