Fitschen vs. Schick„Aktionäre müssen bluten“
Jaja, schon klar: Wie u.a. das Handelsblatt („Fitschen vs. Schick„Aktionäre müssen bluten“, 13.2.14) berichtet, habe sich Deutsche-Bank-Chef Fitschen im Rahmen einer Podiumsdiskussion „selbstkritisch“ gezeigt. Eine Bank, so soll er gesagt haben, müsse pleitegehen können. Die Aktionäre müssten bluten, die nächsten Gläubiger ebenfalls. Und überhaupt dürfe der Staat nie wieder mit Steuergeldern hineingezogen werden. Wäre ja nett, wären da nicht so ein paar andere Dinge, die man auch im Netz lesen kann…
Wir sehen jetzt mal für einen Moment davon ab, dass diese Podiumsdiskussion ausgerechtet bei der Vorstellung eines kritischen Buchs des Grünen Gerhard Schick stattfand. Wir vergessen auch den Umstand, dass die Anwesenheit Fitschens sicherlich eine ebenso verkaufsfördernde Wirkung hatte, wie die fast zeitgleiche Teilnahme von FItschens Vorstandskollegen Jain bei der Vorstellung des neuen Buches von Ex-Kanzler Gerhard Schröder. Darüber müsste man separat nachdenken....
Stattdessen konzentrieren wir uns nur auf dem im Artikel zitierten Satz Fitschens über die „blutenden Aktionäre“: Solche Äußerungen kann man nämlich „so“ oder „so“ interpretieren:
- Gelobt die Deutsche Bank tatsächlich Besserung?
- Oder legt sie nur Wert darauf, dass Geschäfte in Zukunft halt so gemacht werden, dass „die Märkte“ ihre Geschäfte fortan so gestalten, dass die Gewinne und Verluste halt in „den Märkten“ bleiben?
Allemal scheint das Verhalten der Deutschen Bank an den Orten, wo das wirklich große Geld gedreht wird, sich nicht sehr verändert zu haben. Man stellte sich nur auf die veränderten Regeln ein.
Das gilt, wie man sehen wird, zum Beispiel auch für den schon am 20.10.2011 von der Europäischen Kommission veröffentlichten „Vorschlag für die VERORDNUNG DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES über Insider-Geschäfte und Marktmanipulation (Marktmissbrauch)“ (2011/0295 (COD)). Der stellte nämlich nicht ohne Grund fest, dass eines der großen zu lösenden Probleme die sogenannten „Multilateralen Trading Facilities“ (Dark Pools) sind, mit denen die Märkte die Regulierungsbemühungen der EU umgingen:
„Seit der Verabschiedung der MiFID-Richtlinie werden Finanzinstrumente jedoch zunehmend auf MTF und auf anderen Arten von OTF wie Swap-Ausführungssystemen oder sog. Broker-Crossing-Systemen oder ausschließlich außerbörslich gehandelt.“
Auf deutsch heißt dass: Wenn die EU die regulierten börslichen Märkte stärker reguliert werden, dann machen die Märkte eben ihre eigenen Marktplätze auf und regeln ihre Sachen selbst. Nun sollte man ja denken: Nachdem die Deutsche Bank ja nun so schön geläutert daherkommt, sollte sie sich ja künftig an die Regeln und an die geregelten Märkte halten. Tut sie das?
