Aktiv gemanagte Indexfonds sind wieder da
Albern: Wie u. a. die Börsenzeitung („Alpha mit Indexfonds generieren“, 27.6.13) meldet, hätten amerikanische Anbieter wieder eine neue Anlageklasse erfunden: „Aktiv gemanagte Indexfonds“. Das ist insofern drollig, als das tollste Argument für solche „Exchange Traded Funds“ (ETF) ja die ganze Zeit das „passive Management“ war. Deshalb wären sie ja auch billiger…
Kurz zur Erinnerung: ETF kosten weniger Gebühren, weil sie angeblich eigentlich nur irgendwelche Indices „abbilden“. Dafür, so hieß es am Anfang, brauchten sie kein „aktives Management“. Sie kauften, so hieß es, einfach die Werte, die beispielsweise im DAX notiert sind. Wenn man nur einen Index nachbaute, musste also keiner nachdenken, ständig kaufen und verkaufen oder sonst irgendwelche komplexen Konstruktion basteln. So hieß es immer. Deshalb die geringere Gebühr. Dann stellte sich heraus, dass sie diese Werte gar nicht immer wirklich kauften, sondern zum Teil nur ausliehen. Das nannte man dann „synthetische Abbildung“. Als die Leute das irgendwie blöde fanden, stellte man auf „physische Abbildung“ um – die Werte wurden also für das Geld der Anleger tatsächlich gekauft. Ging der Index hoch, lief der ETF im Prinzip einfach mit. Das nennt man „Beta“ – mit dem Markt mitlaufen. Solange die Börsen ohnehin hochgingen, lief das einigermaßen. In Deutschland wollte diesen Produkten aber trotzdem kaum einer trauen.
Und nun verändert sich das also wieder: Jetzt fällt das Argument des passiven Managements weg. Weil man sich eben nicht mit dem „Beta“ zufriedengeben will. Es muss schon Alpha sein. Also Gewinne machen, wenn andere Verluste machen. Das nennt man gerne auch „absolute Return“. Und wie geht das? Die Börsenzeitung gibt ein Beispiel:
Ein ETF investiert in den Index Euro Stoxx50. Dort sind die 50 großen börsennotierten Unternehmen der Eurozone gelistet. Nun wird ständig anhand „volkswirtschaftlicher Indikatoren, technischer Indexanalysen und Sentimentindikatoren“ ausgerechnet, ob der Index sich nach oben oder nach unten bewegen wird. Und weil man jetzt ja „Alpha“ verspricht, wird man jetzt „über Future-
Long- oder Short-Positionen“ auf einen steigenden oder fallenden Index setzen.
Zwei Fragen:
1. Wer berechnet das alles? Natürlich ein Computer-Algorithmus.
2. Was sind Future-Long- oder Short-Positionen? Das sind Derivate.
Wie zitierte das Handelsblatt am 3.6.13 den Präsidenten des ostdeutschen Sparkassenverbandes so schön: Im Grunde sei jedes Produkt kritisch, hinter dem ein mathematisches Modell stehe. Sobald das der Fall wäre, werde es für den Kunden schwierig, das komplett zu durchdringen. Und genau darauf würden eben viele Bankprodukte basieren: Auf ein Ungleichgewicht der Informationen.
Soviel zum Thema aktive gemanagte Index-Fonds: Sie sind wieder daahaaa! Und es hat sich nichts geändert…
Kurz zur Erinnerung: ETF kosten weniger Gebühren, weil sie angeblich eigentlich nur irgendwelche Indices „abbilden“. Dafür, so hieß es am Anfang, brauchten sie kein „aktives Management“. Sie kauften, so hieß es, einfach die Werte, die beispielsweise im DAX notiert sind. Wenn man nur einen Index nachbaute, musste also keiner nachdenken, ständig kaufen und verkaufen oder sonst irgendwelche komplexen Konstruktion basteln. So hieß es immer. Deshalb die geringere Gebühr. Dann stellte sich heraus, dass sie diese Werte gar nicht immer wirklich kauften, sondern zum Teil nur ausliehen. Das nannte man dann „synthetische Abbildung“. Als die Leute das irgendwie blöde fanden, stellte man auf „physische Abbildung“ um – die Werte wurden also für das Geld der Anleger tatsächlich gekauft. Ging der Index hoch, lief der ETF im Prinzip einfach mit. Das nennt man „Beta“ – mit dem Markt mitlaufen. Solange die Börsen ohnehin hochgingen, lief das einigermaßen. In Deutschland wollte diesen Produkten aber trotzdem kaum einer trauen.
