claim von gute-banken

Repräsentiert der Co-Vorstand der Deutschen Bank wirklich die gesamte Bankenbranche?

Heute haben wir mal wieder etwas gelesen, das uns nachdenklich machte: Wie u.a. die Süddeutsche Zeitung („Deutsche Bank: Endspiel für den Chef“, 4.3.15) meldet, wurde jetzt auch der aktuelle Vorstand der Deutschen Bank wegen Prozessbetrugs unter Anklage gestellt. Naja, würde man sagen und drüber weglesen. Aber: Wie so oft sind es die Nebensätze, die den Krawall machen…

Kurzer Rückblick: Die Deutsche Bank musste im leidigen Rechtsstreit mit den Erben des Medienunternehmers Kirch im Februar des vergangenen Jahres schon im Rahmen eines Vergleichs eine dreiviertel Milliarde Euro an die Erben bezahlen. Damit ist zwar dieser Streit zu Ende. Aber sie kommt trotzdem einfach nicht zur Ruhe. Schon 2011 ließ die Staatsanwaltschaft München die Vorstandsbüros und brisanterweise auch die Rechtsabteilung der Großbank durchsuchen, um Beweise für einen möglichen Prozess-Betrug im Zusammenhang mit eben diesem Kirch-Prozess zu finden. Wie man derzeit überall lesen kann, steht nun neben dem ehemaligen Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann auch der aktuelle Co-Chef des Hauses unter der Anklage des Prozessbetrugs.

Das ist natürlich finster, so findet u. a. auch die Süddeutsche Zeitung  Und so sinniert sie über die sicher legitime Frage, ob ein Bankvorstand, der des Betrugs angeklagt wird, nicht besser von seinem Amt zurücktreten sollte.

Naja, würden wir auch da sagen, das kann jeder sehen, wie er mag. Und naja, schreibt die Süddeutsche, im Grunde gelte ja für alle Angeklagte „die heilige Unschuldsvermutung“ - sogar im Falle jedes einzelnen Bankermanagers.

Und dann kommt’s:

Auch wenn der „Berufsstand seit der Finanzkrise noch so schlecht beleumdet sein“ mag, verurteilt seien die nun Angeklagten noch lange nicht. Und außerdem habe Jürgen Fitschen ja nicht nur „ein für Deutschland besonders wichtiges Unternehmen“ im Umbruch zu führen – er sei ja obendrein „als Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken der Repräsentant der Branche“.

Da müssen wir dann doch mal ein wenig die Stirn runzeln. Richtig ist sicher, dass Fitschen verzweifelt versucht, die Deutsche Bank wieder auf einen neuen Kurs zu bringen, der auch den Aktionären gefällt. Aber was wir uns fragen ist:

 

Welche „Branche“ repräsentiert Fitschen als aktueller Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken denn tatsächlich?

Soweit wir orientiert sind, handelt es sich beim Bundesverband deutscher Bank eben nicht um eine Verbandsorganisation a l l e r Banken in Deutschland – sondern eben nur um den Verband der privaten Banken in Deutschland. Wer es genau wissen will:

Würde eine der wirklich wichtigen 1400 Banken Deutschlands – wie zum Beispiel eine Sparkasse oder Genossenschaftsbank –  im Bundesverband deutscher Banken Mitglied werden wollen, könnte sie das laut §5a (Mitgliedschaft von Banken) Absatz 1 der Satzung des Verbandes gar nicht. Denn dort ist zu lesen, dass es für die Mitgliedschaft u.a. einer privaten Rechtsform (OHG, KG, GmbH, AG, KGaA) mit Sitz in der Bundesrepublik Deutschland bedarf. Und die haben Sparkassen und Genossenschaftsbanken zum Beispiel eben gerade nicht.

Fazit: Mal wieder ein Beispiel … wofür eigentlich?

Was bleibt also noch zu sagen? Naja, vielleicht das eine:

Hier kann man einmal wieder sehen, wie einfach und fatal es ist, keinen Unterschied zu machen.

Manch einer liest so etwas und denkt sich womöglich, dass der Vorstand der Deutschen Bank wirklich auch ein von regionalen Sparkassen und Genossenschaftsbanken gewählter Vorstand eines Gesamtverbandes wäre – was er ja ganz bestimmt nicht ist.

Und wenn jemand so etwas denkt,  ist das eben insofern fatal, als es durchaus einen großen Unterschied zwischen „den Banken“ gibt.

Um es einmal auch ein wenig klischeemäßig zu sagen:

Die einen spielen an der Börse und beschäftigen sich vorrangig mit High-net-worth-Individuals (HNWI), strukturierten Produkten Credit Default Swaps und verursachen mit all dem einen Krise nach den anderen.

Und die anderen sammeln in der Region Spargelder auf und verteilen sie in der selben Region in Form von Krediten und engagieren sich dort auch für die Gesellschaft. Die einen sind atemlos, die anderen machen das langweilige Brot- und Butter-Bankengeschäft. Beide machen sicher immer mal wieder Fehler.

Nur würden die einen es nie schaffen, damit weltweite Krisen auszulösen. Das ist der wesentliche Unterschied, den dieses mal auch die Süddeutsche nicht machte. Leider…

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