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Deutsche Bank und Agrarspekulation in Berlin

Das wirklich Interessante findet man meist zwischen den Zeilen: Das Handelsbaltt („Fitschen zeigt Flagge: Agrarspekulationen sorgen für Verdruss in Berlin.“, 14.3.13) berichtet über den „Auftritt“ von Deutsche-Bank Co-Chef Fitschen im Bundestagsausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Dort wurde über das Thema Nahrungsmittelspekulation gesprochen.

Wie zu erwarten scheint dort das übliche Mantra von Liquidität und Preisfindung und vor allem die gebetsmühlenhaft aufgesagte Formel wiederholt worden sein: Es gebe „keine empirischen Belege dafür, dass die Nahrungsmittelspekulation ursächlich sei für Rohstoffpreissteigerungen“. Naja, das kennt man ja schon.

Wirklich interessant ist deshalb hier ein anderer Punkt: Als letztes Argument scheint der Deutsche Bank-Mann die Karte vom braven Dienstleister gezogen zu haben, der ja für nix was kann: Die Deutsche Bank würde ja außerdem „stets im Kundenauftrag handeln“.

Darüber muss man nachdenken: Ist ein guter Dienstleister tatsächlich derjenige, der jeden Kundenwunsch erfüllt? Oder sollte ein wirklich guter Dienstleister sich nicht eher selbst klare Regeln geben und deshalb auch das Rückgrat haben, dem Kunden öfter mal „nein!“ zu sagen? Das wäre sicher die bessere Alternative. Weil man sich dann nicht mehr „die Märkte“, „die Shareholder“ und „die Kunden“ herausreden könnte. Was wir hier mal als „Regeln“ und „Rückgrat“ bezeichnet haben, muss ein im Ausschuss anwesender Bundestagsabgeordneter wohl mit dem Begriff „Moral“ umschrieben habe. Auf diesen Begriff, so zitiert das Handelsblatt, habe ihn der Deutsche Bank-Chef gebeten, „doch bitte sachlich zu argumentieren“.

Und da beißt sich die Katze eben in den Schwanz: Solange die fürs gesellschaftliche Leben anerkannten Grundregeln der Ethik und Moral (wie zum Beispiel der kategorische Imperativ von Kant) nicht als „sachliche“ Notwendigkeit der Unternehmensführung angesehen wird, geht das immer so weiter. Man wird sich immer wieder auf irgendeinen Sachzwang oder Irgendwen rausreden können.

Man könnte sich sogar fragen: Ist gesellschaftliche Verantwortung im „freien Markt“ des „Homo Oeconomicus“ grundsätzlich eine nicht existente Einflussgröße – die nur dann ins Bild eingezogen wird, wenn man wegen einer Übervorteilung von Kunden Gesellschaft oder Märkten verklagt wird und Schadenersatz oder Strazahlungen leisten muss? In der Zwischenzeit ist das ja häufig genug geschehen …
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