Und nun verändert sich das also wieder: Jetzt fällt das Argument des passiven Managements weg. Weil man sich eben nicht mit dem „Beta“ zufriedengeben will. Es muss schon Alpha sein. Also Gewinne machen, wenn andere Verluste machen. Das nennt man gerne auch „absolute Return“. Und wie geht das? Die Börsenzeitung gibt ein Beispiel:
Ein ETF investiert in den Index Euro Stoxx50. Dort sind die 50 großen börsennotierten Unternehmen der Eurozone gelistet. Nun wird ständig anhand „volkswirtschaftlicher Indikatoren, technischer Indexanalysen und Sentimentindikatoren“ ausgerechnet, ob der Index sich nach oben oder nach unten bewegen wird. Und weil man jetzt ja „Alpha“ verspricht, wird man jetzt „über Future-
Long- oder Short-Positionen“ auf einen steigenden oder fallenden Index setzen.
Zwei Fragen:
1. Wer berechnet das alles? Natürlich ein Computer-Algorithmus.
2. Was sind Future-Long- oder Short-Positionen? Das sind Derivate.
Wie zitierte das Handelsblatt am 3.6.13 den Präsidenten des ostdeutschen Sparkassenverbandes so schön: Im Grunde sei jedes Produkt kritisch, hinter dem ein mathematisches Modell stehe. Sobald das der Fall wäre, werde es für den Kunden schwierig, das komplett zu durchdringen. Und genau darauf würden eben viele Bankprodukte basieren: Auf ein Ungleichgewicht der Informationen.
Soviel zum Thema aktive gemanagte Index-Fonds: Sie sind wieder daahaaa! Und es hat sich nichts geändert…
Kommentare
Das Spaßige scheint mir zu sein, daß die amerikanischen Anleger inzwischen tatsächlich (oft) kritischer zu sein scheinen, als die deutschen.... Gier scheint ein kurzes Gedächtnis zu haben...!? Oder ist das ein spezifisch deutsches Ding... (ich weiß: Böser Kommentar, bööse... )
www.gute-banken.de/gb/meldungen/408-hebe...nk-was-ist- drin.html
-
Tja... Ich habe einige Zeit in den US gelebt. Mein derzeitiger Eindruck ist der, daß die Kommunikation zwischen den Demokraten (die ja in vieler Hinsicht europäische Ideale vertreten) und den eher traditionell-konservativen Republikanern so dermaßen zum Erliegen gekommen ist, daß es inzwischen fast Glückssache zu sein scheint, in welcher Richtung demokratische Entscheidungen fallen - siehe z.B. das 'Fiscal Cliff', das gerade erst anfängt zu wirken, die zahlreichen religiös motivierten Diskussionen wie jetzt in Texas das Abtreibungsrech t etc etc - die Liste ist lang.
Tatsache ist, daß die allermeisten Amerikaner, anders als wir Deutschen, tatsächlich an das Glück und Recht des Tüchtigen glauben und soziale Verantwortung eher in privater (wohlhabender) Hand sehen - nur so z.B. waren die Lockerungen der Bankengesetze unter Clinton und Bush jr. erst möglich - und diese erzeugten ja auch enorme Aufschwünge.
