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Steueroasen-Affäre: Die Banken stehlen sich davon?

Bemerkenswert: In einem Kommentar diskutiert Spiegel-Online („Steueroasen-Affäre: Die Banken stehlen sich davon“, 5.4.13) den aufgekommenen Verdacht, dass Großbanken bereitwillig als Fluchthelfer für den Transport von Geld in sogenannte Steueroasen gedient haben. Genannt wird auch hier mal wieder die Deutsche Bank, die laut "Süddeutscher Zeitung" über ihre Niederlassung in Singapur mehr als 300 Briefkastenfirmen und Trusts gegründet haben soll. Naja. Das hat man ja schon verschiedentlich gelesen. Man wundert sich nicht mehr besonders. Bemerkenswert ist der Kommentar deshalb vor allem wegen einer einfachen These, die mal hurtig in den Raum gestellt wird:

Nachdem die Großbanken sich auf die – wie der Kommentar sagt – „formaljuristisch“ richtige Aussage zurückziehen, dass sie ja für die Steuerehrlichkeit ihrer Mandanten nicht verantwortlich wären, leite sich daraus folgende Logik ab:

Von „privaten Unternehmen“ könne man – das klingt wie ein a priori - gar kein moralisches Handeln erwarten, weil ihr Zweck es ja sei, „den Gewinn der Eigentümer zu maximieren“.

Angesichts der vom Spiegel-Kommentar allzu locker hingeworfenen These (kurz: Der Markt ist frei, um vom Gesetzgeber in die Schranken gewiesen zu werden) ist man sich beim Lesen nicht sicher, ob das nun ironisch oder einfach nur ernst gemeint ist. Denn die These, dass private Unternehmen nicht moralisch handeln könnten, weil ihr „Zweck“ es sei, Gewinne zu machen, ist an sich ebenso geläufig wie albern. Wir haben mal gelernt, dass der primäre Zweck und Urgrund jedes Unternehmens ist, einen gesellschaftlichen Bedarf zu erfüllen, der seinerseits wieder die Grundlage für die Wertschöpfung und die Gewinne ist. Das leuchtet uns nach wie vor ein – aber lassen wir’s einfach mal so stehen.

Aber dann kommt bei dem Kommentar am Ende doch noch ein tatsächlich interessanter Gedanke dazu:

Weil man von den Großbanken aus den genannten Gründen ein quasi aktives moralisches Handeln nicht „erwarten“ könne, so der Kommentar, seien halt andere zuständig, Ihnen Grenzen zu setzen. Das sei zum Beispiel der Staat als Gesetzgeber. Und weil dies alles so sei, wäre es laut Spiegel-Online-Kommentars mal schon „ein Anfang, nicht alle Verantwortung auf die Kunden und den Gesetzgeber zu schieben“.

Mal überlegen: Die Großbanken lagern also die Verantwortung für die Moralhaltigkeit ihres Handelns auf andere aus. In der Sprache der Kapitalmärkte wäre der Begriff der „Verantwortung“ also ein in jeder Beziehung „auszulagerndes Risiko“. Das passt: Das Auslagern von Risiken ist ein Prinzip, das die Märkte seit ein, zwei Jahrzehnten systematisch kultiviert haben. Insbesondere die Hedge-Fonds erwiesen sich dabei bekanntlich als besonders clever - und viele von ihnen fielen damit per langfristigem Saldo auf die Nase. Aber man erinnert sich ja auch gerne an Ackermanns Aussage vom Steuerzahler als „Lender of Last Resort“. Das Auslagern von Verantwortung (die ja das Risiko beinhaltet, dass man weniger Gewinn macht) ist also tatsächlich ein strukturelles Element „der Märkte“ des 21. Jahrhunderts.

Was lehrt uns dieses also? Wohl einfach nur: Das Problem ist nicht das Handeln, sondern die zugrundeliegende Denkweise. Solange jeder denkt, dass das oberste Ziel des Unternehmens natürlich die Profitmaximierung ist, wird sich nichts ändern. Das ist auch einer der Gründe, warum wir uns konstant für Sparkassen und Genossenschaftsbanken aussprechen. Die machen zwar sicher auch alberne Fehler. Sicherlich gibt es auch dort hie und da Vorstände, die gerne mal kleine Ackermänner sein wollen oder an diese These glauben. Aber immerhin erfüllen sie programmatisch einen gesellschaftlichen Bedarf. So steht zum Beispiel in den Satzungen aller Sparkassen der Satz drin: „Profitmaximierung ist nicht das oberste Ziel.“

Vergleicht man das mit der Verantwortungsstrategie auf der Website der Deutschen Bank, erkennt man den Unterschied. Dort ist zu lesen: „Als verantwortungsvoller Unternehmensbürger“ wolle die Deutsche Bank „soziales Kapital schaffen“. Dazu gibt es gleich auch „Kennzahlen“ für gesellschaftliche Verantwortung: Mit einem Fördervolumen von 82,7 Millionen Euro, so kann man lesen, gehöre die Deutsche Bank und ihre Stiftungen zu den „engagiertesten Unternehmen“ weltweit – und zwar „trotz des herausfordernden Marktumfelds“.

Nur mal zum Vergleich: In einem Papier des Sparkassen und Giroverbandes verteilten die Sparkassen im Jahr 2011 allein für die Sportförderung 93,8 Millionen Euro. Warum die einen offenbar auch auf der Liquiditätsebene deutlich mehr an die Gesellschaft zurückgeben als die anderen?

Das dürfte wohl einleuchten: Weil jede Spende eben vom Gewinn runtergeht. Und da beisst sich die Katz’ eben in den Schwanz…
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