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DISPO-NUTZUNGSBREMSE: Nicht mehr als heiße Luft?

Auch drollig: Nachdem der Chef der Commerzbank Martin Blessing „ein Gesetz gegen die dauerhafte Nutzung von Dispo-Krediten“ begrüßen würde, lässt sich u.a. das Manager-Magazin („DISPO-NUTZUNGSBREMSE: Nicht mehr als heiße Luft“, 22.4.14) gern drüber aus…

Die Forderung der Commerzbank, so schreibt das Manager-Magazin, klinge schon ein wenig wie heiße Luft. Denn schließlich würden Zinsen auf Überziehungskredite doch zu den „letzten verlässlichen Ertragsbringern im Privatkunden-Geschäft vieler Banken“ gehören. Deshalb würde der Commerzbank-Chef seinen Kunden wohl kaum verbieten, „dauerhaft auf Pump zu leben“. Denn sie würde damit ein „lukratives Geschäft verlieren, also wird sie es lassen.“ Naja.

Man fragt sich: Wie groß ist das Problem eigentlich – und wen betrifft es? Wir haben mal gegraben: In einer vom Juli 2012 datierenden Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung („Studie zu Dispozinsen / Ratenkrediten“) ergibt sich zunächst, dass „48 Prozent der Haushalte, denen die Bank einen Dispositionskreditrahmen zur Verfügung gestellt hat“, diesen Kredit nach eigenen Angaben „nie nutzen“ würden. Allerdings gebe es mit „17 Prozent der Haushalte“ eine „starke Minderheit, die angibt, den Dispokredit häufiger als sechsmal jährlich in Anspruch zu nehmen.“ Bei einer eingeengten Betrachtung von Haushalten in der unteren Einkommenskategorie seien das 26 Prozent. Und dann kommt’s: Auf Grund dieser Zahlen, so die Studie, könne man somit schon mal "vermuten, dass regelmäßige Liquiditätsengpässe besonders bei niedrigeren Einkommen verstärkt auftreten.“ Schau an. Bemerkenswert an der genannten Studie ist übrigens noch eine weitere Feststellung: Bei Alleinziehenden läge der Anteil derer, die den Dispokredt „häufiger als sechsmal im Jahr“ nutzen, bei 34 Prozent. Und dann kommt’s wieder: Insgesamt, so die Studie, werde deutlich, dass „die Anwesenheit von Kindern die statistische Häufigkeit der Nutzung des Dispokredits steigert und dass durch die Anwesenheit eines Partners diese tendenziell abnimmt.“ Gut, dass wir darüber gesprochen haben…

Zurück zum Artikel im Manager-Magazin. Da kommt nämlich zum Schluss noch eine seltsame Fantasie auf: Man könnte ja einen dauerhaft genutzten Überziehungskredit mit der „gesetzlichen Auflage eines Beratungstermins in der Hausbank“ verbinden. Wer also sein Konto zu lange überzieht, könnte dann per Gesetz in die Bank zitiert werden, die dadurch dann sogar den Vorteil hätte, ihre „Geschäftsbeziehung zum Kunden zu vertiefen“.

Und das ist wohl das Problem: Es geht immer nur um das Geschäftemachen. Und „wie viel?“ ist nicht die Frage. Vielleicht sollte man statt eines Gesetzes zur Eindämmung von Dispozinsen mal lieber ein Gesetz zur Förderung von Alleinerziehenden machen. Wenn sie mehr Unterstützung hätten, müssten sie ihr Konto auch nicht so oft überziehen.

Das sind ohnehin diejenigen, vor denen man am meisten Respekt haben sollte…
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