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Die sogenannten weniger bedeutenden Institute… Interessante Worte des neuen BaFin-Chefs…

Weil Großbanken und ihre Bilanzen immer größer und sie immer gefährlichere Produkte „strukturierten“ wurden sie erst „too big to fail“, dann von den Staaten aufgefangen – und lösten damit eine nicht enden wollende Regulierungswelle aus. Daneben gab und gibt es aber immer auch eine „weniger bedeutende“ Klasse von Banken, die einfach nur da waren und ihren Dienst taten …

Zunächst ein paar Worte zur „großen Entwicklung“: Das transnationale Wirken „der Märkte“ veranlasste die Staaten dazu, ihre Kontrollinstanzen ebenfalls transnational zu organisieren. Mit der zunehmenden Bedeutung der europäischen Kontrollinstanzen verändert sich auch die Bedeutung der nationalen Aufsichtsbehörden. Das gilt auch für die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (kurz BaFin), die für die Banken in Deutschland früher komplett zuständig war.

Der neue BaFin-Chef

An ihrer Spitze steht seit kurzem ein neuer Chef: Der neue BaFin Präsident Felix Hufeld, dessen Lebenslauf das Managermagazin („Aufsicht muss auch beißen können“, 12.5.15) folgendermaßen beschreibt: Erst bei der Unternehmensberatung Boston Consulting, nach dem Wechsel zur Dresdner Bank dann schneller Aufstieg zum Leiter der weltweiten Konzernentwicklung – und von dort wurde er dann erst fast zehn Jahre Leiter des Deutschland-Geschäft eines internationalen Versicherungsmaklers, dann 2013 bei der Bafin erst als Chef der Versicherungsaufsicht und nun eben als Präsident der neu ausgerichteten BaFin. Nachdem dieser Lebenslauf nicht so deutlich zu interpretieren ist, wie derjenige des neuen Chefs der Deutschen Börse, wollten wir wissen: Was sagt dieser neue Chef-Kontrolleur Deutschlands, der nun seit März im Amt ist? Also lasen wir seine Rede zur Jahrespressekonferenz der BaFin am 12.5.15…

Was der neue BaFin-Chef sagt - und auch zu denken scheint

Zunächst einmal erklärt er, dass die EZB sich eben jetzt um die großen Häuser kümmert und die vielen „so genannten weniger bedeutenden Institute, von denen etwa die Hälfte, nämlich rund 1.600, deutsche sind“, nur noch mittelbar beaufsichtigt. Diese Banken, so Hufeld, stünden also weiterhin unter nationaler Aufsicht, was auch sinnvoll sei.

Und dann kommt’s. Denn der neue BaFin-Präsident lässt mal ordentlich einen raus, der zumindest mal nicht falsch ist:  

Es sei ja „in Ordnung“, wenn man kapitalmarktbasierte Finanzierungsformen stärken würde – und dann kommt’s: „auch Verbriefungen, wenn wir die schmerzhaften Lektionen der Finanzkrise dabei nicht vergessen. Grundsätzlich wüsste ich allerdings nicht, warum wir uns in Deutschland einreden lassen sollten, eine kapitalmarktorientierte Finanzierung sei einer bankbasierten Finanzierung strukturell überlegen, zumal für eine so stark mittelständisch geprägte Wirtschaft wie die unsrige.“

Und das ist doch immerhin eine bemerkenswerte Feststellung. Denn auf deutsch heisst das: Die deutsche Wirtschaft wird nicht als Finanzstandort der großen Player und strukturierten Produkte erfolgreich – sondern durch diejenigen Häuser, die er vorher wohl eher ironisch die „sogenannten weniger bedeutenden Institute“ nannte. Denn die deutsche Wirtschaft ist eben wie kaum eine andere nach wie vor mittelständisch organisiert. Und der Mittelstand wird eben von den regionalen Häusern finanziert.

Hören wir da Finanzmarkt-Kritik?

Und fast hat man den Eindruck, als würde er die Folgen anprangern, die eine allzu finanzmarktfreundliche Denkweise insbesondere für die regionalen Häuser brachte. Denn obwohl sie – ausgenommen die großen Player und allen voran die Deutsche Bank – nichts dafür konnten, leiden die regionalen Häuser „bekanntlich verstärkt unter dem niedrigen Zinsniveau“. Das ist schon mal richtig. „Verwunderlich“ so sagt er, sei das nicht, denn der Zinsüberschuss mache traditionell „rund zwei Drittel ihrer operativen Erträge“ aus, und „nicht an jeder Straßenecke sprudeln alternative Ertragsquellen“.

An dieser Stelle ist dann die Frage, wie die BaFin nun ihren kleiner gewordenen Wirkungskreis – sie ist eben künftig vor allem für die „sogenannten weniger bedeutenden“ regionalen Häuser zuständig – künftig sehen und behandeln will und wird.

Und dann kommt noch ein durchaus bemerkenswerter Satz in dieser Rede des neuen BaFin-Chefs, den wir jetzt einfach mal in voller Länge hier reinkopieren:

„Die Vorstellung, dass aufsichtliche Entscheidungen allein Ergebnis einer mechanistischen, kennzahlen- oder entscheidungsbaumgestützten Deduktion sein könnten, mag für manchen ein schöner Traum sein, geht aber an der Realität vorbei und kann daher nicht Leitbild unseres Aufsichtshandelns sein.“

Und das heißt auf deutsch wiederum wohl soviel wie: Ob eine Bank gut ist, kann man nicht an den aktuellen Zahlen erkennen, die man mit denen anderer und irgendwelchen errechneten Anforderungsprofilen misst. Gegen quantitative Beurteilung sei zwar „überhaupt nichts einzuwenden – jedenfalls solange wir uns einig sind, dass gute Aufsicht im Einzelfall, und Aufsicht muss sich immer im Einzelfall bewähren, auch eine qualitative, abwägende und beurteilende Komponente haben muss.“

Wer alle Banken über eine Kamm schert, sieht nur ein Drittel…

Bei all dem weiss man nun natürlich nicht, ob der neue BaFin-Präsident in Wahrheit ganz anders denkt und bei seiner Rede nur das Mäntelchen nach dem Wind dreht.

Allerdings klingt das, was er sagt, nun wenigstens so, als würde er die Unterschiede zwischen den Banken in den drei Säulen des deutschen Bankensystems sehen und damit umgehen wollen.

Fazit

Regionale Häuser sollte man nicht an ihren Bilanzen und Gewinnen zu beurteilen wie international agierende Großbanken, deren Geschäftsmodell die Strukturierung komplexer Produkte und deren Geschäftszweck die Profitmaximierung für ihre Aktionäre ist. Denn regionale Banken sind primäre für ihre Regionen und ihre Kunden da. Das sollten sie sein. Denn das ist nicht nur ihr Geschäftsmodell, sondern auch ihr Geschäftszweck.

Dass sie dafür auch Geld verdienen müssen, ist ebenso klar, wie der vom BaFin-Chef angesprochene Umstand, dass der Niedrigzins ihnen das Leben sehr schwer macht – ohne dass sie was dafür können. Man sollte das immer im Auge behalten, wenn man allzu pauschal über Banken spricht, ohne den Unterschied zu machen.

Ob die Genossenschaftsbanken und Sparkassen auch Fehler machen? Natürlich tun sie das. Aber es sind eben andere, meschlichere und naturgemäß auch irgendwie „langweiligere“ Fehler …

… aber die lassen sich ja meist durch den Dialog mit dem Kunden lösen. Eben auch bei uns auf gute-banken.de…

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