claim von gute-banken

Die große Welt der Derivat

Interessanter Artikel in der Süddeutschen („Die große Welt der Derivate“, 7.11.12) zu einem Thema, über das wir ja auch gerne sprechen. Es geht um die Inflation der Derivate vor allem in Deutschland. Grob gesprochen ist ein Derivat eine Anlageform, bei der ich nicht mehr direkt in einen Wert investiere, sondern nur in dessen Entwicklung. Das sind also eigentlich einfache Wetten – die für den „Anlegerschutz“ manchmal mit entsprechenden „Deckeln“ versehen werden. Manchmal aber auch nicht.

Hier ein paar nette Zahlen aus dem Artikel:

- mittlerweile machen die normalen Investments wie Aktien und Anleihen gerade noch 4% der von der Deutschen Börse gehandelten Anlageformen aus.

- An deutschen Derivate-Börsen würden etwa 956.00 Derivate gehandelt. Das seien lt. Süddeutsche etwa 100 mal soviel wie normale Aktien.

- Durch den Hochfrequenzhandel werden pro Tag (!) sage und schreibe 1,7 Milliarden Kursaktualisierungen produziert.

Diesen „Angebots“-Zahlen stellt der Artikel die Nachfragezahlen gegenüber:

Trotz der hohe Zahlen auf Angebotsseite würden deutsche Anleger „nur „etwa 2% des Geldvermögens in Derivate stecken. Gemessen am gesamten börsengehandelten Volumen seien es laut einer Studie auch „nur“ 11%.

Vielleicht ein Zeichen der Vernunft oder eines Gefühls der Anleger, dass es keine gute Idee ist, sein Geld in heiße Luft zu stecken, die man nicht mal richtig verstehen kann…
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Kommentare

Kommentare 

+3 # Autor 2012-11-11 20:17
Auch drollig: Das Handelsblatt (?Derivate sind keine Zockerpapiere!?, 7.11.12) bringt einen Artikel, in dem sich die Chefin des Deutschen Aktieninstituts für Derivate ausspricht. Begründung: Mittelständische Unternehmen mit viel Auslandsgeschäft bräuchten diese Derivate zur Absicherung von Währungsrisi ken. Technisch gesehen ist das richtig.

Kurz erklärt: Die Rechnung an ein amerikanisches Unternehmen wird in Dollar bezahlt und in Euro umgerechnet. Sinkt der Dollarkurs zwischen der Lieferung und der Bezahlung der Rechnung, kommt für das deutsche Unternehmen unterm Strich weniger raus.

Allerdings wirkt dieser Artikel in Summe doch etwas albern. Wie man gerade von wenigen Tagen in der Süddeutschen lesen konnte, werden an deutschen Derivatbörsen derzeit etwa 965.000 verschiedene Derivate gehandelt. Und das sicher nicht, weil die Nachfrage danach beim Mittelstand so hoch ist.

Das Problem der Derivate ist im Grunde das Problem ?der Märkte?: Sie haben sich halt schon lange aus jeglichem Zusammenhang mit der Realwirtschaft verabschiedet?
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