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Börsenpsychologie: Werde ich träumen, Dr. Chandra?

Seltsam: Das Handelsblatt („Die Börsen – viel Psychologie, kaum Fakten?“, 2.7.14) nimmt sich eines Themas an, das im Grunde immer weniger relevant ist: Den Einfluss von Emotionen auf Marktbewegungen. Ach ja, denkt man, und ist mal gespannt worauf das hinausläuft. Und so liest man und liest und liest, hört wie immer das Urteil von Experten –aber es passiert nichts Neues…

Die zitierten Experten Thesen des Artikels mal in Kurzform:

- Eigentlich gehe man in der Theorie ja immer vom Idealbild des Homo Oeconomicus aus, der stets logisch, rational, vollkommen emotionslos und vor allem „immer eigennützig“ denke. Nur leider sei „der echte Mensch“ halt gar nicht so.
- Deshalb gebe es ja nun auch einen Forschungszweig, der sich – jetzt kommt’s – mit dem „pseudo-rationalen Anlageverhalten“ beschäftige. (Wohl auch um es seinerseits „pseudo-rationalisieren“ zu können? Naja.)
- Das geht total wissenschaftlich vonstatten: Ein Experte für Börsenpsychologie „misst“ sogar wöchentlich, dass die Wahrnehmung der Menschen schon nicht nur rational, sondern auch emotional geprägt sei.
- Und auch der Börsenpapst Kostolany hatte ja gesagt: Die Börse reagiere gerade mal zu zehn Prozent auf Fakten – ergo basierten 90% auf Psychologie.
- Allerdings, so sagen Kollegen von Kostolany, gelte diese Regel eigentlich nur für die „ganz kurze Frist von Wochen und wenigen Monaten“
- Deshalb sollten „Value-Investoren und auch Privatanleger“ besser, langfristig und fundamental anlegen – und die „kurzfristige Psychologie“ doch lieber außer Acht zu lassen.
- Wer nämlich hochemotional handele, mache ziemlich sicher Fehler – und die kosten leider fast immer viel Geld.
- Denn in Wirklichkeit, so ein anderer Experte für Börsenpsychologie, spiele die Sache mit der Psychologie eigentlich nur aus einem lästigen Grund so eine große Rolle: Dummerweise können man die Zukunft der Unternehmen nie so richtig sicher einschätzen. Die Zukunft drücke sich aber aus Börsensicht in zu erwartenden „Zahlungsströmen“ aus (auf deutsch: künftiger Gewinn oder Verlust).

Ja gut. Und was lehrt uns dieses? Je kürzer desto psychologischer – oder wie nun genau?
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Kommentare

Kommentare 

+1 # Autor 2014-07-03 12:54
Das wäre ja insofern total psychologisch, als sich der Marktanteil des Hochfrequenzhan dels in letzten Jahren in Europa auf über 40 Prozent und in den USA auf bis zu 70 Prozenter erhöhte. So wird das ja überall (z.B. bei Spiegel Online ?Turbo-Aktienhändler "Dann wird geschossen"?, 23.8.13) gemessen und geschrieben. Und kurzfristiger als in Millisekunden geht?s ja kaum noch.

Nein, irgendwie geht diese alte Rechnng einfach nicht mehr auf. Man wird das Gefühl los, als wolle man sich ? und uns einreden ? dass ?in den Märkten? noch irgendwas etwas mit irgendwas oder gar mit einem selbst zu tun haben könnte. Die Rede von der Psyche ist wohl eigentlich nur noch dafür da, an all dem den verständlichen Wunsch nach einer Teilhabe / Einflussnahme oder auch einem noch irgendwo aufscheinenden Stückchen gesellschaftlic hen Sinn aufrecht zu erhalten.

