Social Trading: wirklich „innovativ“ bzw "sozial"?
Ist „Social Trading“ eigentlich wirklich „innovativ“ oder „sozial“? In einem „Fonds-Special“ bringt das Handelsblatt einen Artikel („Wenn Anleger zu Fondsmanagern werden“, 2.2.14) zu sogenannten „Social Trading Plattformen“. Dort tauschten sich private Anleger früher über ihre Anlagestrategien aus und entwickelten eigene „Fonds“. Die „Performance“ dieser Strategien wurde natürlich gemessen und verglichen. Und heute? Heute werden auf Basis der Aktienempfehlungen dieser privaten Trader mittlerweile reale Investmentfonds emittiert, die regulär gegen echtes Geld an der Börse gehandelt werden. Und wie sich zeige, so, das Handelsblatt, müssten sich solche Fonds vor den Fonds „institutioneller Adressen“ nicht verstecken. Das findet der Autor erstmal total „innovativ“…
Wir finden das ehrlich gesagt nicht besonders drollig. Denn hinter Plattformen wie Wikifolio steckt im Grunde die selbe Denkweise, wie hinter dem gesamten System. Es geht nicht etwa darum, das System einmal grundsätzlich zu überdenken. Auch die privaten Spieler / Anleger / Strategen werden dazu erzogen, in der einfachen Kategorie „Performance“ zu denken. Das Portfolio, das am meisten Rendite verspricht, ist das beste. Es ist also gewissermaßen dasselbe in grün. Also warum sollte man solche Fonds nicht handeln und darüber berichten? Und deshalb mag es nicht wundern, dass der „Manager“ des ersten Social Trading Portfolios / Fonds mit über 10 Millionen Fonds-Volumen kürzlich von Handelsblatt „Wikifolio Inside: Social Trader begeistern die Anleger“, 23.1.14) in einem eigenen Artikel vorgestellt wurde. Ebenso wenig wundert es, dass dieser derzeit wohl am stärksten gehandelte Social-Trading-Fonds eine bekannte Strategie verfolgt: Er will „in jeder Marktsituation potentielle Gewinne“ erzielen. Und er will durch „ Long-, sowie Shortpositionen (z.B. über ETF´s)“ sowohl „von steigenden als auch von fallenden Kursen gleichermaßen“ profitieren. Wie gesagt: Das Selbe in grün.
Aber obwohl das mal wieder alles so logisch erscheinen will, fragt man sich: Was ist an „Social Trading“ und dem Spiel mit kalten Zahlen eigentlich sozial? (Das ist übrigens auch der Grund, weshalb wir auf unseren Plattformen keine „Zins-Hitlisten“ zeigen...)
Aber zurück zum Artikel: Als nächstes vergleicht der Autor diese privaten Trader mit den Fondsmanagements der Großbanken. Große Finanzhäuser, so schreibt er, würden sich bei solch „innovativen Ideen und Neuerungen“ ja meist etwas schwertun. Weil Diskussionen sich hier schon einmal quälend in die Länge ziehen und viele Spezialisten und Gremien gehört werden müssten, kämen am Ende häufig „Kompromisse“ und „Mainstream“ heraus. Woher er diese Erkenntnisse zieht, steht in dem Artikel nicht drin. Man fragt sich aber schon, ob ihm die permanent neu erfundenen Produkte z.B. der Deutschen Bank wie „Short-ETF“, Dark Pools in Asien und all die wahnsinnigen Derivat- und Wettkonstruktionen noch nicht „innovativ“ genug gewesen sind… Uns würde es auf jeden Fall reichen. Naja, genau genommen wollte der Autor mit diesem Artikel eigentlich nur ein wenig Werbung für die kleineren Vermögensverwalter machen, die er offenbar hauptberuflich berät. Ist ok.
Aber man fragt man sich halt schon: Welches Interesse hat eigentlich das Handelsblatt, dieses Thema (übrigens gleich zweimal innerhalb von einer starken Woche) zu besprechen? Die Antwort darauf dürfte wohl relativ einfach ausfallen: Was man an der Börse handeln kann und nicht bei drei auf dem Baum ist, wird halt ins System eingebaut. Und nachdem man sich im letzten Jahr so für das passive Management mit ETF, die nur Indices abbilden, stark gemacht hat, geht man jetzt wieder in Richtung aktiv. Wer rastet, der rostet. Da sind die „Social Trading Fonds“ ja mal eine willkommene Abwechslung. Hauptsache, man kann die Rendite messen.
Bleibt die letzte Frage: Und was lehrt uns das jetzt eigentlich? Naja, man kann es vielleicht so sagen:
Im Grund ist es eigentlich ohnehin egal, wer solche Fonds aktiv oder passiv innovativ oder mainstreamig entwickelt und emittiert. Hauptsache Rendite. Was verkauft werden kann, wird verkauft. Was darüber berichtet werden kann, wird berichtet. Ein riesiges Monopoly-Spiel. Was die möglichen Verluste angeht, spielt die Qualität des Konzepts oder des Managements ja eh keine Rolle. Denn, so kann man in dem Artikel auch lesen: „Auch die Titanic“ wurde ja schließlich „von ausgewiesenen Profis gebaut“. Ja dann.
