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US-Banken drohen mit Negativzinsen

Das ist schon schräge: Wie die Süddeutsche Zeitung („US-Banken drohen mit Negativzinsen“, 25.11.13) berichtet, denke das Direktorium der amerikanischen Zentralbank Federal Reserve jetzt darüber nach, den ohnehin schon bei einem Viertel Prozent liegenden Zins für kurzfristige Einlagen von Banken noch weiter zu senken. Ist das jetzt gut oder schlecht?

Die amerikanischen Banken finden diese Überlegung offenbar nicht so richtig prickelnd. Laut dem Artikel würden sie schon mal vorsorglich damit drohen, ihren Kunden für das Anlegen ihres Spargelds Zinsen zu verlangen, anstatt ihnen Zinsen zu zahlen. Denn schließlich müssten sie für das angelegte Geld ja auch Versicherungen und sowas alles bezahlen. Ja das leuchtet natürlich ein…

Da muss man also wirklich mal drüber nachdenken, wie man das nun eigentlich finden soll mit der weiteren Zinssenkung zur Rettung der Welt. Ist das jetzt gut, wenn man Vermögen hat oder nicht? Oder ist Vermögen nur gut, wenn man es nicht einfach nur spart, sondern direkt in Form von Aktien, Zertifikaten, Derivaten in „die Märkte“ pumpt? Was ist das für ein System, in dem derartig viel Liquidität da ist, dass sie nicht mehr wissen, wohin damit und die Dimension für alles verloren haben?

Ja, lauter solche Fragen kommen einem da in den Sinn. Der Kopf fängt an zu rauchen. Und dann klickt man ein wenig weiter in seinem News-Feed herum – und findet einen zornigen Kommentar in Spiegel-Online, in dem auch noch ausgerechnet der ehemalige Deutsche Bank-Chef Hilmar Kopper zitiert wird: Noch nie in der Geschichte der Menschheit sei so viel Geld unterwegs gewesen wie heute, und noch nie wurde so schnell mit diesem Geld gehandelt. So heißt es da. Und dann soll ausgerechnet der „Peanuts-Mann“ Kopper hinzugefügt haben. „Noch nie nutzte dieses Geld den gesamten Planeten als Spielwiese, so wie es heute der Fall ist, in der Ära der Globalisierung."

Und dann fällt einem plötzlich die Antwort auf die meisten Fragen ein:

Es ist wirklich nur noch eine Spielwiese. Es geht gar nicht mehr darum, irgendwelche Probleme mit dem Geld zu lösen. Und dann versteht man es: Das ist halt alles nur ein Spiel mit Zahlen. Und deshalb wird man nur mit der Frage „Wie viel?“ und dem ausschließlichen Denken in Zahlen, Euros und Dollars und Business Cases das eigentliche Problem schlicht niemals lösen können:

Es gäbe in dieser Welt soviel zu tun – die MIttel sind da – und es wird so wenig getan. Was menschlich und gesellschaftlich notwendig ist, ließe sich zwar auch in einem sehr langfristigen „Business Case“ ausdrücken – aber man könnte es eigentlich auch ohne Algorithmen erkennen.

Aber das geht ja leider nicht. Denn, so zitierte FOCUSMoney („Der Riese, der nicht mehr böse sein will“, 15.7.13) im Sommer auch den aktuellen CO-Chef der Deutschen Bank Anshu Jain: Die Banken könnten ja auch nix dafür. Schuld seien die Begehrlichkeiten der Investoren. Die würden der Bank halt sagen, dass sie „mindestens zwölf Prozent Rendite nach Steuern“ haben wollten. Und wenn sie die nicht geboten bekämen, würden sie ihr Geld „woanders parken“. Und das gehe eben auch nicht…

Also: Solange die Katze Zahlenprobleme mit Zahlenmethoden lösen will, beisst sich die Katze halt lustig weiter in den Schwanz. Deshalb, so haben wir uns überlegt, ist es – wenigstens aus dieser Sicht – wohl egal, ob die Fed den Zins nun hoch- oder runtersetzt. Irgendwie lösen sie immer noch die falschen Probleme…
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Kommentare

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+5 # Autor 2013-11-25 21:19

Danke für den Kommentar, der zu 100% ins Schwarze trifft!
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+6 # Autor 2013-11-25 21:20
Den zornigen Artikel aus Spiegel-Online wollen wir Euch natürlich auch nicht vorenthalten. Da hat Herr Augstein aber auch mal einen dicken Hals gekriegt. Naja im Grunde zieht er ja ähnliche Schlüsse wie wir vor ein paar Tagen?

www.spiegel.de/politik/deutschland/augst...- 935435.html#ref=rss
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