Naja, wenn man den Ende 2012 vom „Senior Quantitative Strategist“ der Deutschen Bank im Automated Trader Magazine („European Dark Pools: Quality, Control and Change“, Ausgabe 25) publizierten Artikel liest, hat man nicht den Eindruck: Dort geht es eben um die Dark Pools der Deutschen Bank, für deren Glanz und Gloria der Deutsche Bank-Mann fleißig Werbung macht. Dort heißt es zum Beispiel:
Der 2010 eröffnete Dark Pool SuperX der Deutschen Bank liege seit 2011 ständig unter den Top 3 der 18 europäischen Dark Pools. Im Dezember 2011 sei er gar zum umsatzstärkten Dark Pool für „non-displayed“ – also an der Regulierung vorbeilaufenden – Liquidität erklärt worden. Im März 2012, so berichtet er stolz, sei der „SuperX“ dann schon der zweitgrößte Dark Pool gewesen. (For December 2011 SuperX was ranked the largest venue by turnover for non-displayed liquidity in Europe; in March 2012 SuperX was the second largest European dark pool. )
Werden die anstehenden Regulierungsmaßnahmen daran etwas ändern? Hört man den Ober-Strategisten der Deutschen Bank, solle man sich da mal keine Sorgen machen: Als Broker und Betreiber eines der größten Large Pools in Europa. So liest man in seinem Artikel, sei die Deutsche Bank gut für Veränderungen in der Regulierung aufgestellt. Und sie werden auch weiterhin die Art von „dunkler Liquidität“ bereitstellen, die von den Kunden gewünscht würden („As a broker and the operator of one of the largest European dark pools, Deutsche Bank is well positioned to adapt to pending changes in regulation, and is committed to using its experience and expertise to continue to provide and source the particular kinds of dark liquidity that its buy-side and other clients are demanding.“) …
Ja, aus dieser Sicht kann man das schon verstehen, dass es dem Deutsche Bank Chef Fitschen lieber ist, wenn beim nächsten Mal „die Aktionäre bluten müssten“. Weil die Deutschbänker sich ihrer Sache wahrscheinlich immer noch sicher sind: Solange das nicht ihre Aktionäre sind, kann ihnen das ja egal sein…
Wahrscheinlich lachen sich die beiden Deutsche Bank Chefs im stillen Kämmerchen kaputt über ihre eigenen Auftritte bei Veranstaltungen von Grünen und Sozis…
Wir sehen jetzt mal für einen Moment davon ab, dass diese Podiumsdiskussion ausgerechtet bei der Vorstellung eines kritischen Buchs des Grünen Gerhard Schick stattfand. Wir vergessen auch den Umstand, dass die Anwesenheit Fitschens sicherlich eine ebenso verkaufsfördernde Wirkung hatte, wie die fast zeitgleiche Teilnahme von FItschens Vorstandskollegen Jain bei der Vorstellung des neuen Buches von Ex-Kanzler Gerhard Schröder. Darüber müsste man separat nachdenken....
Stattdessen konzentrieren wir uns nur auf dem im Artikel zitierten Satz Fitschens über die „blutenden Aktionäre“: Solche Äußerungen kann man nämlich „so“ oder „so“ interpretieren:
- Gelobt die Deutsche Bank tatsächlich Besserung?
- Oder legt sie nur Wert darauf, dass Geschäfte in Zukunft halt so gemacht werden, dass „die Märkte“ ihre Geschäfte fortan so gestalten, dass die Gewinne und Verluste halt in „den Märkten“ bleiben?
Allemal scheint das Verhalten der Deutschen Bank an den Orten, wo das wirklich große Geld gedreht wird, sich nicht sehr verändert zu haben. Man stellte sich nur auf die veränderten Regeln ein.
Das gilt, wie man sehen wird, zum Beispiel auch für den schon am 20.10.2011 von der Europäischen Kommission veröffentlichten „Vorschlag für die VERORDNUNG DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES über Insider-Geschäfte und Marktmanipulation (Marktmissbrauch)“ (2011/0295 (COD)). Der stellte nämlich nicht ohne Grund fest, dass eines der großen zu lösenden Probleme die sogenannten „Multilateralen Trading Facilities“ (Dark Pools) sind, mit denen die Märkte die Regulierungsbemühungen der EU umgingen:
„Seit der Verabschiedung der MiFID-Richtlinie werden Finanzinstrumente jedoch zunehmend auf MTF und auf anderen Arten von OTF wie Swap-Ausführungssystemen oder sog. Broker-Crossing-Systemen oder ausschließlich außerbörslich gehandelt.“
Auf deutsch heißt dass: Wenn die EU die regulierten börslichen Märkte stärker reguliert werden, dann machen die Märkte eben ihre eigenen Marktplätze auf und regeln ihre Sachen selbst. Nun sollte man ja denken: Nachdem die Deutsche Bank ja nun so schön geläutert daherkommt, sollte sie sich ja künftig an die Regeln und an die geregelten Märkte halten. Tut sie das?
