claim von gute-banken

Weniger Gewinn-weniger Dividende

Ein seltsamer Tag: Zwei Überschriften im Handelsblatt lassen einen die Stirn runzeln. In einen freut sich eine Bank über weniger Gewinn („STAATLICHE FÖRDERBANK: KfW freut sich über weniger Gewinn“, 14.4.14) – in der anderen („Blackrock fordert: Konzerne sollen weniger Dividende zahlen“ 14.4.14) fordert der Chef des weltweit größten Vermögensverwalters „weniger Dividenden“ und mehr Investitionen von den Unternehmen, an denen er beteiligt ist. Da fragt man sich schon: Kehrt jetzt langsam Vernunft ein?

Betrachten wir zunächst die Bank, die sich über „weniger Gewinn“ freut.

Dabei handelt es sich um die staatliche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Vor diesem Hintergrund könnte diese Freude ja tatsächlich Sinn machen. Wenn es tatsächlich darum ginge, mehr Geld für ihren eigentlichen Zweck einzusetzen. Auf ihrer Website formuliert sie diesen Zweck so:

„Wenn Banken ihre Aufgaben nicht erfüllen, kann die Wirtschaft nicht investieren und wächst langsamer, können kleine Leute keine großen Pläne schmieden: Der Traum vom Haus, vom eigenen Unternehmen bliebe nur ein Traum. Die KfW ist sich als Förderbank ihrer Verantwortung bewusst.“ Sie habe sich, so formuliert sie das auf Ihrer Website, jetzt „für Verantwortung entschieden“. Ein bemerkenswerter Satz nicht zuletzt auch deshalb, weil die KfW das in den letzten Jahren wohl nicht immer so gesehen und deutlich gemacht hatte. Leider freut sie sich vor allem deshalb über weniger Gewinn, weil die Überschüsse "immer wieder Begehrlichkeiten in der Politik geweckt" hätten…

Nun werfen wir noch einen Blick auf den Großinvestor , der sich über weniger Dividenden freuen würde.

Da sieht die Sache ein wenig anders aus. Blackrock, so liest man, verwalte ein Vermögen von ca. 4 Billionen Dollar. Laut einem Artikel von FOCUS-Online („Blackrock-Chef Laurence Fink: Dieser Schattenmann regiert mit vier Billionen Dollar die ganze Welt“, 14.1.14) sei das mehr als die Deutsche Bank, Goldmann Sachs und JP Morgan zusammen hätten und entspräche außerdem dem zehnfachen Haushalt der Bundesrepublik Deutschland.

Und obwohl er selbst ein wesentlicher Player an den Kapitalmärkten ist, spricht er darüber, als würde er sie von außen betrachten:

Er habe nämlich Bedenken wegen der„kurzfristigen Forderungen der Kapitalmärkte“. Anstatt ihre Investoren durch kurzfristige Dividenden zufrieden zu stellen, sollten die Unternehmen, so zitiert ihn das Handelsblatt, lieber mehr Geld in „Produkte, Innovationen aber auch in strategische Optionen wie Übernahmen“ investieren. Das macht insofern Sinn, als der Begriff des „Shareholder Value“ ja nicht nur durch Profitabilität – also Dividenden – sondern auch aus „Wachstum“ – also nachhaltig steigenden Unternehmenswerten bzw. Börsenkursen definiert ist. Dass die Werte tatsächlich durch unternehmerische Maßnahmen wirklich nachhaltig steigen und dem Anleger solide und kontinuierliche Dividenden bezahlen können, wäre natürlich der eigentliche Sinn der Sache.

Solange sich die „Märkte“ allerdings mehr mit Derivaten, strukturierten Produkten und Gewinnen aus kurzfristigen Wertdifferenzen als mit nachhaltigen Werten beschäftigen, bleibt es wohl ein frommer Wunsch.

Ja, wenn die Funktion des Geldes kein Selbstzweck mehr sein müsste und mal wieder nur als Investitions- oder Kreditmittel zum Zweck der Schaffung von nachhaltigem Wohlstand für alle gesehen würde – das wäre dann ja praktisch so, wie bei das bei Genossenschaftsbanken und Sparkassen mehrheitlich gelebt wird…
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Kommentare

Kommentare 

+3 # Autor 2014-04-14 13:53
Über die durchaus nicht nur an der Verantwortung ausgerichteten strategischen Sichtweisen der KfW hatten wir uns vor vier Jahren schon mal ausgelesen. Liest sich immer noch interessant?

www.gute-banken.de/gb/meldungen/380-bank...dite- reduzieren.html
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