Ach, das Ganze wäre ja einfach nur lustig und albern – würde sich nicht die ganze Welt auf dieses System verlassen müssen…
Wir finden das ehrlich gesagt nicht besonders drollig. Denn hinter Plattformen wie Wikifolio steckt im Grunde die selbe Denkweise, wie hinter dem gesamten System. Es geht nicht etwa darum, das System einmal grundsätzlich zu überdenken. Auch die privaten Spieler / Anleger / Strategen werden dazu erzogen, in der einfachen Kategorie „Performance“ zu denken. Das Portfolio, das am meisten Rendite verspricht, ist das beste. Es ist also gewissermaßen dasselbe in grün. Also warum sollte man solche Fonds nicht handeln und darüber berichten? Und deshalb mag es nicht wundern, dass der „Manager“ des ersten Social Trading Portfolios / Fonds mit über 10 Millionen Fonds-Volumen kürzlich von Handelsblatt „Wikifolio Inside: Social Trader begeistern die Anleger“, 23.1.14) in einem eigenen Artikel vorgestellt wurde. Ebenso wenig wundert es, dass dieser derzeit wohl am stärksten gehandelte Social-Trading-Fonds eine bekannte Strategie verfolgt: Er will „in jeder Marktsituation potentielle Gewinne“ erzielen. Und er will durch „ Long-, sowie Shortpositionen (z.B. über ETF´s)“ sowohl „von steigenden als auch von fallenden Kursen gleichermaßen“ profitieren. Wie gesagt: Das Selbe in grün.
Aber obwohl das mal wieder alles so logisch erscheinen will, fragt man sich: Was ist an „Social Trading“ und dem Spiel mit kalten Zahlen eigentlich sozial? (Das ist übrigens auch der Grund, weshalb wir auf unseren Plattformen keine „Zins-Hitlisten“ zeigen...)
Aber zurück zum Artikel: Als nächstes vergleicht der Autor diese privaten Trader mit den Fondsmanagements der Großbanken. Große Finanzhäuser, so schreibt er, würden sich bei solch „innovativen Ideen und Neuerungen“ ja meist etwas schwertun. Weil Diskussionen sich hier schon einmal quälend in die Länge ziehen und viele Spezialisten und Gremien gehört werden müssten, kämen am Ende häufig „Kompromisse“ und „Mainstream“ heraus. Woher er diese Erkenntnisse zieht, steht in dem Artikel nicht drin. Man fragt sich aber schon, ob ihm die permanent neu erfundenen Produkte z.B. der Deutschen Bank wie „Short-ETF“, Dark Pools in Asien und all die wahnsinnigen Derivat- und Wettkonstruktionen noch nicht „innovativ“ genug gewesen sind… Uns würde es auf jeden Fall reichen. Naja, genau genommen wollte der Autor mit diesem Artikel eigentlich nur ein wenig Werbung für die kleineren Vermögensverwalter machen, die er offenbar hauptberuflich berät. Ist ok.
Aber man fragt man sich halt schon: Welches Interesse hat eigentlich das Handelsblatt, dieses Thema (übrigens gleich zweimal innerhalb von einer starken Woche) zu besprechen? Die Antwort darauf dürfte wohl relativ einfach ausfallen: Was man an der Börse handeln kann und nicht bei drei auf dem Baum ist, wird halt ins System eingebaut. Und nachdem man sich im letzten Jahr so für das passive Management mit ETF, die nur Indices abbilden, stark gemacht hat, geht man jetzt wieder in Richtung aktiv. Wer rastet, der rostet. Da sind die „Social Trading Fonds“ ja mal eine willkommene Abwechslung. Hauptsache, man kann die Rendite messen.
Bleibt die letzte Frage: Und was lehrt uns das jetzt eigentlich? Naja, man kann es vielleicht so sagen:
Im Grund ist es eigentlich ohnehin egal, wer solche Fonds aktiv oder passiv innovativ oder mainstreamig entwickelt und emittiert. Hauptsache Rendite. Was verkauft werden kann, wird verkauft. Was darüber berichtet werden kann, wird berichtet. Ein riesiges Monopoly-Spiel. Was die möglichen Verluste angeht, spielt die Qualität des Konzepts oder des Managements ja eh keine Rolle. Denn, so kann man in dem Artikel auch lesen: „Auch die Titanic“ wurde ja schließlich „von ausgewiesenen Profis gebaut“. Ja dann.
Ach, das Ganze wäre ja einfach nur lustig und albern – würde sich nicht die ganze Welt auf dieses System verlassen müssen…
Kommentare
www.handelsblatt.com/finanzen/fonds/nach...all/9404594- all.html
Eigentlich diene ?social banking? dazu, den Opportunismus der Anbieter ? Zitat: ?die Verfolgung des Eigeninteresses unter Zuhilfenahme von List? ? auszuschalten, aber gleichzeitig ?das finanzielle Eigeninteresse der Individuen einer sozialen Gemeinschaft? zu fördern. In diesem Sinne könne mit Plattformen wie Wikofolio ?jedermann zu seinem eigenen Zertifikateemit tenten und quasi Hedgefondsmanag er werden?.
Ja wenn das so ist, dann danke. Als hätten wir nicht schon genug Zertifikate und Hedging-Experten. Laut des Deutschen Derivateverband s lag das Marktvolumen von Derivaten im vergangenen Jahr bis zum November bei etwa 98 Milliarden Euro. Etwa die Hälfte davon waren sogenannte ?strukturierte Produkte?. An den Börsen Frankfurt und Stuttgart wurden 2013 insgesamt 451.706 Anlagezertifika te und 591.255 Hebelprodukte gehandelt. Über die Hälfte dieser Produkte wurden von Deutsche Bank, Commerzbank und UBS erfunden und emittiert.
Viel mehr muss man dazu nicht sagen. Oder denkt wirklich irgend jemand, dass die Sache besser wird, wenn man die Fehler der anderen ab sofort selbst macht??
www.wsj.de/article/ SB1000142405270230433...211262958134256.html