Es geht seit langem nicht mehr um Werte, sondern nur noch um Wertdifferenzen , die jetzt konsequent einfach so schnell gemessen und genutzt werden, wie es technisch möglich ist. Langst viel schneller, als dass die menschliche Wahrnehmung oder gar die menschliche Seele / Psyche das noch emotional oder rational verwursten könnte.

Da werden wohl auch börsenpsycho logische Forschungen nichts dran ändern. Höchstens vielleicht die einfache aber grundlegende Erkenntnis:

?Wieviel?? ist gar nicht die richtige Frage.

Oder vielleicht müsste die Forschung ja auch mal diese Frage stellen:

?Was fühlen wohl Algorithmen??

Und da fällt einem dann diese wundervolle Szene aus Kubricks ?2001: Odysee im Weltraum? ein. Der Computer HAL muss sich aus logischen Gründen selbst töten. Und er stellt seinem Programmierer diese herrliche Frage:

?Werde ich träumen, Dr. Chandra??

Das wäre doch auch mal ein nachdenkenswert es Modell?
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+3 # Autor 2014-07-03 12:56

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Aberglaube und Hokuspokus... auf Stammtischnivea u... aber die Leute wollen das hoeren und auch daran glauben...
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+2 # Autor 2014-07-03 13:00
So ist das wohl. Die wirklich Frage wäre ja: Warum brauchen die Menschen das?
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+4 # Autor 2014-07-03 13:05

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Weil es Menschern sind... und weil es Ihnen einen Halt gibt, egal wie abwegig... Die Bauernregel besagt, dann mach ich das so und habe ein gutes Gefuehl... und schon scheint randomness beherrschba
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+5 # Autor 2014-07-03 13:10
Dann hoffen wir mal, dass die Menschen die Märkte bei ihrer effizienten Arbeit nicht zu sehr stören? solange sie nur rumpsychologisi eren, kommt ihnen schon nix anderes in den Sinn.
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+1 # Autor 2014-07-03 13:12

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Das sit ja nun auch wieder quatsch... Maerkte handeln nicht... (Leider wird immer argumentiert die Maerkte wurden dies machen und jenes) Es sind die Kaeufer und Verkaufer, es sin dimmer handelnde Personen... und niemand hat die Macht oder gar einen Zauberstab um dauerhaft irgendeinen Vorteil zu verteidigen. Die einzigen Manipulateure sind Regierungen uind regierungsnahe Institutionen, die nach Ihren Vorstellungen Preise festlegen koennen..
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0 # Autor 2014-07-03 13:13
Du bist einfach einzig in Deiner Argumentation. Natürlich hast Du im Kern recht. Der Begriff der "Märkte" als Summe dessen was passiert, ist eine Metapher, die sich eingebürgert hat. Zum Glück versteht trotzdem jeder irgendwas drunter. Allerdings wäre es hier schon mal Zeit für einen Einspruch: Die Zeiten, in denen immer handelnde Personen im Spiel waren, sind schon eine Weile vorbei. Der Parketthandel nimmt schon stark ab. Und einzelne Kauf- oder Verkaufsentsche idungen werden ja durch Stop-Buy oder Stop-Loss automatisch ausgelöst. Das ist wohl auch eine sprachliche Doppeldeutigkei t: Handeln wie Handlung vs. Handeln wie Handel. Da könnte man jetzt lang drüber nachdenken. Wo doch heut eh kein Fussball ist?
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0 # Autor 2014-07-03 13:25

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Ich glaube wirklich, da ist ein wenig zuviel Fantasie im Spiel. Sicherlich uebernehmen Rechner heute einen grossen Teil der Arbeit, aber dass man Algorithmen einfach mal so vorsichhintrade n lassen wuerde... Klar Parkett brauch man heute nicht mehr, dafuer gibt es Telefonanlagen a la www.ipc.com/Products/Dealerboards-and-Turrets.aspx ueber die kommunziert wird... Leider leider wabern unglaublich viele Maerchen rum, was denn so alles getrieben werden wuerde... Kochen alle nur mit Wasser...
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