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BANKENSKANDAL: Händler manipulierten Devisenkurse

Eine logisch konsistente Mutmaßung: Wie das Handelsblatt („BANKENSKANDAL: Händler manipulierten Devisenkurse“, 13.6.13) berichtet, könnte nach dem Skandal um die Manipulation von Leitzinsen nun schon wieder ein Bankenskandal am Horizont erscheinen. Dieses Mal geht es um die Manipulation und das Ausnutzen der Handelswertes von Währungen zum Nachteil von großen Kunden…

Mal vorab und um die mögliche Größenordnung und Perfidie des Vorgangs zu sehen: Das Verhältnis von Währungen wie z.B. US-Dollar und Euro ist für die zunehmend internationale Realwirtschaft seit jeher wichtig. Einfach gesprochen hängt z.B. der Preis und vor allem der Ertrag jedes von amerikanischen Unternehmen nach Europa verkauften Produkts und umgekehrt jedes europäischen nach USA verkauften Produkts vom Kursverhältnis zwischen US-Dollar und Euro ab. Deshalb sichern sich große Unternehmen seit schon Jahrzehnten gegen sogenannte Währungsrisiken – also starke Schwankungen im Wertverhältnis zwischen ihren Währungen – ab. Das ist nicht wirklich neu. Hier erfüllten „die Märkte“ lange Zeit eine dienende Funktion.

Irgendwann wurden Währungen dann auch als reines Finanzinstrument zu einem beachtlichen Spielfeld. Pensionsfonds kauften beispielsweise eine Währung als Sicherheit und um von ihrem Wertzuwachs zu profitieren. Da kommt schon ordentlich was zusammen: Täglich, so das Handelsblatt, würden hier Umsätze in einer Größenordnung von 4,7 Billionen US-Dollar gedreht. Aber auch das ist nicht neu.

Das Neue an dieser Entwicklung ist die vom Handelsblatt genannte Methode und Denkweise, mit der heute gehandelt wird: Nachdem das weltweite Währungsgeschäft im Wesentlichen von vier großen Playern – vier Großbanken - betrieben wird, erhalten diese „Market Maker“ von ihren Kunden riesige Aufträge zum Kauf oder Verkauf von Währungen. Sie haben also einen Informationsvorteil: Sie wissen, dass zu einem bestimmten Zeitpunkt ein großer Deal stattfinden wird – und dass dieser Deal den Wert einer Währung beeinflussen wird.

Und hier – so sagt das Handelsblatt - stünden Banken in einem permanenten Konflikt: Auf der einen Seite müssten sie als Dienstleister „die Aufträge von Kunden ausführen“ – auf der anderen Seite müsste sie ja auch mit eigenen Transaktionen „Gewinne einfahren“. Und hier – so sieht es das Handelsblatt – gebe es ein Problem. Es gebe bei solchen Deals keine Kontrolle.

Um das auch mal einfach zu sagen: Während an regulierten Börsen z.B. bei Aktien der Insider-Handel – also das Ausnutzen von Informationen, die nicht jeder hat – strikt verboten ist, sei der Handel mit Währungs-Zertifikaten nicht reguliert. Das heißt auf deutsch: Weil es hier gibt es keine Verbote gibt, gehört sich das Hintergehen der Kundeninteressen zwar nicht, ist aber mal wieder vom Grundsatz her möglich und erlaubt. Deshalb könnte es auch tatsächlich stattgefunden haben.

So, und nun kommt noch die Frage: Wie können Währungskurse überhaupt manipuliert werden? Hier erklärt das Handelsblatt: Durch Hochgeschwindigkeits-Deals. Die Kursrelation zwischen zwei Währungen wird an „den Märkten“ alle 60 Sekunden gemessen und fixiert. Das sogenannte „Fire Trading“ innerhalb dieses Zeitfensters wird seit einigen Jahren von vielen Händlern praktiziert: Man platziert innerhalb von Sekunden Optionen auf die Kursentwicklung. Geht der Kurs in die richtige Richtung, hat man innerhalb von 60 Sekunden einen Gewinn gemacht. Geht er in diesem Zeitfenster in die „falsche Richtung“, verdoppelt man den Einsatz und wird am Ende ggf. einen Gewinn einfahren. Allerdings gibt es da eben diesen Unterschied zwischen einen normalen Trader und dem Marktmacher: Der Trader spekuliert auf mögliche Entwicklungen. Der Marktmacher weiß im Voraus, wie der große Kundenauftrag den Kurs verändern wird. Und das geht so:

- Der Player erhält vom Kunden einen großen Verkaufsauftrag
- Er weiß jetzt genau, dass der Kurs fallen wird.
- Er verkauft also seine eigenen Bestände in der Währung.
- Der Kurs sinkt. Der Kunde bekommt also weniger, als er ohne die 60-Sekunden-Transaktion des Players bekommen hätte. Das ist die Manipulation zum Schaden des Kunden.
- Dann platziert der Player den Verkaufsauftrag des Kunden.
- Der Kurs sinkt weiter.
- Der Player wartet auf den fallenden Kurs und kauft die Währung dann zum günstigeren Preis wieder zurück. Das ist der Vorteil der Manipulation für die Großbank.
- Diese Preisdifferenz kann er theoretisch innerhalb von zweimal 60 Sekunden realisieren.

Nun könnte man sich drei Fragen stellen:

1. Warum haben die „Marktmacher“ hier kein schlechtes Gewissen? Die Antwort darauf lautet wohl: Weil das sogenannte „Fire Trading“ – also das Ausnutzen des 60-Sekunden-Rhythmus - mit sogenannten „binären Optionen“ („binär“ weil sie nur auf steigende oder fallende Kurse setzen. Licht an oder Licht aus. Eins oder Null.) in den letzten Jahren zu einem beliebten Instrument geworden ist. Wenn es alle machen, wird’s schon recht sein.

2. Wer sind den diese großen Player, die hier laut der Mutmaßung u.a. des Handelsblatts die Währungskurse manipuliert haben könnten? Hier lautet die Antwort: In dem Artikel ist die Rede von Citigroup, Barclays, UBS und – ja genau: der Deutschen Bank.

3. Würde uns das wundern, wenn es solche Manipulationen tatsächlich gegeben hätte und die Deutsche Bank da mitgespielt hätte?

Hier würde die Antwort aus systemischer Sicht wohl lauten: Nicht besonders…
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