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S&P / Fich: Italien verklagt US-Ratingagenturen

Auch interessant: Wie das Manager Magazin („S&P UND FITCH: Italien verklagt US-Ratingagenturen“, 12.11.12) meldet, reichten nach dem Urteilsspruch gegen Standards and Poors durch ein australisches Gericht nun auch italienische Staatsanwälte Klage gegen zwei Agenturen ein. Der Vorwurf ist harsch:

Die Agenturen Fitch und wieder Standards&Poors werden der Marktmanipulation im Zusammenhang mit italienischen Staatsanleihen angeklagt. Ihre Kreditbewertungen hätten die Kosten vor allem für südeuropäische Länder dramatisch in die Höhe getrieben.

Darüber muss man nun eine Weile nachdenken.

Dass Rating-Agenturen das Anlegeverhalten vor allem von institutionellen Investoren beeinflussen, ist klar. Aber wie grenzt man „Einfluss“ von „Manipulation“ ab?

Das Online-Psychologie-Lexikon Psychology48.com definiert Manipulation als „Gezielte Beeinflussung von Personen, ohne deren Wissen und Zustimmung.“

Und da wird die Sache eben interessant. Wurden die Ratings abgegeben, um hier gezielt Einfluss zu nehmen? Und wenn ja: In wessen Auftrag?

Klar dürfte sein, dass Ratings den genannten Effekt hatten und haben. Die Frage ist: Wurden sie zum diesem Zweck durchgeführt?

Über das gestiegene Interesse der Rating-Agenturen an Staatsanleihen hatten wir schon verschiedentlich berichtet. Hier ein Auszug: In dem vom IWF im März 2011 vorgelegten Papier „Sovereign Rating News and Financial Markets Spillovers: Evidence from the European Debt Crisis“ wird in einer Tabelle die Anzahl der Ratings der drei führenden Rating-Agenturen aufgelistet. Bemerkenswert daran: Vom 9.1.2009 bis zum 17.5.2010, so gibt das Papier an, meldeten sich die drei großen Rating-Agenturen insgesamt 55 mal bezüglich europäischen Staatsanleihen zu Wort. Im ebenfalls erfassten Zeitraum vom 23.10.2006 bis zum 12.12.2008 kamen sie gerade mal auf langweilige 17 Meldungen.

Das Papier des IWF kommt dabei zu dem Schluss:

"This observation suggests that rating agencies have not anticipated the macroeconomic weaknesses of European economies consecutive to the financial crisis."

Wenn man das Ganze mal zusammendenkt, bleiben für die Rating-Agenturen nur zwei Perspektiven übrig:

- Entweder sie hatten genauso wenig Ahnung wie die Anderen
– oder sie haben die Folgen ihrer verstärkten Rating-Aktivität billigend in Kauf genommen.

Es wird spannend zu sehen, ob das tatsächlich justiziabel ist. In Italien werden die Vorwürfe laut Manager-Magazin zunächst geprüft. Das könne einige Monate dauern…
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