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ZDF, Bundesbank und die Vermögensfrage

Ekelig: In einem selbst so genannten „brisanten Video“ berichtet das ZDF („Vermögensbericht der Bundesbank: Deutsche Vermögen geringer als in Krisenländern“, 21.3.13) über eine Berechnungsmethode der Deutschen Bundesbank zum Vermögen von Haushalten in verschiedenen europäischen Ländern.

Kurz gesagt: Bei dieser Studie seien 3600 Haushalte befragt worden. Betrachtet man die online abrufbaren Zahlen dieser Studie, ergibt sich: Wer gut ausgebildet ist und über Immobilienbesitz verfügt, hat – auch statistisch gesehen – ein größeres Vermögen. Wen wundert’s.

Was an diesem Video und auch dem dazugehörigen Artikel seltsam erscheint: Obwohl sich die Studie der Bundesbank nur auf deutsche Haushalte konzentriert, spricht das öffentlich-rechtliche ZDF "brisant" und skandalisierend über das Verhältnis des Vermögens von deutschen und anderen Haushalten:

Da käme dann also heraus, dass z.B. spanische Haushalte vermögender wären als deutsche. Von der historisch deutlich höheren Immobilieneigentumsquote (z.b. über 80% in Spanien) der meisten anderen europäischen Länder ist allerdings nichts zu lesen. Ebenso wenig darüber, dass kein Land über ein so – nach wie vor solides – Sozialversicherungssystem verfügt wie Deutschland. Einzahlungen in die Sozialversicherung werden offenbar nicht als Vermögen gewertet aber doch wenigstens am Rande erwähnt. Blablabla.

Und dann begeht das ZDF ein übles Foul: Anhand des Vergleichs der Zahlen der Deutschen Bundesbank mit Zahlenwerken, die laut ZDF auf „ähnliche Befragungen“ aus „anderen Euro-Ländern“ basieren, wird dann mal wieder ein „Experte“ – hier ein Professor von der „Hochschule RheinMain Wiesbaden“ - gezeigt, der sich auf den Standpunkt stellt: Da ja deutsche Haushalte viel weniger hätten als andere sei es ja „äußerst problematisch, dass die sehr viel ärmeren Haushalte in Deutschland die sehr viel reicheren Haushalte in Spanien und Italien unterstützen sollen. “

Da will man doch gleich mal wissen, was für einen Lehrstuhl dieser Professor hat. Und man wird ja auch fündig: Es ist natürlich ein Lehrstuhl für „Business Adminstration“. Ja dann, muss man sich ja nicht wundern. Auch nicht über die wie üblich scheinbar so rationale Rationalität dessen, was da auf Basis von ein paar zusammengetragenen Zahlen mal eben zum Vortrag gebracht wird. Und leider muss man sich auch nicht wundern, dass jemand der so etwas von sich gibt, nach eigenen Angaben "u.a. die Europäische Kommission, das Europäische Parlament sowie den Deutschen Bundestag" berät.

Mal im Ernst: Manchmal will man schon ins Eck brechen. Ja, wenn ihr nur irgendwas ausrechnen und für eure Zwecke verwenden könnt. Und über Faktoren wie eine Jugendarbeitslosigkeit von 55 Prozent in Spanien steht natürlich auch nichts in dem Artikel…
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