claim von gute-banken

Das Handelsblatt : „Der große Zinsschwund“

Auch drollig: Das Handelsblatt („Der große Zinsschwund“, 24.4.13) sinniert über niedrige Zinsen und die Gelassenheit der Deutschen: Aktuell würden viele Banken ihre ohnehin schon niedrige Zinsen aufs Festgeld noch weiter senken. Das Ganze wird wie üblich garniert mit Expertenstimmen:

Offenbar sei selbst denjenigen Banken, die bisher meist mit Lockvogelzinsen Neugeschäft akquirieren wollten, der Wettbewerb um neue Kunden „nicht mehr so wichtig“. So sagt der eine. Ein anderer klagt wie üblich die „kalte Enteignung“ der Sparer an: Rechne man den niedrigen Zins und die Inflationsrate zusammen, sei eigentlich grade noch der Kapitalerhalt möglich. Und aus dieser Situation gebe es auch kaum Auswege: Summa summarum gebe es zwischen dem höchsten und dem niedrigsten Zinsangebot für Tagesgeld kaum noch nennenswerte Unterschiede.

Und dann wundert sich das Handelsblatt gemeinsam mit „internationalen Forschern“, dass laut einer Studie für 42% der Deutschen das Sparbuch trotz Mini-Zinsen die beliebteste Anlageform sei. Das habe wohl auch damit zu tun, dass die Sicherheit laut der Studie für „mehr als 60 Prozent“ der Deutschen die entscheidende Rolle bei der Anlagestrategie spiele.

Und dann wundern wir uns, dass man sich darüber wundern kann. Die Menschen im Lande waren – trotz Börsentickern und Börsennachrichten in jeder Nachrichtensendung – noch nie besonders börsenaffin. Das mag zum Einen daran liegen, dass die meisten Menschen ihr Geld schwerpunktmäßig einfach nur mit Arbeit verdienen. Und dass man das Geld nur dann an seiner statt nennenswert arbeiten lassen kann, wenn man genug davon hat. Zum anderen dürften die Deutschen traditionell weniger Angst um ihr Geld als um ihren durch „Kostendruck und Wettbewerb“ gefährdeten Job haben.

Wohl auch deshalb legen laut einer Umfrage von Statista.de („Umfrage zu genutzten Geldanlagemöglichkeiten 2012: Welche Geldanlagemöglichkeiten nutzen Sie aktuell?“) 67,9% ihr Geld in Sparbüchern und nur jeweils etwas über 15% in Tages- oder Festgeldkonten an. Davor liegen zum Beispiel Lebensversicherungen (40,9%) Bausparverträge (22%) und private Rentenversicherungen (20%). Aktien werden nur von 6% als Anlageform angegeben.

Diese offensichtliche Gelassenheit der Deutschen mag ja vielleicht auch ganz einfach auf eine Besonderheit des deutschen Bankensystems zurückzuführen sein:

Mit Sparkassen und Genossenschaftsbanken dominieren – ungeachtet der medialen Sichtbarkeit – die kleinen Häuser, deren primäres Ziel eben nicht die Gewinnmaximierung ist. Ihre Aufgabe ist es, den „Sparsinn“ zu fördern und das angelegte Geld in Form von Krediten dort einzusetzen, wo es herkommt. Damit sind wir während der diversen Krisen gut gefahren.

Wenn man das mal so sehen will, kann man sich schon mal fragen: Über wenn sollte man sich nun mehr wundern – über die Deutschen oder über das System, das Gewinnmaximierung versprochen und schlussendlich für die Öffnung der Geldschleusen gesorgt hat? …
weitere Einträge

Kommentare

Kommentar schreiben

Bleiben Sie bitte sachlich und themenbezogen in Ihren Beiträgen und unterlassen Sie bitte links- und rechtsradikale, pornographische, rassistische, beleidigende und verleumderische Aussagen.