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Das Manager-Magazin, der neue Privatkunden-Chef der Deutschen Bank – und der Korintherbrief…

Drollig: In einem Artikel über den neuen Vorstand des Geschäftsbereichs Privatkunden der Deutschen Bank Sewing spricht das Manager-Magazin („Deutsche-Bank-Vorstand Christian Sewing: Der Aufräumer knöpft sich die Filialen vor“, 21.5.15) reichlich deutlich über seine Aufgaben – und bringt uns dabei zum Schmunzeln…

Die Jobbeschreibung des neuen Bereichs-Vorstands. so heisst es, dürfte vor allem den Traditionalisten in der Bank nicht gefallen. Ehe wir diese in einen Satz gepackte Beschreibung hier auch mal aufsagen, müssen wir aber ja erst überprüfen, wie sie zustande kommt.

Fündig wird man schnell im von Deutsche Bank Ober-Co-Vorstand Anshu Jain beim Analystengespräch (Analyst Call) vom 27.4.15) ausgegebenen Strategie Papier „Delivering Value“. Was so viel heisst wie „Wert liefern“.

In diesem Papier liest man freundlicherweise schon auf Seite 2, dass die Deutsche Bank zwar das Produktangebot einer Universalbank beibehalten wolle (maintaining a universal banking product offering) – aber eben den Umfang des Produktangebots künftig reduzieren und nicht mehr alles für alle Kunden anbieten (oder sein?) wolle (Tightening our product perimeter – not all things to all people).

Eine Eingebung…

Not all things to all people“? Das kam uns irgendwie so bekannt vor. Wir mussten erst einen Moment überlegen, woran es uns erinnerte. Und dann fiel es uns auch wieder ein: Dieselbe Formulierung verwendete auch der Apostel Paulus in seinem 1. Korintherbrief (9,22) – nur eben ohne die Verneinung vornedran:

In der englischen Version heißt das so:

To the weak I became weak, to win the weak. I have become all things to all people so that by all possible means I might save some.

Und in der deutschen Version dann eben so:

„Den Schwachen wurde ich ein Schwacher, um die Schwachen zu gewinnen. Allen bin ich alles geworden, um auf jeden Fall einige zu retten.“

Ach, was könnte man da jetzt vortrefflich sinnieren über die Art und Weise, wie ein einfaches „not“ oder „nicht“ eine Welt verändern kann. Und ob die Deutsche Bank sich wohl mit ihrer Strategie auf keinen Fall mit den Schwachen gleich machen oder gar einige von ihnen retten will – weil sie ja „Value“ delivern und Leistun aus Leidenschaft bringen muss.

Man könnte sich fragen ob dieser negierte Gleichklang nun rhetorische Absicht war oder eher ein Freudscher Schlüpfer.

Ja, da könnte man schon noch richtig einen dazu rauslassen. Aber das müssen wir in dem diesem Fall gar nicht. Denn zynischer als die eingangs angekündigte Jobbeschreibung des Manager Magazins für den neuen Deutsche Bank Vertriebsvorstand Privatkundengeschäft geht’s eh kaum. Hier ist so also…

„Die Strategie 2020 sieht vor, bis 2017 rund 200 Filialen zu schließen (abgesehen vom Massengeschäft der Postbank also jede dritte bis vierte noch verbliebene), sich aus den meisten Auslandsmärkten zurückzuziehen und Millionen Kunden loszuwerden - im Sinne der Konzentration auf lukratives Geschäft: "not all things to all people", heißt die Devise.“

Muss man dazu noch etwas sagen? Nein eigentlich nicht. Da hat das Manager Magazin schon recht: Diese Jobbeschreibung dürfte wirklich nur wenigen gefallen. Am wenigsten dem Apostel Paulus, der wohl den Kopf drüber schütteln würde…

In diesem Sinne bleibt dann nur noch zu hoffen, dass auch die Aktionäre der Deutschen Bank nicht allzu lange – um einmal aus dem „Münchner im Himmel“ von Ludwig Thoma zu zitieren – auf die göttliche Eingebung warten müssen…

 

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