Naja, wenn man den Ende 2012 vom „Senior Quantitative Strategist“ der Deutschen Bank im Automated Trader Magazine („European Dark Pools: Quality, Control and Change“, Ausgabe 25) publizierten Artikel liest, hat man nicht den Eindruck: Dort geht es eben um die Dark Pools der Deutschen Bank, für deren Glanz und Gloria der Deutsche Bank-Mann fleißig Werbung macht. Dort heißt es zum Beispiel:
Der 2010 eröffnete Dark Pool SuperX der Deutschen Bank liege seit 2011 ständig unter den Top 3 der 18 europäischen Dark Pools. Im Dezember 2011 sei er gar zum umsatzstärkten Dark Pool für „non-displayed“ – also an der Regulierung vorbeilaufenden – Liquidität erklärt worden. Im März 2012, so berichtet er stolz, sei der „SuperX“ dann schon der zweitgrößte Dark Pool gewesen. (For December 2011 SuperX was ranked the largest venue by turnover for non-displayed liquidity in Europe; in March 2012 SuperX was the second largest European dark pool. )
Werden die anstehenden Regulierungsmaßnahmen daran etwas ändern? Hört man den Ober-Strategisten der Deutschen Bank, solle man sich da mal keine Sorgen machen: Als Broker und Betreiber eines der größten Large Pools in Europa. So liest man in seinem Artikel, sei die Deutsche Bank gut für Veränderungen in der Regulierung aufgestellt. Und sie werden auch weiterhin die Art von „dunkler Liquidität“ bereitstellen, die von den Kunden gewünscht würden („As a broker and the operator of one of the largest European dark pools, Deutsche Bank is well positioned to adapt to pending changes in regulation, and is committed to using its experience and expertise to continue to provide and source the particular kinds of dark liquidity that its buy-side and other clients are demanding.“) …
Ja, aus dieser Sicht kann man das schon verstehen, dass es dem Deutsche Bank Chef Fitschen lieber ist, wenn beim nächsten Mal „die Aktionäre bluten müssten“. Weil die Deutschbänker sich ihrer Sache wahrscheinlich immer noch sicher sind: Solange das nicht ihre Aktionäre sind, kann ihnen das ja egal sein…
Wahrscheinlich lachen sich die beiden Deutsche Bank Chefs im stillen Kämmerchen kaputt über ihre eigenen Auftritte bei Veranstaltungen von Grünen und Sozis…
Kommentare
www.handelsblatt.com/politik/deutschland...all/9479444- all.html
www.gute-banken.de/gb/meldungen/257-deut...ection-in- asien.html
Übrigens: Wenn man mal bei einer Suchmaschine die Kombination aus den Worten "Dark Pool" und "Fitschen" eingibt, gibt das keinen wirklichen Treffer.
Bei Jain wird man da wenigstens einmal schön fündig: Am 12. Mai 2010 hielt er in seiner damaligen Funktion als Head of Global Markets und Member of the Management Board auf der zwölften "UBS Global Financial Services Conference" in New York einen Vortrag. Dort pries er auf seiner Liste der Wachstums-Maßnahmen auch den ?Launch of internal dark pools (also in Europe)? an. Soll also keiner sagen, er wüsste von solchen Dingen nichts?
www.automatedtrader.net/articles/sponsor...tycontrol-and- change