Comdirect und die Menschen mit Millionen
Drollig: In einem Interview mit dem Handelsblatt („Die Kunden sehen, wie wertvoll ein deutsches Konto ist“, 27.3.13) sinniert der Vorstand der Online-Tochter der Commerzbank über Menschen und Kunden. Die sprachliche Verwirrung ist so herrlich, dass wir sie nicht unkommentiert lassen wollen.
Da sagt der Bank-Chef also erst ganz gefühlig: „Die Menschen sehen, wie wertvoll es, ist ein Konto in Deutschland zu haben.“
Da freut man sich natürlich, wenn mal über die Menschen gesprochen wird! Blöde nur, dass im nächsten Satz direkt aufgeklärt wird, was für „Menschen“ da gemeint sind. Da kann man nämlich lesen: „Wer derzeit Millionen in einem Krisenland hat, fragt sich doch, ob das Geld bei einer Bank in Deutschland nicht besser aufgehoben wäre.“
Wir fassen also das erste Mal zusammen: „Die Menschen“ haben „Millionen“ in einem Krisenland. Und fragen sich deshalb, ob sie das Geld nicht besser einer Bank in Deutschland geben sollten. Aha. Der Mensch besitzt also Millionen. Da engt sich die Zielgruppe und der „Menschen“-Begriff schon stark ein. Umgekehrt würde ja gelten: Wer keine Millionen in einem Krisenland hat, ist kein Mensch. Naja. Man will ja nicht päpstlicher sein als der Papst und so.
Dann bleibt da noch die Aussage, dass das Geld ggf. bei einer Bank in Deutschland gut aufgehoben wäre. Die wird dann aber auch noch ein wenig eingeengt:
Angesichts des Niedrigzinsumfeldes, so der Bank-Chef, würden die „Kunden“ Geld verlieren. Weil ja – und jetzt kommt’s - ein Zinsniveau von „Null“ bei zwei Prozent Inflation bedeuten würde, dass Produkte „nach 20 Jahren“ rund 50 Prozent mehr als heute kosten würden, man aber immer noch gleichviel Geld hätte. Und deshalb wären erstens Sparkonten blöde und zweitens solle man darum Aktien kaufen. Die würden zwar Risiken bergen, aber eben auch eine Chance bieten, „die Inflation auszugleichen oder sogar zu übertreffen“.
Das ist natürlich auch eine beachtliche Aussage. Lassen wir den Umstand beiseite, dass die Comdirect ihr Geld mit Aktientransaktionen ihrer Kunden verdient. Und lassen wir auch beiseite, dass sich bisher noch keiner getraut hat, ein „Sparkonto“ mit „Null“ Zinsen anzubieten.
Das wirklich Drollige an dieser Rechnung ist ohnehin eine andere Zahl: Da extrapoliert einer, der vom kurzfristigen Auf und Ab der Zinsen und Börsenwerte lebt, die Niedrigzinsphase über einen Zeitraum von „20 Jahren“. Meint er das wirklich oder ist das mehr so ein rhetorisches Spiel?
Mal im Ernst: Der Leitzins mag ja niedrig sein. Aber dieses niedrige Zinsniveau ist ganz bestimmt nicht auf Dauer und schon gar keine 20 Jahre lang tragbar.
Aber so denken „die Märkte“ eben gerne: Man nimmt ein paar Zahlen und extrapoliert sie nach Gusto. Und schon hat man das Ergebnis, das man gerne hätte. Deshalb kann man sagen: Sollte die Zahl rhetorisch gemeint gewesen sein, hätte er besser gleich 100 Jahr eingesetzt. Da wäre der errechnete Verlust „der Menschen“ noch höher – und das Argument für Aktien-Transaktionen bei Comdirect noch stärker gewesen…
Da sagt der Bank-Chef also erst ganz gefühlig: „Die Menschen sehen, wie wertvoll es, ist ein Konto in Deutschland zu haben.“
Da freut man sich natürlich, wenn mal über die Menschen gesprochen wird! Blöde nur, dass im nächsten Satz direkt aufgeklärt wird, was für „Menschen“ da gemeint sind. Da kann man nämlich lesen: „Wer derzeit Millionen in einem Krisenland hat, fragt sich doch, ob das Geld bei einer Bank in Deutschland nicht besser aufgehoben wäre.“
Wir fassen also das erste Mal zusammen: „Die Menschen“ haben „Millionen“ in einem Krisenland. Und fragen sich deshalb, ob sie das Geld nicht besser einer Bank in Deutschland geben sollten. Aha. Der Mensch besitzt also Millionen. Da engt sich die Zielgruppe und der „Menschen“-Begriff schon stark ein. Umgekehrt würde ja gelten: Wer keine Millionen in einem Krisenland hat, ist kein Mensch. Naja. Man will ja nicht päpstlicher sein als der Papst und so.
