claim von gute-banken

Dem Sparschwein geht es an den Kragen?

Amüsant: Das Handelsblatt (9.10.13) trägt unter der dramatischen Headline „ANLEGERSTUDIE: Dem Sparschwein geht es an den Kragen“ mal wieder Argumente dafür zusammen, warum die Deutschen „endlich!“ – so heißt es in dem Artikel – in Anlagen mit höheren Renditen investieren sollten. Dafür werden wie üblich drollige Zahlen gedreht…

Verwiesen wird dabei zum einen auf eine im Auftrag von Union Investment beauftragte forsa-Studie. Dort hätten von den 500 Befragten zum Beispiel 87 % angegeben, dass sie in den nächsten sechs Monaten einen Anstieg der Inflation erwarten würden. Trotzdem zeigten sich nur 20 % „besorgt“ der Befragten und immmerhin 49% „etwas besorgt“ darüber, dass die Preise steigen und die Zinsen niedrig bleiben könnten.

Das ist mal schon seltsam: Obwohl sich die Geldmedien die Finger wund schreiben, um das schöne viele Geld in „die Märkte“ zu spülen, bleiben die Sparer wohl immer noch gelassen. Und das trotz der von den Amis viel beschriebenen „German Angst“.

Zum Anderen verweist der Artikel auf den „jüngsten Monatsbericht der Bundesbank“ zum Anlageverhalten der Deutschen. Da will man doch mal wissen, was da tatsächlich drinsteht. Also: Diese statistische Tabelle zeigt tatsächlich, dass das Vermögen der privaten Haushalte seit 2010 von 4 654,4 Mrd. auf 4 991,6 Mrd Euro im ersten Vierteljahr 2013 gestiegen ist. Das ist ein Zuwachs von etwa 337 Mrd. Es zeigt auch, dass die Haushalte in Deutschland im selben Zeitraum etwa die Hälfte des neu angesparten Geldes – nämlich etwa 163 Mrd. Euro – in Bargeld und Einlagen horten würden: 2010 waren das laut der Tabelle 1 860,8 Mrd. und im ersten Quartal 2013 wuchs diese Anlageform auf 2 023,3 Euro. Darin, so der Artikel, liege ja ein „enormes Potenzial“. Fragt sich, für wen.

Und wo ist der Rest von dem Geld hingekommen? So fragt man sich. Das kann man ja in der Tabelle „Geldvermögen und Verbindlichkeiten der privaten nichtfinanziellen Sektoren (unkonsolidiert)“ der Bundesbank nachlesen: Die Ansprüche gegenüber Versicherung stiegen um etwa 140 Mrd. Euro.

Und, man glaubt es kaum: In den letzten 3 Jahren ist auch die Aktienanlage von 243,5 auf 267,8 Mrd Euro gewachsen. Das sind immerhin 24,3 Mrd. Euro. Da muss Oma schon lange dafür stricken. Aber offenbar ist das wohl einfach noch nicht genug.

Was lehrt uns dieses nun? Lange Rede, kurzer Sinn: Naja. Vielleicht gibt es sie ja tatsächlich: Die sogenannte Schwarm-Intelligenz. Vielleicht ist es ja auch gar kein Fehler, sich zurückzuhalten. Irgendwie wird man nicht schlau aus dem Vorwurf, dass man nicht reicher werden will. Obwohl man doch schon – wenigstens statistisch gesehen – die ganze Zeit reicher wird…
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