Ausstieg von Griechenland aus dem Euro
Das Handelsblatt („Märkte sind auf die Drachme vorbereitet , 21.2.12) sinniert über die Möglichkeit eines Ausstiegs von Griechenland aus dem Euro. Zitiert wird ein Londoner Fondsmanager – der pikanterweise beim Film „Wall Street – money never sleeps“ als Berater dabei war (wohl um die wirkliche Kälte des Systems korrekt darzustellen): Wenn das schwächste Glied aus der Kette ausscheide, so wird er ...zitiert, würde das den Rest der Währungsunion stärken.
Außerdem hätte ohnehin eine Umfrage einer englischen Großbank ergeben, dass 50 Prozent der Befragten der Meinung seien, dieses Jahr würde sowieso „mindestens ein Wackelkandidat die Währungsunion verlassen“. (Tolle Umfrage, wenn das Geld das Geld befragt…)
Diese Argumentation ist nun natürlich eine schöne Beschreibung der eigentlichen Problematik: Das System hat sich schon lange von den allgemein gültigen Werten verabschiedet. Sozialdarwinismus wird in Heroismus umgebaut: Ein Schwacher opfert sich gewissermaßen heldenhaft für das Überleben der Anderen, der Starken und wird dadurch heroisiert. Das ist amerikanisches Kino.
So wird eine moralische Verpflichtung hergestellt, mit der die Starken von ihrer ebenfalls moralischen Verpflichtung mal eben befreit werden. Auf christlich heißt die „was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ Und auf gesellschaftlich heißt sie einfach nur „Solidarität“.
Immerhin runzelt auch das Handelsblatt die Stirn. Die Märkte seien aber doch derart eng vernetzt sind, dass kein noch so sorgfältiger Plan die Folgen eines solchen Schocks abschätzen könne – weil eine Staatspleite am Ende „dennoch unkalkulierbare Restrisiken“ berge.
In Summe sehr interessant: Am Ende werden ethische Fragen nicht mehr beantwortet. Sondern berechnet…
Außerdem hätte ohnehin eine Umfrage einer englischen Großbank ergeben, dass 50 Prozent der Befragten der Meinung seien, dieses Jahr würde sowieso „mindestens ein Wackelkandidat die Währungsunion verlassen“. (Tolle Umfrage, wenn das Geld das Geld befragt…)
Diese Argumentation ist nun natürlich eine schöne Beschreibung der eigentlichen Problematik: Das System hat sich schon lange von den allgemein gültigen Werten verabschiedet. Sozialdarwinismus wird in Heroismus umgebaut: Ein Schwacher opfert sich gewissermaßen heldenhaft für das Überleben der Anderen, der Starken und wird dadurch heroisiert. Das ist amerikanisches Kino.
So wird eine moralische Verpflichtung hergestellt, mit der die Starken von ihrer ebenfalls moralischen Verpflichtung mal eben befreit werden. Auf christlich heißt die „was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ Und auf gesellschaftlich heißt sie einfach nur „Solidarität“.
Immerhin runzelt auch das Handelsblatt die Stirn. Die Märkte seien aber doch derart eng vernetzt sind, dass kein noch so sorgfältiger Plan die Folgen eines solchen Schocks abschätzen könne – weil eine Staatspleite am Ende „dennoch unkalkulierbare Restrisiken“ berge.
In Summe sehr interessant: Am Ende werden ethische Fragen nicht mehr beantwortet. Sondern berechnet…
Kommentare
Bemerkenswert an dieser Double-Bind-Äußerung ist nicht einmal so sehr, dass ein Regierungsmitgl ied ? schließlich ist er ja Minister ? querschlägt, sondern wieder diese typische Sprache und das typische Konzept des Denksystems. Er redet wie ein Arbeitgeber. Wer oder was nicht ins effiziente System passt, stört. Das System schafft ?Anreize?. Anreizsysteme sind geläufig ? und die einfachste Methode, die Menschen zu instinktgetrieb enen Maschinen zu machen.
Dass er dabei auch mit der schon von Hans-Werner Sinn propagierten Rückkehr zu Drachme als "Chance Griechenlands, sich zu regenerieren und wettbewerbsfähig zu werden", ist einfacher Manchesterliber alismus. Der Markt wirds dann schon regeln?
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1. "Anreizsyst eme sind geläufig ? und die einfachste Methode, die Menschen zu instinktgetrieb enen Maschinen zu machen." Wie ist denn generel eine gesellschaftspo litische Steuerung ohne Anreize denkbar?
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?2."Dass er dabei auch mit der schon von Hans-Werner Sinn propagierten Rückkehr zu Drachme als "Chance Griechenlands, sich zu regenerieren und wettbewerbsfähig zu werden", ist einfacher Manchesterliber alismus. Der Markt wirds dann schon regeln?" Dass Griechenland nicht wettbewerbsfähig genug ist, ist doch wohl unbestritten, oder seht ihr das anders? Was mir bei eurer Marktkritik manchmal nicht ganz klar wird, ist die Frage, welches erstrebenswerte s Gesellschaftsmo dell euch vorschwebt. Was ist die Alternative? Mehr Staat, weniger Markt? Mehr realer Markt, weniger Finanzmarkt? Kritik ist ok - aber wo soll die Reise denn hingehen?