Dann bleibt da noch die Aussage, dass das Geld ggf. bei einer Bank in Deutschland gut aufgehoben wäre. Die wird dann aber auch noch ein wenig eingeengt:
Angesichts des Niedrigzinsumfeldes, so der Bank-Chef, würden die „Kunden“ Geld verlieren. Weil ja – und jetzt kommt’s - ein Zinsniveau von „Null“ bei zwei Prozent Inflation bedeuten würde, dass Produkte „nach 20 Jahren“ rund 50 Prozent mehr als heute kosten würden, man aber immer noch gleichviel Geld hätte. Und deshalb wären erstens Sparkonten blöde und zweitens solle man darum Aktien kaufen. Die würden zwar Risiken bergen, aber eben auch eine Chance bieten, „die Inflation auszugleichen oder sogar zu übertreffen“.
Das ist natürlich auch eine beachtliche Aussage. Lassen wir den Umstand beiseite, dass die Comdirect ihr Geld mit Aktientransaktionen ihrer Kunden verdient. Und lassen wir auch beiseite, dass sich bisher noch keiner getraut hat, ein „Sparkonto“ mit „Null“ Zinsen anzubieten.
Das wirklich Drollige an dieser Rechnung ist ohnehin eine andere Zahl: Da extrapoliert einer, der vom kurzfristigen Auf und Ab der Zinsen und Börsenwerte lebt, die Niedrigzinsphase über einen Zeitraum von „20 Jahren“. Meint er das wirklich oder ist das mehr so ein rhetorisches Spiel?
Mal im Ernst: Der Leitzins mag ja niedrig sein. Aber dieses niedrige Zinsniveau ist ganz bestimmt nicht auf Dauer und schon gar keine 20 Jahre lang tragbar.
Aber so denken „die Märkte“ eben gerne: Man nimmt ein paar Zahlen und extrapoliert sie nach Gusto. Und schon hat man das Ergebnis, das man gerne hätte. Deshalb kann man sagen: Sollte die Zahl rhetorisch gemeint gewesen sein, hätte er besser gleich 100 Jahr eingesetzt. Da wäre der errechnete Verlust „der Menschen“ noch höher – und das Argument für Aktien-Transaktionen bei Comdirect noch stärker gewesen…
Kommentare
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na klar... Menschen die viel Geld haben sind immer bei Banken herzlich willkommen und sie holen die Kundschaft sogar aus anderen Ländern... aber eine Frage hätt ich doch, ist Deutschland nun "ein Krisenland" oder nicht ? Haben die dann wirklich selber verstanden was die da sagen ?
-die-statistik-ueberzeichnet-das-armutsproblem-12129154.html" target="_blank" rel="nofollow">www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaf...roblem- 12129154.html
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wenn ich nun richtig verstehe ist Deutschland ein Land in dem es immer weniger Arme gibt, nur hör ich immer wieder das Gegenteil davon und lese auch auf Facebook viele Kritiken, und dass es in Deutschland immer mehr Arme gäbe. Wollen sie manipulieren ? Wer hat nun recht und wem soll man dann glauben ? Ich weiss nur eins in meiner Familie wird es immer schwerer mit den "Finanzen" und Ausgaben. Persönlich lebe ich in Frankreich, meine Eltern und Geschwister in Deutschland, da kann ich manchmal schon vergleichen und in Frankreich steigen auch die Preise heftig und weniger Ersparnisse bei allen, vor allem bei Sozialempfänger zB, da sie ein Sparbuch melden müssen und man ihnen vornezu alles wieder abzieht, so kommen die dann nie raus aus den Geldproblemen... und der Staat muss weiterhin die Rechnung übernehmen... Energiepreise sind gestiegen, unglaublich sogar, Benzin auch Mieten auch, aber es gibt neue Gesetze seit Regierungswechs el und man muss den Wirtschaftswach stum beachten und darf die Miete nicht mehr frei erhöhen... wird alles mehr geregelt. so, wünsch noch einen schönen Tag, hab noch viel zu tun heute