Grundsätzlich halte ich es für schwierig, solch unterschiedlich e Systeme pauschal zu vergleichen. Abgesehen von den völlig unterschiedlich en Dimensionen in jeder Hinsicht - nicht einmal unsere Rechtssysteme haben die gleichen Fundamente. Unseres fußt auf dem römischen Recht nach Julius Cäsar, das britisch/amerikanische auf dem 'Common Law', das auf Wilhelm den Eroberer zurückgeht, also wesentlich jünger und auch z.T. basisdemokratis cher ist.
Wir dagegen sind nach der Kaiserzeit über zwei Weltkriege direkt in eine moderne Demokratie überführt worden. Der Bismarck'sche soziale Einfluß, ist, auch durch die SPD, bis heute bei uns tief verwurzelt.
Die 'working class' der USA dagegen hat, bis heute, als höchstes Ziel immer noch den sozialen Aufstieg - was sie z.B. von ihren Kollegen in Großbritannien unterscheidet. Dieses Streben nach mehr (immerhin ein verbrieftes Grundrecht der USA, in dem Glück und Erfolg quasi gleichgesetzt werden!) hat nicht nur zu der immensen privaten Verschuldung geführt, die es (tw. bis heute!!) in den USA, aber auch bspw. in Irland gab - sie war eben auch dafür verantwortlich, daß es einen Run auf die leichten Hausbaukredite von 'Fannie', 'Freddie', 'City' und vielen anderen gab, die die heutige Finanzkrise erst in Gang gesetzt haben.
Das derzeitige Problem ist aber tatsächlich das 'Fiscal Cliff': Selbst wenn es eine Einigkeit gäbe - die Vereinigten Staaten hätten sage und schreibe derzeit schlicht nicht das Budget dafür. Selbst die 'Obama-Care' ist dabei über die Klippe gegangen - wortwörtlich. Und die Sozialversorgun g, die es ja durchaus gab...
Das Schlimme ist m.E.: So wie wir Deutschen immer noch nicht realisiert haben, daß wir mit unseren über 2 Billionen Verschuldung (das entspricht nach meiner Rechnung rd. ca. 25.000 Euro für jeden(!) Bundesbürger!) weit davon entfernt sind, der Hort der Stabilität zu sein, als den wir uns selbst gerne wahrnehmen - so leben immer noch sehr viele Amerikaner, egal ob Ost- oder Westküste, im Glauben, daß sie das wirtschaftsstärkste Land der Welt sind und über Finanzen nur sekundär nachdenken müßten. Nachrichten über den jüngsten Aufschwung fördern diese Einstellung nur noch - ebenso wie bei uns.... Aufgeklärte Stimmen (zu denen auch der derzeitige Präsident gehört) werden da gerne verdrängt - oder eben an die Wand geschrien. Daß starke Parolen allein hier nicht weiterhelfen, mußte ja auch Gov. Schwarzenegger in Californien lernen - immerhin die 8 größte Wirtschaftsmach t der Erde.
Tatsache ist aber auch, daß gerade wir Deutschen, zumindest im Norden und Osten, sehr oft eine 'Versorger-Mentalität' haben - wenn es mir schlecht geht, soll sich doch der (ansonsten gerne ungeliebte) Staat um mich kümmern. In einer gesunden Wirtschaft finde ich die Anpack-Mentalität anderer Länder, und eben auch der Amerikaner, wesentlich gesünder und auch sympathischer. Übrigens kann man dies heute bei uns häufig bei Einwanderern beobachten... Schön wäre eben, wenn diese Motivation, die dann eben auch mal persönliche Mißerfolge zwischenfinanzi eren könnte, auch bei uns wieder flächendecken d geweckt werden könnte.... Ich glaube fest, wenn es uns gelänge, diese zusammen mit ein paar deutschen Grundtugenden wie unserem Perfektionismus , so unsympathisch sie auch auf andere wirken mögen, wieder zu wecken - dann hätten wir eine tolle Zukunft gebaut.
Leider sind die einzigen, bei denen ich das derzeit sehe, die Inder, Chinesen und oder auch einige arabische Staaten...