Es geht uns lediglich um die Art und Weise ? den Diskurs ? in der alles, was bei drei nicht auf dem Baum ist, nur noch wirtschaftlich oder gar finanzwirtschaf tlich betrachtet wird und der Gedanke des Wettbewerbs als Produzent von bewertbaren Unterschieden alles dominiert. Um es mal an einem einfache Beispiel deutlich zu machen: Die lapidare Erkenntnis, dass jede Unternehmung einen Nutzen ? auch in Form von Profit ? bringen muss, ist per se ?gesellschaftsun schädlich?. Schädlich wird sie erst, wenn sich der Blickwinkel so weit verengt, dass der Rest nicht mehr gesehen wird. Wenn zum Beispiel der Begriff der ?Wettbewerbsfähigkeit? a priori absolut gesetzt wird. Dann fängt alles an, sozialdarwinist isch zu werden.
Aus dieser Sicht ist ja der Satz, den man in den Satzungen von Sparkassen (hier mal am Beispiel der Sparkasse Köln / Bonn) lesen kann, ein Beispiel dafür, dass es vom Konzept her auch anders geht:
?Die Sparkasse führt ihre Geschäfte nach kaufmännischen Grundsätzen.
Die Erzielung von Gewinn ist nicht Hauptzweck des Geschäftsbetrieb es.?
In diesem Sinne ist unsere Kritik und unser Vorstellung von einem Gesellschaftssy stem ganz einfach: Man würde sich wieder angewöhnen, zwischen Zweck und Zweckmäßigkeiten zu unterscheiden. Das würde schon sehr viel bringen. Wenn das mal der Fall wäre, würde sich auch schnell ein weiterer Effekt einstellen: Bestimmte Instrumente würden reguliert bzw. verboten, weil sie sich als nicht ?zweckmäßig? erwiesen haben. Das wäre schon ein großer Schritt, der sich auch irgednwann einstellen wird.
Ach ja: Der Begriff des Anreizes, auf den wir hier anspielen, ließe sich auch durch ein anderes Wort ersetzen: Motivation. Aber die lässt sich gemeinhin nicht in Euro ausdrücken oder auf Euro reduzieren.
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Das mag ja alles in sich stimmig sein. Aber man kann den Akteuren auf den Finanzmärkten doch nicht vorwerfen, dass sie sich dem Zweck der Profitmaximieru ng verschrieben haben, denn genau darum geht es doch auf den Finanzmärkten. Die Unterscheidung zwischen Zweck und Zweckmäßigkeiten muss die Politik vornehmen, doch ist sie mit den globalen Märkten bereits so verwoben, dass sie aus einem Abhängigkeitsv erhältnis heraus agiert und sich dabei durchaus opportunistisch verhält
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Ich finde eure Initiative auch gut und den Diskurs bereichernd. Letztendlich dreht es sich doch um die Frage: Was gehört zu den originären Aufgaben einer (guten) Bank? Nach welchen Leitmaximen erfolgt wirtschaftliche s "Handeln"? Wie lassen sich einzel- und gesamtwirtschaf tliche Interessen vereinbaren? Das, was mich einfach manchmal stört, ist der Umstand, dass stellenweise etwas simplifizierend auf Personen bzw einzelne Institutionen zugerechnet wird. Ich vertrete eben eine systemische Perspektive - und im Rahmen dieser stellt sich vieles ein Stück weit kontingenter und komplexer dar. Schwarz-Weiß-Malerei - hier die guten Banken, dort die schlechten - halte ich für gewagt. Dass es Unterschiede gibt in der Ausrichtung des operativen Geschäfts - keine Frage. Ich für meinen Teil habe negative Erfahrungen mit öffentliche n / genossenschaftl ichen und privaten Instituten gemacht. Und ich bezweifle, ob es nicht doch der wesentliche Zweck einer jeden Bank ist, Gewinn zu erwirtschaften
Das ist nun nicht ganz unlogisch. Denn solche Veröffentlichu ngen sind willkommenes Futter für ?den Markt?. Es werden also unweigerlich ? wahrscheinlich mit den üblichen Ausreden ?Liquiditätsbeschaff ung, ?Unterstützung der Preisfindung? und natürlich ?Interesse der Investoren? ? noch mehr Wetten produziert werden. Wie die Sache wirklich ausgehen würde, interessiert da ohnehin keinen. Weil jede Wette und jeder Deal ohnehin Bestandteil eines System aus Wetten ist und durch weitere Wetten ?abgesichert? (hedging) sein wird.
Manchmal, so liest man dazu im Neuen Tag, schienen deutsche Politiker halt ziemlich blauäugig, und manches Mal sogar sträflich leichtsinnig?
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Sträflich leichtsinnig? Das ist vorsätzliche Dummheit!